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Gösselpost 41

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Nummer 41 Mondtag, 10. Heuert, 1404 Herausgeber: Gerlach Ganter

Das Wetter

Der Sommer, werte Leserschaft, hörte vor bloß einem Tage mit einem wahrhaften Paukenschlag vorerst auf. Die süffige Hitze des Brachet, die da bei allen - außer der weiter in Uniformen schwitzenden und darob besonders finsteren Sonnenlegion - für luftige Kleidung und gute Laune sorgte, wurde in den ersten Heuerttagen von Nieselregen vertrieben. Doch was manch einer für eine kleine Abkühlung hieß, entwickelte sich zu einem Jahrhundertsturm, den Amhran so lange nicht mehr sah. Wilde Winde, Gewitter, die Blitze nach rechts und links schlugen, ja gar eine riesige Windhose soll gesichtet worden sein. In den nächsten Tagen ist jederzeit mit einer Wiederkunft des apokalyptischen Unwetters, sowie schweren Hagelstürmen und dem sporadischen Auftreten tief fliegender candarischer Beamter zu rechnen.

Wir von der Gösselpost empfehlen einen heißen Tee und einen gemütlichen Keller, wo es sich bestens darüber philosophieren lässt, dass es früher viel schwerere Stürme gab.


Der mutige H. aus L.

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Nach der Hitze kommt der Sturm und zeigt mit Macht was es bedeutet zu blasen: Dächer, Fische und Kleider fliegen gleichermassen davon!

Unser Held aber vankt nicht, er hält stand, ganz gleich welch Ungemach über ihn hereinbricht und lässt den Sturm sich am stolz emporgereckten Kinn brechen, präsentiert unverzagt die prachtvolle Standarte entschlossener Manneskraft.

Tut es ihm gleich ihr sonnenscheuen Pergamentliebhaber, Grubengräber und Herzschmerzpoeten. Stellt Euch dem Sturm und zeigt an, dass ihr mit unserem Helden in einer Reihe stehen könnt.


Chaos im Norden
Kehren die Ulgard zurück?

Es wird kaum einem Leser der Gösselpost entgangen sein, dass vor einigen Tagen erst ein löwensteiner Handelsschiff nach langer Reise endlich wieder in seinem Heimathafen eingelaufen ist. Neben der üblichen Ausbeute an Handelsware brachte das Schiff jedoch auch etwas weniger Erwartetes: Es kam mit übler Kunde von so seltsamen wie beunruhigenden Vorgängen in und um Silendir.

Angefangen haben soll alles mit einem Überfall auf einige guldenacher Fischerschiffe, als jene wie üblich noch vor Sonnenaufgang zum ersten Fang aufbrachen. Die Übeltäter konnten, soweit der Gösselpost bekannt, noch nicht genauer identifiziert werden, ihr Umgang mit den gefangen genommenen Fischern ließ jedoch Übles vermuten. So wurden die bemitleidenswerten Männer und Frauen auf brutalste Weise über die Lage in Silendir verhört: Man folterte sie, quälte sie mit dunkelster Hexerei und drohte gar mit Dämonenbeschwörungen. Die wenigen, die entkommen konnten, berichteten zudem von weitläufigen Feuern in den Wildlanden, an denen die Schiffe ihrer Folterknechte vorbeisegelten. Weiteres ließ sich bislang nicht herausfinden: Alle Überlebenden wurden, kaum dass sie Fuß auf den erlösenden Boden Guldenachs setzten, von Truppen der abtrünnigen silendirer Kirche fortgebracht, welche da die faktische Macht in Silendir darstellt, seit die Witwe des verschiedenen Herzogs samt Kindern zu einem Verwandtschaftsbesuch nach Nortgard abreiste.

Warum solch eine Sonderbehandlung, so möchte man fragen? Wozu die Geheimnistuerei, was soll da verborgen und von dem guten Volke Amhrans allgemein und der Leserschaft der Gösselpost im Speziellen verschleiert werden? Wir von der Gösselpost haben uns an den bekannten Verschwörungstheoretiker und Experten für den Bau modischer Blechhüte Darius Zebol gewandt, um Antworten zu erhalten. “Die Antworten liegen indes auf der Hand,” so der Experte. “Brände, Norden, verängstigte Fischer, Hexerei...all das kann nur eine mögliche Quelle haben: Die Ulgard kehren wieder, um Angst, Schrecken und Sklaverei über das Reich zu bringen. Ganz richtig: Wir werden alle versklavt werden. Womöglich schon morgen.”

Und so, werte Leserschaft, bleibt der Gösselpost nichts weiter übrig, als auch Euch zu ermahnen, Vorbereitungen für die unaufhaltsame Ankunft der Ulgard zu treffen. Versteckt Euer Gold, studiert Eure besten Kniefälle ein, und seid jederzeit bereit, unsere neuen Herren gebührend zu empfangen. Ein Hoch auf die Ulgard, auf dass auch sie eine wohl recherchierte Zeitschrift in ihrem Reiche zu schätzen wissen!


Treues Eheweib gesucht
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Der gut betuchte löwensteiner Bürger G. Areng (aus Gründen der Diskretion wurden wir gebeten, nicht den vollen Namen zu nennen) sucht auf diesem Wege ein treues Eheweib, das gewillt ist, ihm die nächsten Jahre zur Seite zu stehen und einen strammen Stammhalter zu schenken. Das Weib möge von hübschem Anlitz und graziler Statur sein, nicht älter als 28 Jahrläufe. Es möge mit Stil, Manieren, und einem ausgeprägten Talent für Küche und Haushalt gesegnet sein. Im Gegenzug seien weitläufige finanzielle Sicherheit und ein imposanter Ehemann geboten.

Zuschriften interessierter Damen an die Redaktion. Fräulein Violetta W. würde bei Meldung bevorzugte Behandlung zu erwarten haben.


Historisches Löwenstein
Die Mondstahlesse

1396, bevor das Unheil der zweiten Hexerkeuche seine Schatten warf, diskutierte Reichsritter Viktor Zornbrecht von Amhran als Herr der Baronie Zweitürmen die Zukunft des Eisenthals mit einer ganzen Anzahl geladener Männer und Frauen, die stellvertretend für die Interessen der Bergleute sprechen sollten.
Dass die Ausbeute immer geringer wurde, bei gleichzeitig immer schwierigeren Bedingungen war kein Geheimnis, aber bei jener Runde wurden erstmals bittere Fakten auf den Tisch gelegt: Es sei billiger grössere Mengen von Eisen, an Kupfer und Silber in Nortgard zu kaufen und die Unwägbarkeiten des Weges auf sich zu sehen, als immer tiefere Stollen in die Berge zu treiben, so hiess es und es gab wohl niemanden, der dazu nicht nicken konnte.

Was in jener Runde gefordert wurde, war nicht weniger als die offizielle Schliessung der Bergwerke auf des Reichsritter Geheiss - eine Schliessung, die es den eifrigen Kaufleuten ermöglichen würde sich ohne schlechtes Gewissen ertragreicheren Geschäften zuzuwenden.
Dazu kam es nicht, aber auch ohne höchstritterlichen Erlass wurde ein Minenschacht nach dem anderen versiegelt und wo es versäumt wurde, da füllten sich die Gänge bald mit Regenwasser, Geröll und Schutt.
Das Eisenthal hatte ausgedient, so die einhellige Meinung landauf und landab.

Alles änderte sich, als 1400 mit dem Ausbruch der Hexerkeuche die Grenzen geschlossen wurden: Auf absehbare Zeit würde es keine Erze aus dem Norden mehr geben, dafür bevölkerten umso mehr Gestrandte und Flüchtlinge die Strassen der Stadt und man hörte es an allen Ecken seufzen: Wie gern würde man all diese ungehobelten Nordleute gegen ein paar gemächliche Candarier eintauschen - aber auch dieser Weg war verschlossen.

Was wie ein unausweichlichen Schicksal ausgesehen hatte, wandelte sich unter dem Druck des Unausweichlichen: Bereits aufgegebene Steige wurden erneut beschritten, verlassene Stollen geöffnet - das Leben strömte zurück in die Berge und wenn die Arbeit auch mühsam war, so doch nicht von jener hoffnungslosen Erbärmlichkeit, wie es nur Jahre zuvor beschrieben worden war.

Während sich der Reichsritter mit anderen, dringlicheren Aufgaben befasste, blühte Zweitürmen unter der Obhut der Jehanns wieder auf: Zunächst lenkte Carl Gustav die Ströme von Material und Menschen in die richtige Richtung, dann später Siegfried Maximilian Jehann, der heute die Würde eines Freiherren trägt - und in all dieser Zeit war nie die Rede davon die Stollen vielleicht zu schliessen: Selbst als die Keuche besiegt war und die Grenzen sich wieder geöffnet hatten, schien jene Zeit der Dürre wie ein schlechter Traum zu sein.

Über die erstaunliche Wandlung mochten die Gelehrten sich die Köpfe zerbrechen, die einfachen Menschen wühlten sich weiter und tiefer in die Berge hinein, umtriebig wie Ameisen und begierig wie Elstern auf der Suche nach glänzendem Gestein.

Vielleicht war es nicht nur der pure Zufall, der zwei Bergleute schliesslich in einen der alten Stollen führte - es war gewiss aber kein Zufall, dass einer von Jenen mit einer schweren Verletzung liegenblieb, zurückgelassen zum Sterben im vermeintlich lichtlosen Dunkel.

Und während der Tunichtgut noch daran ging die dem Kameraden entrissene Beute in Schnaps umzusetzen, hüllte die Gnade des Herren Mithras den Versehrten ein und gab ihm die Kraft zu gehen und das Licht um den Ausgang zu finden. Die Geschichte des wundersamen Beistandes rief alsbald Sonnenlegion und Priesterschaft auf den Plan und als auf der Suche nach einem möglichen Ursprung der heilenden Kraft Steine bewegt und Wände eingerissen wurden, offenbarte sich ein vor langen Jahren verborgener Durchgang und dahinter ein von einer Statue beherrschter Raum zu deren Füssen eine Steintafel verkündete:

Diese Statue von Mydrion aus Mondstahl sei zu seinen Ehren errichtet, auf dass er die Mondstahlesse behüten möge.

Was niemand gesucht hatte, war gefunden worden. Was niemand vermutet hatte, war Gewissheit: An diesem Ort im Herzen des Eisenthales war vor langer Zeit ein Bau begonnen worden, hatte aber unvollendet bleiben müssen.

Nun hallten wieder Schritte und Stimmen durch die vormals stillen Gänge, aber es sollte dennoch Monde brauchen, bis alle Prüfungen bestanden waren und Goran Felsenschlag im Beisein vieler Zeugen den ersten Mondstahlbarren goss.

Um ihn scharten sich rasch Gleichgesonnene, die sich schliesslich als die "Jünger des Ranos" der Erforschung und der Wacht über den Mondstahl verschrieben.

Seitdem wartet die Mondstahlesse auf die Würdigen, behütet von einem Wächter mit einem Herz aus Gold vor einer Brücke aus Glut.


Liebesschmerzen schlimmer als Zahnschmerzen.
Weisheiten des Heilerhauses

In letzter Zeit stellen sich mehr und mehr Patienten vor, die unter ungeheuren Qualen leiden. Die Betroffenen weisen rot geränderte, ständig tränende Augen auf, sie verweigern jede Nahrungsaufnahme und sie fassen sich im Sturm der Gefühle ans Herz, als wolle ihnen jenes aus der Brust springen. Betroffen sind Frauen wie Männer gleichermaßen, selbst die stärksten Männer, welche man zum Beispiel auch in der Stadtwache zu Löwenstein finden könnte, müssen dieses Schicksal erdulden. Der Heilungsprozess ist langwierig, aber in vielen Fällen von Erfolg gekrönt.

In Ausnahmefällen aber - und hier möge Mithras helfen, dass es die Ausnahme bleibt - wird der erfahrene Heiler durch das Horchrohr, auf die Brust des Befallenen gesetzt, Zeuge, wie das malträtierte Herz zerbricht. Unappetitliches Knacken und Knirschen deutet auf das baldige Ende des Geschundenen hin. In diesen Fällen hilft ausschließlich Laudanum (hochdosiert), das Elend zu mildern.
Der weitaus höhere Anteil der Liebesleidenden aber, wird von einer allumfassenden Melancholie ergriffen. Hier liegt dann ein Überschuss an schwarzer Galle vor, welche durch die entsprechende Ernährung ausgetrieben werden kann. Es dürfen nur noch im Ofen gebackene Nahrungsmittel zu sich genommen werden, welche mit viel Honig verfeinert wurden. Dem Opfer rabiaten und mutwilligen Verlassens, können jegliche Süßspeisen, welche dem Gaumen schmeicheln, angeboten werden. Sollte der Leidende nicht zugreifen, so sind ihm die Lippen mit Wald- und Wiesenhonig zu bestreichen, notfalls sind die Hände bis zum Einwirken des Honig zu fixieren.

Mithras heilt alle Wunden, Mithras hört und sieht alles, Mithras versteht alles. Als überaus hilfreich haben sich einfühlsame Gespräche mit zum Beispiel unserer geliebten Erzpriesterin erwiesen. Wie von Balsam umflossen, wird sich die gequälte Seele erholen.

In diesem Sinne wünscht das Heilerhaus beste Genesung.


Angriff des schwarzen Ritters
Ein Bericht unseres rasenden Reporters

Kaum war die Ruhe ob der abgebrochenen Bauarbeiten an der ehemaligen Kreuzwegtaverne wieder genießbar, war sie auch wieder hinfort. Zumindest sorgt seit einigen Wochen ein besonders zwielichtiger, mysteriöser Ritter für helle Aufregung und Umwege bei Reisenden, Bewohnern des Südwaldes und der örtlichen Verwaltung. Die dunkle, schwer gerüstete wie bewaffnete Gestalt bewacht ungefragt und sicherlich auch ungebeten das Gebiet um die Mühle südlich des Kreuzbruches. Das Wesen reagiert bei Kontaktversuchen unnachgiebig brutal und attackiert sogleich, statt sich auf einen unverfänglichen Plausch einzulassen. Zumindest berichten davon einige Opfer, die nichts ahnend oder mit voller Absicht Kontakt mit der Gestalt suchten. Und ein Opfer der Waffengewalt berichtete, dass es spüren konnte, wie durch die Waffe zugefügte Wunde das Schlechte entwich. Förmlich wie heraus getrieben. Ein anderes konnte zumindest in Erfahrung bringen, dass die Wappenzier der Gestalt auf Laskandor hindeutet.

An dieser Stelle müssen Besorgte nicht zwingend zum Experten für brachiale Wesenheiten und dunkle Wegelagerer, Darius Zebol. Es genügt wohl, die Gefahr weiträumig zu meiden oder falls die Gestalt einen schon bemerkte, zumindest die zügige Flucht in sichere Gefilde anzutreten. Vorsicht ist manchmal eben doch besser als das Nachsehen haben. Nicht jede Wesenheit ist für eine sachte Unterredung verfügbar, oder willig, oder versteht eine der bekannten Sprachen Amhrans. Wenngleich die Gestalt erst zur später Abendstund gesichtet wurde, ist es ratsam, auch am Tage die Mühle unterhalb des Kreuzbruches bis auf Weiteres zu umgehen. Genug andere Pfade sind vorhanden.

Nun stellen sich mir Fragen: Wurde die Gestalt durch den Krach der Bauarbeiten hervor gelockt, gibt es einen anderen Grund und welcher mag es wohl sein, wer war dieser Ritter einst, was will es überhaupt und wieso verteidigt es ausgerechnet die Mühle

Sachdienliche Hinweise bitte an die Verwaltung Südwalds, die Sonnenlegion des Mithras in Löwenstein, die Stadtwache von Löwenstein und die Akademie von Löwenstein.


Au, ich will. Stichschmuck als Eheringersatz.
Ein Kommentar vom Schmied ihres Vertrauens

Ein Anreiz, der unter die Haut geht.

Nachdem ich in der Kolumne letzte Woche die Vorteile einer Hochzeit in Plattenrüstung aufgeschlüsselt habe, öffne ich diese Woche die Augen bei der Ringwahl. Es wird Zeit mit dem eingerosteten Brauch der Eheringe abzuschließen. Keineswegs müssen die Feinschmiede Amhran's nun um ihre Arbeit fürchten, es handelt sich noch immer um Schmuck, jedoch persönlicheren Schmuck, der unter die Haut geht. In allen erdenklichen Variationen, aus jedem Metall oder Legierung, vermag ein kunstfertiger Schmied filigranen Schmuck zu erschaffen, der mithilfe einer Nadel in die gewünschte Hautpartie gestochen wird. Der Stichschmuck kann an jeder erdenklichen Körperregion oder Gliedmaße angebracht werden und ist – sollte man selbst oder die Beschenkte nicht überzeugt sein – recht einfach wieder zu entfernen. Der Stich verheilt recht schnell und die Zier ist ungeschehen.

Der Schmerz ist nicht schlimmer als beim Stechen eines Ohrrings und kann bei bestimmten Partien – speziell in den intimeren Regionen - sogar anregend sein. Bisher wird das Thema bedauerlicherweise recht konservativ, kritisch und zurückhaltend betrachtet. Man kann nur erahnen, was sich hinter versperrten Hosen, eh Türen abspielt.
Es wird dazu geraten vorher zwingend zu prüfen, ob der Träger wohlmöglich eine Unverträglichkeit gegen das Metall hat, aus dem der auserkorene Schmuck gefertigt ist. Außer man gedenkt seinem Rivalen Schmuck schenken, so mögen Hautirritationen und Juckreiz durchaus erquickend sein. Ebenso sind Erfahrung und Geschick des Stechers von entscheidender Bedeutung, sodass nicht der Schmied des Vertrauens mit einer fachmännischen Amputation aushelfen muss. Vor allem in, als privat erachteten Körperregionen empfehle ich, einen vertrauensvollen Nadelkünstler hinzu zu ziehen. Dabei ist die Prüfung der Empfindlichkeit der gestochenen Stelle vor und nach der Prozedur selbsterklärend und geben gar Aufschluss über die Fähigkeiten des Künstlers.
Bedauerlicherweise ist es mir nicht erlaubt bereits verarbeiteten Schmuck zu präsentieren und vorzuführen. Glaubt mir, geschätze Leser, es ist besser so, sonst würde ich nicht mehr zur Ruhe kommen und ein Schmuckstück nach dem Nächsten stechen. Demnach müssen euch meine Worte überzeugen!

Ich möchte nur einen der vielen Vorteile nennen: Ist es nicht viel dramatischer bei einer möglichen Trennung – die ich gewiss nicht verschreien will – sich das Kleeblatt aus der zarten Knospe zu rupfen, anstatt unspektakulär den Ring vom Finger zu zupfen, um das bedeutungsvolle Schmuckstück dem anderen vor die Füße zu pfeffern?

Könnt ihr es kaum mehr erwarten eure Braut auf den Altar zu werfen, um sie vor Ort bei der Hochzeit stechen zu lassen? So hört auf meine Worte und vereinbart umgehend einen Termin. Anfragen werden ebenfalls gerne von der Redaktion der Gösselpost entgegen genommen – auch wenn sie noch nichts von ihrem Glück wissen.


Die Andras-Intrige

Bereits in der letzten Gösselpost wussten wir von Wilhelm Andras zu berichten, der da hinter der Spiegelaffäre von Löwenstein, dem Verschwinden mehrerer Personen und etlichen bis dahin ungeklärten Toden steckte. Seine Verbindung zu der ominösen als “Pisspfütze” bekannten Stelle am Markt von Löwenstein ist hingegen noch unbewiesen, wird jedoch für stark wahrscheinlich gehalten. Jener Schurke hat vor Kurzem erneut für einen Eklat gesorgt, indem er sich unerwartet selbsttätig der Stadtwache stellte. Spurensucher L. Waldwind äußerte sich empört dazu: “Wir haben bereits halb Candaria nach ihm durchkämmt und nun soll all die Mühe für nichts gewesen sein? Das ist höchst unverantwortliches Verhalten, das eines wahren Verbrechers nicht würdig ist!”

Diese Einschätzung mag durchaus stimmen - und darin begründet sein, dass Andras, einer weiteren unerwarteten Wendung der Ereignisse folgend, anscheinend gar kein Verbrecher ist. Ganz richtig, liebe Leserschaft: Nach eingehenden Verhören und Prüfungen wurde festgestellt, dass Wilhelm Andras nicht etwa der Täter, sondern das erste Opfer des verfluchten Handspiegels ist. Wie das, mag man sich fragen? Nun, der gescheiterte Magier gab an, eines schönen Tages aus seinem Bette entführt worden zu sein. Er kam in der Kanalisation zu sich, wo drei finstere, berobte Gestalten ihn und andere gefangen hielten, um jene dann einen nach dem anderen einem beunruhigenden Ritual zu unterziehen. Ein jeder Gefangene wurde zwischen zwei großen Standspiegeln aufgestellt (die Schnellsten unter unseren Lesern ahnen schon, was für Spiegel das waren) und nach kurzer Beschwörung angewiesen, tief in die Gänge der Kanalisation vorzudringen. Als Andras an der Reihe war, stürzte er denn bald in der Dunkelheit in eine Grube, in welcher er den Handspiegel vorfand. Er sah hinein und “erkannte”, dass er Gerechtigkeit unter die Menschen bringen müsse, indem er ihnen ebenso den Spiegel vorhalte - und den Rest, werte Leserschaft, kennt Ihr ja.

Rekonstruiert würde es also Folgendes bedeuten. Ein ominöser Verbund aus drei Hermetikern, deren Identität noch nicht abschließend festgestellt wurde, erfuhr irgendwie von dem verfluchten Spiegel, der in der Kanalisation lagert. Sie entführten also eine Reihe von Opfern, von Gescheiterten, nach denen niemand ohne Weiteres suchen würde, und setzten jene, dabei die bislang immer noch unerklärte Verbindung zwischen den Standspiegeln und dem gesuchten Handspiegel nutzend, als menschliche Wünschelruten ein. Wilhelm Andras war nun der (Un)Glückliche, bei dem dies funktionierte - und trug den Fluch fortan weiter, als die Täter seiner im Labyrinth der Kanalisation wohl nicht rechtzeitig habhaft wurden. Möglicherweise bedingte eben dies den späteren Aufbau der Standspiegel, welcher da kurze Zeit darauf für stadtweites Chaos sorgen sollte: Irgendwie wollte man versuchen, zum Handspiegel oder Andras zu gelangen.

Was nun, so möchte man sich fragen?

Zunächst einmal sei festzustellen, dass die drei wahren Täter mit Höchstdruck gesucht werden. Wilhelm Andras dient hier als wertvoller Zeuge, der mindestens einen der Schuldigen erkannt haben will. Desweiteren warten die Spiegel auf eine kundige Untersuchung durch die Hand (hoffentlich unbeteiligter) Hermetiker. Wie lange noch? Das mag allein Mithras entscheiden, sind die gefährlichen Gegenstände doch zur Zeit ein Streitobjekt zwischen Kirche und dem Freiherrn von Eisenthal, der gleichzeitig die aktuelle Magnifizenz der Akademie der Hermetik ist. Hierbei soll es den Quellen der Gösselpost zufolge darum gehen, dass der Freiherr darauf besteht, die Spiegel in der Akademie zu untersuchen, während die Kirche begründet darauf verweist, dass die Akademie zu den Hauptverdächtigen gehört und außerdem gegen einen Angriff der Untotenhorden von der anderen Seite des Spiegelglases nicht gefeit wäre. Darauf wiederum soll der Freiherr sämtlichen Angehörigen der Akademie die Untersuchung der Spiegel strengstens untersagt haben. “Wir dürfen nicht einmal mehr in ganz normale Spiegel sehen,” beklagt das Akademiemitglied Orestes C. (voller Name der Redaktion bekannt) die unhaltbaren Zustände. “Demletzt erst hing mir gut zwei Stundenläufe lang ein Salatblatt zwischen den Zähnen fest, ohne dass ich davon wusste! Mein gesellschaftliches Leben ist verwirkt!”

Ein Ende der Pattsituation ist zum Druckzeitpunkt nicht in Sicht - man darf jedoch darauf hoffen, dass die Akademie sich ihrer Verantwortung besinnt, bevor die Stadt aufgrund der schändlichen Untätigkeit einmal wieder von irgendetwas überrannt wird, womit die Hermetiker nichts zu tun gehabt haben wollen.

Wilhelm Andras befindet sich derweil samt des verfluchten Handspiegels, den man aus Sicherheitsgründen nicht von ihm trennen wollte, in der Obhut des Heilerhauses von Löwenstein, wo man ihn unter fachkundlicher Aufsicht mittels heilsamer Rutenschläge wieder zu klarem Verstand bringen will.


Gerüchte und Neuigkeiten

Wir wollen den heutigen Überblick über allfällige Neuigkeiten und Gerüchte mit einer freudigen Nachricht beginnen. Das vor einigen Wochen rätselhaft und spurlos verschwundene Fräulein Niamh (Nachname der Redaktion unbekannt) soll dank des beherzten Vorgehenes eines Suchtrupps um die Druidin Veltenbruch und den edlen Freiherrn von Eisenthal wieder aufgetaucht sein. Man fand sie in jämmerlichster Verfassung in der Wildnis, wo sie sich beim Pilzesammeln hoffnungslos verlaufen haben soll. Die junge Frau weilt nun im Heilerhaus zu Löwenstein und sammelt neue Kraft. Wir wünschen gute Besserung!

Auch nach Ravinsthal seien Grüße geboten. Die Edle Carmelina Tartsonis von Rabenstein soll Mutter quietschfideler Fünflinge geworden sein. Der Vater bleibt zum Druckzeitpunkt unbekannt, es wird jedoch gemunkelt, dass der als besonders fruchtbar bekannte ravinsthaler Schwerenöter Cois Mártainn zu dem Kindersegen beigetragen haben solll. Die Gösselpost gratuliert von Herzen!

Damit hätten sich die guten Nachrichten aus Ravinsthal jedoch auch erschöpft - kein Wunder, lauert in diesem unwirtlichen Lehen doch Verderben an jeder Ecke. Ob Raubtier, Räuber, oder der trunkene Feldwaibel der Grauwölfe, sie alle können einen unvorsichtigen Wanderer jederzeit das Leben oder doch zumindest den Geldsäckel kosten. Zu diesen üblichen Gefahren soll sich neuerdings auch ein ausgewachsener Riese gesellt haben. So groß wie 6 Häuser soll das Ungetüm sein, und so stinkend wie ein ganzer Haufen Schweinemist - besonders mutige Gesellen wissen zudem zu berichten, dass er bei einem unvorsichtigen Bisse auch so schmeckt. Wir finden: Ein weiterer Grund, zuhause zu bleiben!

Möglicherweise hängt das Auftauchen des Riesen mit einem weiteren ravinsthaler Neuzugang zusammen. Dort soll vor kurzem der ehemalige Berater des Herzogs von Silendir (welcher immer noch verschollen ist und hoffentlich nicht in eben diesem Moment zähnebleckend hinter Euch steht), Raik Askolt, aus Silendir geflohen sein, nachdem er dem Oberhaupt der abtrünnigen silendirer Mithraskirche Hermeno Falkner erfolglos mittels einer Salatgabel nach dem Leben getrachtet habe. Wir können an dieser Stelle daher nur ausdrücklich vor dem umgehenden Salatgabelmörder warnen und angehenden Attentätern empfehlen, geeigneteres Besteck wie etwa Messer zu nutzen - oder gleich zum Schwert der Hausfrauen, der verlässlichen Küchenpfanne, zu greifen.

Schließlich ist es nicht nur Ravinsthal, das Gefahren birgt. Am sonst so idyllischen Harpyenpass soll eine mörderische Fledermaus ihr Unwesen treiben. Jene hat es sich zur tückischen Taktik erkoren, einsamen Wandern durch höchste Verwirrung zuzusetzen. “Ich konnte nichts machen, sie war einfach überall,” klagte Friedhelm W., eines der Opfer, gegenüber der Gösselpost. “Sie hat mich irgendwie umzingelt!” Damit können wir, lieber Leser, nur zur Vorsicht gemahnen!

Auch Candaria ist dieser Tage nicht mehr sicher. Die üblichen Sommerspiele im Schafsweitwurf sollen jäh von dem vor zwei Tagen erst über Amhran gefegten Jahrhundersturm gestört worden sein. So hat Candaria nicht nur wie die angrenzenden Lehen mit einem heftigen Gewitter und Blitzeinschlägen zu kämpfen gehabt, sondern auch mit einer monströsen Windhose, die Häuser, Dächer und Beamte ins Meer schleuderte. Die Suche nach den Dächern und Hausresten hält zum Druckzeitpunkt noch an und das friedliche Lehen in Atem.

Unruhige Zeichen mehren sich schließlich auch in Löwenstein. So hat die Sonnenlegion vor kurzem erst eine Waffe des Himmels überreicht bekommen. Nun, zwar keine große Waffe, sondern bloß ein Schwert, und es war zerborsten, und es war weniger überreicht worden als dass es einfach herabfiel und dabei Novizin Stein beinah am Kopf erwischte. Kurzum: Jemand hat ein kaputtes Schwert nach der Legion geworfen. Inwiefern dies als ein Zeichen Mithras und nicht etwa als ein Anschlag auf das Leib und Leben der Legionäre zu werten ist, bleibt derweil noch abzuwarten. Die Gösselpost wird weiter ermitteln.

Womöglich diesem erschütternden Vorfall Rechnung tragend soll Ehrwürden Yngvar Stein neuerdings beschlossen haben, sein Haar wieder wachsen zu lassen. Die Damenwelt Löwensteins ist in heller Aufregung, und auch die Kirche soll noch um Fassung ringen. “Ich kann so etwas nicht gutheißen,” so der stetige Messebesucher Goran F., der gern unerkannt bleiben möchte. “Mit den Haaren fängt es an, und am Ende tanzen sie da drin, statt zu beten. Ich sage: Sie sollten alle eine Glatze haben!”

Um seine Frisur wird sich Bürger Ansen Peckman derweil so schnell keine Gedanken mehr machen müssen. Er soll demletzt erst zum Knappen des edlen Ritters Seysbald berufen worden sein - eine Aufgabe, die ihm, soweit man den Ritter kennt, sehr viele Liegestützen und nur sehr wenig modischen Geschmack bringen wird. Zum Auftakt soll der frischgebackene Knappe im Wald ausgesetzt worden sein: Eine Aufgabe, die nicht nur sein Geschick im Orientieren, sondern auch seine Geschwindigkeit im Weglaufen vor allerlei Wölfen und Bären prüfen soll. Die Gösselpost wünscht viel Glück!

Ein weiterer Glückspilz des Monats ist der lehensweit bekannte Geister- und Schürzenjäger Justan Schumann. Dieser soll sich gleich zwei adrette Fräuleins aus der Hauptstadt angelacht haben: Fräulein G. Ganter und ihre Freundin K. Brandt (welche an dieser Stelle keinesfalls mit der edlen Baroness Brandt verwechselt werden sollte!) sollen ihm beide ihre Gunst geschenkt haben. Auf Nachfragen hin gibt er sich noch recht bescheiden: “Geht weg oder ich schieße euch über den Haufen!” soll er unserem Reporter verlegen zugerufen haben. Wir von der Gösselpost sind dennoch beeindruckt und werden dem Geheimnis dieses Erfolgs auf der Spur bleiben!

Zumindest einen dürfte dieses Geheimnis jedoch nicht mehr interessieren. Der edle Ritter Darius Savaen von Löwenstein, seit dem letzten Mond erst mit der Baroness Kalirana Brandt von Löwenstein, Statthalterin von Südwald, verlobt, wird bereits am 23. Heuert seine Hochzeit mit der glücklichen Auserwählten feiern! Angeblich soll ein jeder, ob adlig, Bürger, oder Freier, zu der Feier eingeladen sein, wo Freibier und ebenso freie Verpflegung für einen Jeden vorgesehen sind. Ein Hoch auf den freigiebigen Ser Savaen!

Auch bei der edlen Vogtin von Löwenstein soll weiterhin die Liebe Einzug halten und die geheime Romanze mit dem ravinsthaler Hauptmann Ulfson im wahrsten Sinne des Wortes Blüten treiben. So wurden Boten der Grauwölfe bereits mehrmals dabei beobachtet, Blumengestecke in der Vogtei für die edle Dame abgegeben zu haben. Womöglich von diesem Glück beflügelt soll die Edle nunmehr einen weitreichenden Umbau des städtischen Marktplatzes befohlen haben. Der bislang unansehnliche Brunnen soll erweitert, die Stallung durch Blumenbeete und Bänkchen ersetzt werden, wenngleich böse Zungen behaupten, dass es dann immer noch nach Pferdemist stinken würde. Solcherlei Gerüchte weisen wir von der Gösselpost jedoch als reichsschädliches Gerede und ungebührlichen Pessimismus scharf zurück!


Umfrage

Wir wenden uns heute an die werte Leserschaft mit der Frage, die Jahr um Jahr die Gemüter rührt und schon manch eine Marktschlägerei zu verantworten hatte: Wie gut ist dieser Sommer?

  1. Es ist viel zu heiß!
  2. Es ist viel zu kalt!
  3. Der letzte Sommer war viel besser!
  4. Das ist kein Sommer. In meiner Jugend, da gab es noch richtige Sommer.
  5. Ich habe Sonnenbrand und mag das hier nicht.
  6. Der Winter naht!
  7. Die Leute sollten weniger anziehen.
  8. Die Leute sollten mehr anziehen.
  9. Hilfe, man hält mich seit Monaten in einem Keller fest und zwingt mich dazu, sinnlose Umfragen zu erstellen.
  10. Da ist ein Käfer in meinen Blaubeeren.
  11. Anderes, und zwar: ...

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