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Anouk: Unterschied zwischen den Versionen

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<p style="font-size:14pt;font-weight:bold;border-bottom: 1px solid black;margin-bottom:10px;margin-top:20px;">Geschichte</p>
 
<p style="font-size:14pt;font-weight:bold;border-bottom: 1px solid black;margin-bottom:10px;margin-top:20px;">Geschichte</p>
  
<p style="font-size:10pt;font-weight:bold;margin-bottom:10px;">KAPITEL I</p>
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<p style="font-size:10pt;font-weight:bold;margin-bottom:10px;">VERGANGENES</p>
  
 
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Herzschlag - Lidschlag – erwacht aus unruhigem Schlaf. Nebelschwaden wabern zwischen den Bäumen, kriechen träge aus dem Unterholz hervor. Ein verzagtes Glimmen der Glut ehe der Regen leise jeden Widerstand erstickt. Das Lagerfeuer ist erloschen. Daneben liegt ein zitterndes Bündel aus Wolfsfellen. Das Mondeslicht gibt den Blick auf zwei bleiche Schulterblätter frei. Schwarzes, langes Haar umrahmt den dürren Körper, der sich aus den Fellen erhebt. Ein zierliches Wesen – ein Mensch – ein Mädchen.  
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Herzschlag - Lidschlag – erwacht aus unruhigem Schlaf. Nebelschwaden wabern zwischen den Bäumen, kriechen träge aus dem Unterholz hervor. Ein verzagtes Glimmen der Glut ehe der Regen leise jeden Widerstand erstickt. Das Lagerfeuer ist erloschen. Daneben liegt ein zitterndes Bündel aus Wolfsfellen. Das Mondeslicht gibt den Blick auf zwei bleiche Schulterblätter frei. Schwarzes, langes Haar umrahmt den dürren Körper, der sich aus den Fellen erhebt. Ein zierliches Wesen – ein Mensch – ein Mädchen.
 
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''Taranis meint es nicht gut mit mir...''
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'''"Taranis meint es nicht gut mit mir ..."'''
  
 
Das Mädchen im Wolfspelz steht auf. Die nackten Füße werden in weite Stiefel gesteckt. Hab und Gut wird eingepackt. Aufbruch. Ein Schatten bewegt sich lautlos durch den Wald – geführt vom Herz einer Jägerin.
 
Das Mädchen im Wolfspelz steht auf. Die nackten Füße werden in weite Stiefel gesteckt. Hab und Gut wird eingepackt. Aufbruch. Ein Schatten bewegt sich lautlos durch den Wald – geführt vom Herz einer Jägerin.
  
''Eine Höhle...''
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Ihr Weg führt sie in ein finsteres Loch zwischen den Felsen. Keine Furcht. Sie ist die Bärentöterin - und dies ist die Höhle eines Bären. Aber die Höhle ist verlassen. Trockenes Holz wird vom Boden aufgeklaubt, zusammengetragen, aufgeschichtet und mit Feuerstein, Feuerschläger und Zunderpilz entfacht.
 
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Aufmerksame Augen suchen den Boden nach Spuren ab. Einige Momente später wird die Höhle betreten. Keine Furcht. Sie ist die Bärentöterin - und dies ist die Höhle eines Bären. Aber die Höhle ist verlassen. Trockenes Holz wird vom Boden aufgeklaubt, zusammengetragen, aufgeschichtet und mit Feuerstein, Feuerschläger und Zunderpilz entfacht.
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''Besser als nichts...''
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Die regennassen Kleidungsstücke werden ans Feuer gelegt. Die Bärentöterin sitzt davor, die Beine dicht an den Körper herangezogen, die Arme darum geschlungen. Der Bogen liegt griffbereit neben ihr auf dem felsigen Boden. Sie entspannt sich – ein Seufzen entweicht ihrer zarten Kehle. Sie schließt die Augen.
 
Die regennassen Kleidungsstücke werden ans Feuer gelegt. Die Bärentöterin sitzt davor, die Beine dicht an den Körper herangezogen, die Arme darum geschlungen. Der Bogen liegt griffbereit neben ihr auf dem felsigen Boden. Sie entspannt sich – ein Seufzen entweicht ihrer zarten Kehle. Sie schließt die Augen.
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In ihrem Kopf entstehen Formen und Farben – Bilder – Erinnerungen an die vergangenen Tage, gemischt mit dem Knistern der brennenden Holzscheite. Nasenflügel zucken als der Rauch des Feuers ihr Gesicht erreicht. Eine große Hand legt sich sanft auf ihre Schulter. Das dürre Mädchen schmiegt sich schutzsuchend an den warmen, kräftigen Körper. Ein tiefer Atemzug – ein zaghaftes Lächeln. Der Geruch von Rauchkraut steigt ihr in die Nase.
 
In ihrem Kopf entstehen Formen und Farben – Bilder – Erinnerungen an die vergangenen Tage, gemischt mit dem Knistern der brennenden Holzscheite. Nasenflügel zucken als der Rauch des Feuers ihr Gesicht erreicht. Eine große Hand legt sich sanft auf ihre Schulter. Das dürre Mädchen schmiegt sich schutzsuchend an den warmen, kräftigen Körper. Ein tiefer Atemzug – ein zaghaftes Lächeln. Der Geruch von Rauchkraut steigt ihr in die Nase.
  
''Hauptmann...''  
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'''"Hauptmann ..."'''  
  
 
Sie drückt ihren Kopf an seine Brust – Haut auf Haut. Er vergräbt sein Gesicht in ihrem wilden Haar. Es riecht nach Tannennadeln, Moos, frischem Holz und feuchter Erde. Sie ist ein Kind aus dem Wald. Ihre schlanken Finger ertasten zögerlich, zitternd, doch forschend die Narben auf seinem Oberkörper. Der Kopf wird angehoben, ihre Blicke treffen sich – scheues Reh und hungriger Wolf. Lippenpaare hängen aneinander. Seine Hände schieben sich langsam, doch bestimmt unter ihr Hemd.
 
Sie drückt ihren Kopf an seine Brust – Haut auf Haut. Er vergräbt sein Gesicht in ihrem wilden Haar. Es riecht nach Tannennadeln, Moos, frischem Holz und feuchter Erde. Sie ist ein Kind aus dem Wald. Ihre schlanken Finger ertasten zögerlich, zitternd, doch forschend die Narben auf seinem Oberkörper. Der Kopf wird angehoben, ihre Blicke treffen sich – scheues Reh und hungriger Wolf. Lippenpaare hängen aneinander. Seine Hände schieben sich langsam, doch bestimmt unter ihr Hemd.
  
Herzschlag – Lidschlag – entrissen aus ihren Gedanken. Sie ist allein – frierend, müde, hungrig.  
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Herzschlag – Lidschlag – entrissen aus ihren Gedanken. Sie ist allein – frierend, müde, hungrig.
 
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''Deine Hände... Was hast du mit mir gemacht? Egal, ob du Wolf bist oder Hirte... ich werde dir folgen, wohin du auch gehst. Ich vertraue dir... Ich habe dir schon vertraut, als wir uns zum ersten Mal trafen - dort am Lagerfeuer im Armenviertel. Halt mich fest... und lass mich nie wieder los.''
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'''"Deine Hände ... Was hast du mit mir gemacht? Egal, ob du Wolf bist oder Hirte - ich werde dir folgen, wohin du auch gehst. Ich vertraue dir. Ich habe dir schon vertraut, als wir uns zum ersten Mal trafen - dort am Lagerfeuer im Armenviertel. Halt mich fest und lass mich nie wieder los."'''
  
 
Das Feuer spendet Wärme, malt Schatten an die Wände. Die Flammen tanzen züngelnd. Ein Augenpaar blinzelt müde – das eine blau, das andere grün – doch Schlaf findet das Mädchen nicht.
 
Das Feuer spendet Wärme, malt Schatten an die Wände. Die Flammen tanzen züngelnd. Ein Augenpaar blinzelt müde – das eine blau, das andere grün – doch Schlaf findet das Mädchen nicht.
  
 
Der Schrei des Raben durchbricht die Stille. Er verkündet Unheil. Der Bote Morrigus erscheint in  Begleitung einer gebeugten Gestalt, die am Höhleneingang steht.
 
Der Schrei des Raben durchbricht die Stille. Er verkündet Unheil. Der Bote Morrigus erscheint in  Begleitung einer gebeugten Gestalt, die am Höhleneingang steht.
 
''Meine Augen spielen mir einen Streich...''
 
  
 
Herzschlag – Lidschlag – Traum oder Wirklichkeit? Die Bärentöterin springt auf. Doch die Gestalt ist verschwunden. Dann der Schrei des Raben – diesmal aus einiger Entfernung. Die Jagd beginnt. Das Blut rauscht durch die Venen – jede Faser ihres Körpers spannt sich an. Sie rennt los – ohne Kleidung, ohne Schuhe – nur das Ziel vor dem inneren Auge. Jetzt ist sie Raubtier.  
 
Herzschlag – Lidschlag – Traum oder Wirklichkeit? Die Bärentöterin springt auf. Doch die Gestalt ist verschwunden. Dann der Schrei des Raben – diesmal aus einiger Entfernung. Die Jagd beginnt. Das Blut rauscht durch die Venen – jede Faser ihres Körpers spannt sich an. Sie rennt los – ohne Kleidung, ohne Schuhe – nur das Ziel vor dem inneren Auge. Jetzt ist sie Raubtier.  
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Die Erschöpfung kommt plötzlich, zwingt die zierliche Gestalt in die Knie. Konturen verschwimmen, verzerren Strauch und Geäst zu hässlichen Fratzen. Das Flüstern des Waldes verstummt.
 
Die Erschöpfung kommt plötzlich, zwingt die zierliche Gestalt in die Knie. Konturen verschwimmen, verzerren Strauch und Geäst zu hässlichen Fratzen. Das Flüstern des Waldes verstummt.
  
''Màthair?''
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'''"Màthair?"'''
  
 
Die Erinnerung an die Frau, die das Mädchen Mutter nennt, formt sich aus der grauen Masse. Die alte Druidin lächelt herzlich, blickt liebevoll durch faltenumrahmte, braune Augen. Dann wendet sie sich der gebeugten Gestalt zu, die sie bereits erwartet – und ergreift ihre Hand.
 
Die Erinnerung an die Frau, die das Mädchen Mutter nennt, formt sich aus der grauen Masse. Die alte Druidin lächelt herzlich, blickt liebevoll durch faltenumrahmte, braune Augen. Dann wendet sie sich der gebeugten Gestalt zu, die sie bereits erwartet – und ergreift ihre Hand.
  
''Màthair... du bist... tot?''
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'''"Màthair, du bist ... tot?"'''
  
 
Die Gewissheit trifft sie härter als jeder Stahl es je zu tun vermag. Es gibt keinen Zweifel.
 
Die Gewissheit trifft sie härter als jeder Stahl es je zu tun vermag. Es gibt keinen Zweifel.
  
''Màthair... was ist passiert? Warum bist du mit Morrigu gegangen?''  
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'''"Màthair, was ist passiert? Warum bist du mit Morrigu gegangen?"'''  
  
 
Die Antwort bleibt aus. Die Vision verschwimmt, wird von Schwärze verschluckt. Man sieht die zierliche Gestalt auf den toten Baum zukriechen. Sie schmiegt sich zitternd in die tröstende Umarmung der Wurzeln. Irgendwann verstummt das klagende Schluchzen und zurück bleibt nur trostlose Stille.
 
Die Antwort bleibt aus. Die Vision verschwimmt, wird von Schwärze verschluckt. Man sieht die zierliche Gestalt auf den toten Baum zukriechen. Sie schmiegt sich zitternd in die tröstende Umarmung der Wurzeln. Irgendwann verstummt das klagende Schluchzen und zurück bleibt nur trostlose Stille.
  
 
Ein paar Tage später wird man am Fuß des Baumes einen kleinen aufgehäuften Erdhügel sehen können – an der Stelle, wo das Mädchen die Runen vergraben hat – das Andenken an ihre Mutter.
 
Ein paar Tage später wird man am Fuß des Baumes einen kleinen aufgehäuften Erdhügel sehen können – an der Stelle, wo das Mädchen die Runen vergraben hat – das Andenken an ihre Mutter.
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Es ist Nacht. Der bleiche Mond wirft sein fahles Licht auf zwei dunkle Schemen, die in den Fellen liegen. Ein großer und ein kleiner Körper - der eines Mannes und der eines Mädchens. Unruhige Bewegungen, Muskelzucken, Gliederzittern - das Mädchen findet keinen Schlaf. Sie sucht ihn nicht, aber er sucht sie. Er lauert wie ein Tier im Schatten, die spitzen Zähne schon gebleckt, bereit sich in ihr zartes Fleisch zu graben. Sie hat Angst, große Angst. Sie spürt die Ruhe vor dem Sturm, hört das leise Grollen in der Ferne, sieht die dunklen Wolken aufziehen. Die Augen sind müde, so unendlich müde. Herzschlag - Lidschlag – sie schreckt hoch. ''Nein, ich darf nicht schlafen!'' Sie reißt die Augen auf, starrt in die Dunkelheit. Sie will den Körper neben sich packen, den Mann aus seinem Schlaf wecken – doch ihre Glieder gehorchen ihr nicht. Die Arme sind taub, die Beine schwer wie Blei. '''„Kordian“''', ruft sie, doch kein Laut dringt aus ihrer Kehle. '''„Kordian, wach auf!''' Die Stille erstickt ihre Worte, dringt in ihren Mund ein, drückt sich ihren Hals hinab und raubt ihr die Luft zum atmen. Sie öffnet die Lippen, versucht einzuatmen, doch die klirrende Kälte schnürt ihr die Kehle zu. Eine Kälte, die wie Feuer brennt, in Mark und Bein dringt, jegliche Hoffnung aus ihr weichen lässt - Frostbrand. Wie Spiegelglas zerbricht ihr Widerstand und ganz langsam gleitet sie aus der Wirklichkeit hinab in den Traum.
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Es ist Nacht. Der bleiche Mond wirft sein fahles Licht auf zwei dunkle Schemen, die in den Fellen liegen. Ein großer und ein kleiner Körper - der eines Mannes und der eines Mädchens. Unruhige Bewegungen, Muskelzucken, Gliederzittern - das Mädchen findet keinen Schlaf. Sie sucht ihn nicht, aber er sucht sie. Er lauert wie ein Tier im Schatten, die spitzen Zähne schon gebleckt, bereit sich in ihr zartes Fleisch zu graben. Sie hat Angst, große Angst. Sie spürt die Ruhe vor dem Sturm, hört das leise Grollen in der Ferne, sieht die dunklen Wolken aufziehen. Die Augen sind müde, so unendlich müde. Herzschlag - Lidschlag – sie schreckt hoch. '''"Nein, ich darf nicht schlafen!"''' Sie reißt die Augen auf, starrt in die Dunkelheit. Sie will den Körper neben sich packen, den Mann aus seinem Schlaf wecken – doch ihre Glieder gehorchen ihr nicht. Die Arme sind taub, die Beine schwer wie Blei. '''"Kordian"''', ruft sie, doch kein Laut dringt aus ihrer Kehle. '''"Kordian, wach auf!"''' Die Stille erstickt ihre Worte, dringt in ihren Mund ein, drückt sich ihren Hals hinab und raubt ihr die Luft zum atmen. Sie öffnet die Lippen, versucht einzuatmen, doch die klirrende Kälte schnürt ihr die Kehle zu. Eine Kälte, die wie Feuer brennt, in Mark und Bein dringt, jegliche Hoffnung aus ihr weichen lässt - Frostbrand. Wie Spiegelglas zerbricht ihr Widerstand und ganz langsam gleitet sie aus der Wirklichkeit hinab in den Traum.
  
 
Es beginnt zu schneien...
 
Es beginnt zu schneien...
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''Wo bin ich?
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'''"Wo bin ich?"'''
  
  
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''Das ist nicht mein Körper...
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'''"Das ist nicht mein Körper!"'''
  
  
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''Das sind nicht meine Gefühle...
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'''"Das sind nicht meine Gefühle!"'''
  
  
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''Nein... NEIN! Ich will nicht kämpfen!
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'''Nein ... NEIN! Ich will nicht kämpfen!'''
 
Das Mädchen wälzt sich unruhig im Schlaf.
 
Das Mädchen wälzt sich unruhig im Schlaf.
  
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''Das ist nicht mein Schmerz. Das ist nicht...
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'''"Das ist nicht mein Schmerz. Das ist nicht ..."'''
 
Ein gequältes Stöhnen entweicht der zarten Kehle. Die Gestalt krümmt sich auf den Fellen. Doch der Traum sitzt zu tief...
 
Ein gequältes Stöhnen entweicht der zarten Kehle. Die Gestalt krümmt sich auf den Fellen. Doch der Traum sitzt zu tief...
  
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Dann lachst du erneut, dieser rauhe, rollende Ton der an Rauhreif und Frost erinnert, und lehnst dich vor um seine Furcht fort zu küssen...
 
Dann lachst du erneut, dieser rauhe, rollende Ton der an Rauhreif und Frost erinnert, und lehnst dich vor um seine Furcht fort zu küssen...
  
Er blinzelt, als Schneeflocken ihm in die Augen fliegen, und du nimmst den Dolch weg und setzt dich auf, auf seinem Bauch thronend während du zu ihm hinab grinst, und dein warmes Blut über sein Bein tropft. Du beginnst dich unwohl zu fühlen, das hier fühlt sich falsch an, das hier fühlt sich nicht wie deine Erinnerung an, fremd und unangenehm. Du wisperst mit einer fremden, seltsamen Stimme: “Ich werde dich immer finden, Kordian.
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Er blinzelt, als Schneeflocken ihm in die Augen fliegen, und du nimmst den Dolch weg und setzt dich auf, auf seinem Bauch thronend während du zu ihm hinab grinst, und dein warmes Blut über sein Bein tropft. Du beginnst dich unwohl zu fühlen, das hier fühlt sich falsch an, das hier fühlt sich nicht wie deine Erinnerung an, fremd und unangenehm. Du wisperst mit einer fremden, seltsamen Stimme: '''"Ich werde dich immer finden, Kordian."'''
  
 
Die Worte fliehen von ihren Lippen wie im Fieberwahn. Endlich lässt der Zauber nach, endlich erwacht sie schweißgebadet und zitternd aus dem Traum. Die blanke Angst packt sie, die fremde Stimme hallt in ihrem Kopf wieder, der Blutrausch ist längst nicht verklungen. Emotionen, die nicht ihre sind, die sie nicht kennt und nie gespürt hat, strömen durch ihren dürren, zierlichen Körper. Der Schmerz in ihrem Oberschenkel lässt sie fast ohnmächtig werden und löst in ihr nur einen einzigen, tief verankerten Impuls aus - die Flucht zu ergreifen.
 
Die Worte fliehen von ihren Lippen wie im Fieberwahn. Endlich lässt der Zauber nach, endlich erwacht sie schweißgebadet und zitternd aus dem Traum. Die blanke Angst packt sie, die fremde Stimme hallt in ihrem Kopf wieder, der Blutrausch ist längst nicht verklungen. Emotionen, die nicht ihre sind, die sie nicht kennt und nie gespürt hat, strömen durch ihren dürren, zierlichen Körper. Der Schmerz in ihrem Oberschenkel lässt sie fast ohnmächtig werden und löst in ihr nur einen einzigen, tief verankerten Impuls aus - die Flucht zu ergreifen.
  
Noch in derselben Nacht verlässt das Mädchen die Hütte und rennt davon...  
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Noch in derselben Nacht verlässt das Mädchen die Hütte und rennt davon.  
  
 
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Der Wald war ihr Rückzugsort – er versprach Ruhe und Einsamkeit, wenn die Welt sich zu schnell drehte. Und das tat sie. Auf den Inseln war Zeit etwas, das nur langsam floss – eine zähe, träge Masse. Als Anouk noch in der kleinen Hütte am Moor lebte, machte sie sich keine Gedanken darüber, was der nächste Tag brachte. Ein Tag war wie der andere – die Sonne ging auf, die Sonne ging unter.
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''Der Wald war ihr Rückzugsort – er versprach Ruhe und Einsamkeit, wenn die Welt sich zu schnell drehte. Und das tat sie. Auf den Inseln war Zeit etwas, das nur langsam floss – eine zähe, träge Masse. Als Anouk noch in der kleinen Hütte am Moor lebte, machte sie sich keine Gedanken darüber, was der nächste Tag brachte. Ein Tag war wie der andere – die Sonne ging auf, die Sonne ging unter.''
  
 
Die Jägerin setzt Fuß vor Fuß - weiche Erde federt ihre Schritte, das feuchte Moos benetzt die abgetragenen Stiefel mit Tautropfen. Sie trägt ihre leichte Lederrüstung und den Hirschfänger am Gürtel – ihre einzige Wehr. Doch hier droht ihr keine Gefahr. Das Mädchen aus Galatia bewegt sich mit leisen Schritten durch das Unterholz auf den ihr bekannten Pfaden wie ein flinkes Tier. Rasch erreicht sie ihr Ziel – die alte Weide am Flussufer – ihr Ort der Reflexion. Bevor sie die gewundenen Äste hinaufklettert um sich in den Armen des Baumes zu wiegen, werden die Stiefel ausgezogen. Hier oben in den Blättern schließt sie die Augen und lässt ihre Gedanken treiben.
 
Die Jägerin setzt Fuß vor Fuß - weiche Erde federt ihre Schritte, das feuchte Moos benetzt die abgetragenen Stiefel mit Tautropfen. Sie trägt ihre leichte Lederrüstung und den Hirschfänger am Gürtel – ihre einzige Wehr. Doch hier droht ihr keine Gefahr. Das Mädchen aus Galatia bewegt sich mit leisen Schritten durch das Unterholz auf den ihr bekannten Pfaden wie ein flinkes Tier. Rasch erreicht sie ihr Ziel – die alte Weide am Flussufer – ihr Ort der Reflexion. Bevor sie die gewundenen Äste hinaufklettert um sich in den Armen des Baumes zu wiegen, werden die Stiefel ausgezogen. Hier oben in den Blättern schließt sie die Augen und lässt ihre Gedanken treiben.
  
Seit Anouk Ialo’terom verlassen hatte, war alles anders geworden. Sie wusste so wenig von der Welt und noch weniger von den Menschen. Sie konnte nur ahnen, welche Abgründe die Seele eines Menschen verbarg.  
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''Seit Anouk Ialo’terom verlassen hatte, war alles anders geworden. Sie wusste so wenig von der Welt und noch weniger von den Menschen. Sie konnte nur ahnen, welche Abgründe die Seele eines Menschen verbarg.''
  
Anouk hatte gelernt zu vertrauen – zu lieben – zu fürchten. Diese Gefühle erkannte sie unter den vielen Empfindungen, die sie durchströmten. Liebe und Angst – sie waren ihre ständigen Begleiter. Doch da gab es noch ein weiteres Gefühl, das sie in ihrem Herzen trug, eingeschlossen in einen weichen Kokon. Was konnte das sein?
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''Anouk hatte gelernt zu vertrauen – zu lieben – zu fürchten. Diese Gefühle erkannte sie unter den vielen Empfindungen, die sie durchströmten. Liebe und Angst – sie waren ihre ständigen Begleiter. Doch da gab es noch ein weiteres Gefühl, das sie in ihrem Herzen trug, eingeschlossen in einen weichen Kokon. Was konnte das sein?''
  
Die Begegnung mit dieser Frau hatte sie verändert. Die Erinnerungen der Fremden waren fest in ihre Netzhaut eingebrannt. Anouk schlief wenig und wenn sie es doch tat, schreckte sie aus dem Schlaf hoch. Sie hatte Angst um den Hauptmann, ihren Freund und Vertrauten, ihren Mann. Kordian...
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''Die Begegnung mit dieser Frau hatte sie verändert. Die Erinnerungen der Fremden waren fest in ihre Netzhaut eingebrannt. Anouk schlief wenig und wenn sie es doch tat, schreckte sie aus dem Schlaf hoch. Sie hatte Angst um den Hauptmann, ihren Freund und Vertrauten, ihren Mann. Kordian ...''
  
Sie konnte immer noch den dumpf pochenden Schmerz an der Stelle fühlen, an der die Klinge im Traum ihr Fleisch durchdrang. Sie konnte immer noch das Blut in ihren Adern rauschen hören sobald sie die Augen schloss.  
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''Sie konnte immer noch den dumpf pochenden Schmerz an der Stelle fühlen, an der die Klinge im Traum ihr Fleisch durchdrang. Sie konnte immer noch das Blut in ihren Adern rauschen hören sobald sie die Augen schloss.''
  
 
Ein tiefer Atemzug. Sie war hier, weil sie nicht gefunden werden wollte. Sie war hier, weil sie sich versteckte – vor dieser Frau und... vor Kordian. Sie vermied es ihm zu begegnen, verbrachte immer mehr Nächte außerhalb der Hütte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie darauf ansprechen würde. Doch hatte sie eine Antwort für ihn?
 
Ein tiefer Atemzug. Sie war hier, weil sie nicht gefunden werden wollte. Sie war hier, weil sie sich versteckte – vor dieser Frau und... vor Kordian. Sie vermied es ihm zu begegnen, verbrachte immer mehr Nächte außerhalb der Hütte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie darauf ansprechen würde. Doch hatte sie eine Antwort für ihn?
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'''''Kordian...'''
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'''''Kordian ...'''
  
  
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'''''Kordian ...'''
  
  
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'''''Kordian...'''
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'''''Kordian ...'''
  
  
Dort - zwischen Schulter und Hals an deinem Schlüsselbein – verhallte meine Stimme. Mein Atem strich sanft über deine Brust. Der Schmerz war kurz – zu überrascht war ich, erdrückt von den Gefühlen und erdrückt von dir – vollkommen überwältigt. Ich habe dir in die Augen gesehen – tief in dich hinein. Ich konnte deine Seele spüren. Mit zittrigen Fingern umfasste ich deine Schultern auf der Suche nach Halt. Doch meine Gedanken waren haltlos... In dem Moment, als mir die Unschuld aus den Händen glitt, fühlte ich mich echt, unverfälscht und lebendig – der Natur näher als jemals zuvor. Wir waren keine Menschen mehr, wir waren Tiere. Ich werde den Anblick nicht vergessen... Das gierige Funkeln in deinen Augen, das wölfische Grinsen auf deinen Lippen, dein kehliges Knurren in meinen Ohren. Dein schwerer Körper, die kräftigen Arme, das Spiel deiner Muskeln. Deine rauen Hände auf meiner Haut. Ich habe dir mein Blut geschenkt - und du hast es von meinen Schenkeln geleckt...  
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Dort - zwischen Schulter und Hals an deinem Schlüsselbein – verhallte meine Stimme. Mein Atem strich sanft über deine Brust. Der Schmerz war kurz – zu überrascht war ich, erdrückt von den Gefühlen und erdrückt von dir – vollkommen überwältigt. Ich habe dir in die Augen gesehen – tief in dich hinein. Ich konnte deine Seele spüren. Mit zittrigen Fingern umfasste ich deine Schultern auf der Suche nach Halt. Doch meine Gedanken waren haltlos. In dem Moment, als mir die Unschuld aus den Händen glitt, fühlte ich mich echt, unverfälscht und lebendig – der Natur näher als jemals zuvor. Wir waren keine Menschen mehr, wir waren Tiere. Ich werde den Anblick nicht vergessen. Das gierige Funkeln in deinen Augen, das wölfische Grinsen auf deinen Lippen, dein kehliges Knurren in meinen Ohren. Dein schwerer Körper, die kräftigen Arme, das Spiel deiner Muskeln. Deine rauen Hände auf meiner Haut. Ich habe dir mein Blut geschenkt - und du hast es von meinen Schenkeln geleckt.  
  
  
'''''Kordian...'''
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'''''Kordian ...'''
  
  
Du bist der Grund, warum ich hier bin. Ich habe mich verloren und einsam gefühlt. Ich habe meine Heimat verlassen – auf der Suche nach etwas das ich bis dahin gar nicht kannte. Geborgenheit... Vertrautheit... Zuneigung... Das Gefühl am richtigen Ort zu sein. Nur in deinen Armen fühle ich mich sicher und geborgen. Nur dein Lächeln lässt mein Herz höher schlagen. Nur dein Blick schenkt mir Zuversicht. Nur deine Worte machen mir Mut.  
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Du bist der Grund, warum ich hier bin. Ich habe mich verloren und einsam gefühlt. Ich habe meine Heimat verlassen – auf der Suche nach etwas das ich bis dahin gar nicht kannte. Geborgenheit. Vertrautheit. Zuneigung. Das Gefühl am richtigen Ort zu sein. Nur in deinen Armen fühle ich mich sicher und geborgen. Nur dein Lächeln lässt mein Herz höher schlagen. Nur dein Blick schenkt mir Zuversicht. Nur deine Worte machen mir Mut.  
  
 
Jedes Mal wenn du von mir gehst, ist es als ob ein kleiner Teil in mir sterben würde. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem du nicht mehr zu mir zurückkehrst. Und ich bete zu all den Göttern, dass dieser Tag noch in weiter Ferne liegt...
 
Jedes Mal wenn du von mir gehst, ist es als ob ein kleiner Teil in mir sterben würde. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem du nicht mehr zu mir zurückkehrst. Und ich bete zu all den Göttern, dass dieser Tag noch in weiter Ferne liegt...
  
  
'''''Kordian, tha thu mo cridhe - mi gradhaich a thu...'''''
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'''''Kordian, tha thu mo cridhe - mi gradhaich a thu ...'''''
  
  
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|TARGET=Elda
 
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|CONTENT=Das war schon beeindruckend auf dem Fest des wallenden Blutes - da hast du Gwynn alle Ehre gemacht... Und ein bisschen neidisch war ich auch.}}
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|CONTENT=Das war schon beeindruckend auf dem Fest des wallenden Blutes - da hast du Gwynn alle Ehre gemacht. Und ein bisschen neidisch war ich auch.}}
  
 
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|CONTENT=Ein raubeinig-verwegener Hund, der ständig Prügel einsteckt. Kordian vertraut ihm, also tue ich es auch. Ich wünschte mir nur, er würde Cahira weniger Sorgen bereiten...}}
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|CONTENT=Ein raubeinig-verwegener Hund, der ständig Prügel einsteckt. Kordian vertraut ihm, also tue ich es auch. Ich wünschte mir nur, er würde Cahira weniger Sorgen bereiten.}}
  
 
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|CONTENT=Die Frau, die ich Mutter nenne. Als ich meine Eltern verlor, nahm sie mich bei sich auf. Ich habe so viel von ihr gelernt... Jetzt, wo sie mit Morrigu gegangen ist, gibt es keinen Grund mehr für mich nach Ialo'terom zurückzukehren. Ich vermisse dich, Màthair...}}
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|CONTENT=Die Frau, die ich Mutter nenne. Als ich meine Eltern verlor, nahm sie mich bei sich auf. Ich habe so viel von ihr gelernt... Ich vermisse dich, Màthair ...}}
  
 
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|CONTENT=Du wirst gefürchtet und dennoch vertraut man dir. Wer bist du? Ich will es herausfinden...}}
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|CONTENT=Du wirst gefürchtet und dennoch vertraut man dir. Wer bist du? Ich will es herausfinden.}}
  
 
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Version vom 25. Januar 2017, 00:30 Uhr

Vorlage:Character

Der erste Eindruck

Statur: dünn, mager, mädchenhaft
Haare: wildes, ungekämmtes, schwarzes Haar
Augen: rechts grün, links blau - klarer, aber scheuer Blick
Gesicht: blass, schmutzig
Kleidung: erdverkrustet, abgetragen, zweckmäßig
Sprache: galatischer Akzent


Äußeres Erscheinungsbild

Anouk ist sehr schlank, fast mager und wirkt in ihrer gesamten Statur eher mädchenhaft. Ihre Hüften sind schmal und unter ihrer Kleidung kann man kaum den Ansatz ihrer Brüste erkennen. Nur ihre Arme wirken im Gegensatz zum Rest des Körpers kräftig und keinesfalls dürr.
Ihr langes, dunkles Haar ist wild und ungekämmt und nicht selten finden sich Blätter oder Moos darin. Ihre Augen - das rechte grün, das linke blau - werden von markanten, dunklen Augenbrauen eingerahmt. Sie hat blasse Haut, eine hohe Stirn, eine Stupsnase und schmale Lippen. Ihr Gesicht ist schmutzig, ebenso wie ihre Hände. Auch ihre Kleidung ist erdverkrustet, abgetragen und zweckmäßig. Ihr Erscheinungsbild lässt vermuten, dass sie keinen besonderen Wert auf ihr Aussehen legt. Wer sich in ihrer Nähe aufhält, wird den Geruch von Tannennadeln, frischem Holz und feuchter Erde wahrnehmen können. Sie erweckt den Eindruck als käme sie geradewegs aus dem Wald.


Charakter

Anouks Mimik und Gestik lassen eine gewisse Zurückhaltung und Scheu gegenüber anderen Menschen erkennen. Ihr Lächeln wirkt schüchtern und ihre Haltung verrät Unsicherheit. Erst wenn sie sich wohlfühlt und die Unsicherheit langsam von ihr weicht, wird man feststellen können, dass sie auch anders sein kann - mutig, stolz und manchmal auch ein wenig stur - stets jedoch mit der Naivität eines Kindes, das noch nicht viel von der Welt gesehen hat.

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Geschichte

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Gedanken

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Zitate

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