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Gösselpost 35

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Nummer 35 Mondtag, 20. Nebelung, 1403 Herausgeber: Gerlach Ganter


Das Wetter

Die zweite Hälfte des Nebelung empfängt uns mit Stürmen, Sturzregen, und lokalen Überschwemmungen, die jedoch vorwiegend in Ravinsthal stattfinden werden und daher keinen braven Bürger des Reiches zu kümmern brauchen. Ebenso zu rechnen sei mit reichlich Nebel. Wie jedes Jahr besteht eine etwa 10%-ige Chance, dass der Nebel tödlich giftig ist. Die Gösselpost empfiehlt daher, bei Ansicht von Nebelschwaden schleunigst das Weite zu suchen und Türen wie Fenster nicht zu öffnen, bis die weiße Gefahr vorübergezogen ist.


Die fidele M. aus L.

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Auch in unserer harten Zeit gibt es noch Zeichen und Wunder, davon ist die fidele M. aus L. überzeugt.

"Ich muss nur meine Jungfräulichkeit bewahren, dann werde ich irgendwann ein Einhorn fangen." versichert sie strahlend.


"Jeden Tag warte ich darauf, dass ein Held daherschreitet und mir sein Einhorn präsentiert.
Und wenn es endlich soweit ist, will ich so hübsch sein wie nur möglich!"

Die Gösselpost wünscht dem Unterfangen viel Erfolg und hofft der berühmte Einhornpräsentator D. Zobel hört nicht zu bald von diesem Gesuch.

Wir werden es ihm jedenfalls nicht verraten.


Historisches Löwenstein
Die Kanalisation

Auf meiner Suche nach der Geschichte Löwensteins war die Kanalisation stets eine ebenso interessante wie verstörende Konstante.

Der Aufbau des Rosenviertels durch Sybilla von Rosenfeld? Die Kanalisation war bereits da.
Die Wirren des Jahres 1111? Auch in den Kanälen gab es Tumulte.
Die Ernennung des ersten Stadtrates 876? Einer der besten noch erhaltenen Pläne der Kanalisation datiert auf dieses Jahr.
Der Umbau des alten Glockenturms im Jahre 408? Die Kanäle unter der Stadt werden erwähnt.

Die Geschichtsschreibung Löwensteins weist zahlreiche Verweise auf die unterirdischen Bauten auf, immer wieder wurde das Absacken von Häusern oder ganzen Strassenzügen notiert, auf von der Flut verschlungene Keller wurden neue Keller aufgesetzt und dann und wann gab es sogar Versuche das Wirrwarr an Gängen ordentlich zu kartographieren.
Nur ein Bruchteil all der Aktennotizen, Kartenstücke und Beschreibungen hat überlebt und sie alle eint eine vollkommene Unvereinbarkeit: Es ist als würde die Kanalisation sich jede Generation einmal weitgehend ändern, als wenn Wege, denen man immer trauen konnte, plötzlich andere Pfade wählen oder ganz verschwinden.

Ein Beispiel ist der sogenannte Königspfad, ein breiter Kanal, der mindestens zwischen 1145 und 1266 unter der Altstadt verlief und von den Kellern des Scharfrichterhauses aus erreicht werden konnte. Der Königspfad lief tatsächlich ohne grössere Verwinkelung in Richtung der Löwenwacht, endete dann aber an einem gewaltigen doppelten Tor, das den Zugang - und Fluchtweg - von der Burg aus beschützte.

Weder das Tor noch überhaupt der Königsweg lassen sich heute finden - an ihre Stelle ist ein Wirrwarr enger Röhren getreten, die sich über mehrere Stockwerke in die Tiefe erstrecken.

1300, während die Stadt im Würgegriff der ersten Hexerkeuche röchelte, wurden ungezählte Leichen der Stadt in ein grosses, schon lange leerstehendes Überlaufbecken gebracht - eine Praxis die im Gilbhart 1301 ein abruptes Ende fand, weil das Becken nicht mehr aufzufinden war. In Anbetracht der grässlichen Umstände gab es keine genauere Prüfung der Ereignisse - die Kammer blieb bis heute ebenso spurlos verschwunden, wie das Haus des Schreinermeister Algon Murakh, das während der grossen Flut von 812 so unterspült wurde, dass es in der Kanalisation verschwand. Tatsächlich klaffte nach der Sturmflut einfach ein riesiges, wassergefülltes Loch an der Stelle und als die Brühe schliesslich abgelaufen war, gab es keine Spur des Hauses oder der Keller, die einst dort gestanden hatten.

1340 stiegen Hauptmann Amalina Schwarzenbach und einige Getreue auf der Suche nach dem Henker Ian Faming in die Kanalisation hinab, ein erhaltener Bericht macht den Unmut der Frau Hauptmann über die vollkommen falschen Wegepläne offenbar.
Als Hauptmann Hadrian Stenneberg im Jahre 1394 versuchte den Weg seiner Vorgängerin nachzuvollziehen, fand er vollkommen andere Wege vor und stiess auf die Reste eines uralten Pumpwerkes, das sich genau unter der Universität befand, allerdings ohne Weg nach oben. Schon bei der Folgeexpedition einen Mond später, konnte das Relikt nicht mehr gefunden werden, stattdessen stiefelten die enthusiastischen Forscher durch hüfthohen stinkenden Schlamm und wurden von fahlen Peckmolchen angegriffen.

Angesichts solcher Berichte ist es kein Wunder, dass die Löwensteiner der Kanalisation mit einem gewissen Argwohn gegenüber stehen und nur die Verzweifelten und Dummen wagen sich ohne Weiteres hinunter in das stinkende Labyrinth.

Wo aber begann all das?

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Schon in jenen bruchstückhaften Berichten, die den Bau der Löwenwacht begleiteten und bis heute überlebten, ist auszugsweise von älteren Gemäuern die Rede, auf die man aufgesetzt habe und die, so findet man die Gedanken eines unbenannt bleibenden Streiters "genau richtig für unseren Zweck sind". Und eben dort, in diesem alten, von Schimmel bedeckten Buch, das nur durch Zufall hinter vergammelten Brettern überlebt hatte, entdeckte ich die Zeichnung eines Wappenschild als jenes des Schreibers: Ein Grund von Rot und Orange, darüber ein gleichschenkliges Kreuz, das jeweils in einem Kreis - oder Tropfen - endet.

Ein Zeichen, so erinnerte ich mich, dass ich mehr als einmal im Laufe meiner Suche gesehen hatte ohne mir etwas dabei zu denken.
Ranos Melkar, Erbauer des Mithrastempels und Heiliger der Kirche, führte ein sehr ähnliches Siegel, auch wenn ihm seit jeher der Werkhammer als Symbol zugeschrieben wird.
Albert Hernan, Mitglied und nominell auch Schaffer des Ersten Stadtrates zeichnete seine Briefe mit einem Siegel, das ein solches, leicht verfremdetes Kreuz zeigte - zu seinem Lebzeiten stets als Klettblatt verstanden und viele der Karten der Kanalisation offenbaren eine Windrose, die sich in alle vier Himmelsrichtungen öffnet.

Über dem Türsturz des Pumphauses im Königsviertel befindet sich das Tropfenkreuz in zweifacher Ausfertigung und ebenso an der Wand der Universät direkt über dem dortigem Zugang zur Kanalisation. Wenn man einmal darauf achtet, findet man das Zeichen viel zu häufig wieder, als dass es ein Zufall sein könnte.

Aber wer führte es und warum?
Die einzige neuzeitliche Erwähnung, die ich finden konnte, datiert auf das Jahr 1400, als sich aus dem Nichts eine "Zunft der Kanalarbeiter" zur Wahl des Stadtrates stellte. Die Bewerbung wurde durch den Edlen Erich Theoderich Guldenmacher unter Verletzung aller Statuten der Wahlen unter den Tisch fallen gelassen, aber es war Staub aufgewirbelt worden: Die mutmassliche Anführerin der Zunft Farilda Schwarzbrandt soll wenig später mit einem der seltenen König Hinrick-Gulden im Wert von 20 gewöhnlichen Gulden geprahlt haben, bevor sie auf Nimmerwiedersehen verschwand und mit ihr auch jede öffentliche Erwähnung dieser eigenartigen Zunft.

Das Tropfenkreuz aber ist nicht getilgt. Wer aufmerksam hinblickt, der findet es hier und da. Ob nun Wegweiser oder Mahnung, das wird die Zukunft vielleicht noch zeigen.


Eklat in Candaria
Diesmal aber wirklich!

Wie von der Gösselpost bereits berichtet, brauten sich bereits seit längerer Zeit dunkle Wolken des Unmutes über die pittoresken Baronie Greifanger zusammen. Die edle Baronin Luisa Bernger von Greifanger, von jeher mehr für ihre Bücherliebe als für die Liebe zum Verwalten bekannt, ließ die Amtsgeschäfte in den letzten Monaten besonders auffällig schleifen. Tatsächlich sah man sie höchstens noch zu seltenen Spaziergängen außerhalb ihres Wohnsitzes - es gab keine Audienzen, keine Erlasse, ja, sogar hochoffizielle Briefpost soll oftmals unbeantwortet geblieben sein.
Gleichzeitig verlor der altgediente Verwalter Greifangers Grindel Seekliff auf seine alten Tage anscheinend Energie und Verstand. Auch er kam zunehmend nicht der kleinsten Aufgabe nach, sondern erging sich nur noch darin, Möwen zu schießen und die Leiber der armseligen Seevögel dann aus den Fenstern seiner Heimstatt zu hängen - ein Anblick, der sich tief in das Bewusstsein von Anwohnern und Durchreisenden gleichermaßen einbrannte.


So nimmt es nicht Wunder, dass sich die Einwohner Greifangers zunehmend an die benachbarte Baronie Hohenkliff wandten, wenn sie Hilfe oder Schutz benötigten, manche sollen sogar dorthin ausgewandert sein. Der edle Baron Arellus Lyrandes von Hohenquell seinerseits, ganz im Gegensatz zur Baronin Greifangers für seine Tatkraft und jugendlich attraktives Erscheinungsbild bekannt, reagierte mit tiefer Sorge und schließlich Unmut auf die Zustände in der benachbarten Baronie.


Schließlich kam es, wie es kommen musste: Der Baron von Hohenkliff warf der Baronin von Greifanger einen Akt der Feigheit aufgrund ihrer ausdauernden Untätigkeit vor. So dies dem ein oder anderen unserer werten Leserschaft als nicht besonders hart vorkommen dürfte, weiß unser Experte für moralische und physische Abstinenz Darius Zebol folgendes zu sagen: “Für einen Adligen ist die Bezichtigung der Feigheit etwa so schlimm, wie für uns einfaches Volk der öffentlich gebrüllte Vorwurf, nachts Schafe auf des Nachbars Weide unsittlich zu belästigen.”
So mag es offenbar werden, werte Leserschaft, dass die Aussage des Barons von Hohenquell hier einer schweren Beleidigung gleichkam. Und hätte man sich bei einer Beleidigung in der Taverne vor der Tür geprügelt, so klärt man solcherlei Konflikte in Adelskreisen deutlich zivilisierter. Man prügelt sich vor der Tür, schlägt sich aber vorher mit einem Handschuh gegenseitig ins Gesicht.

Obwohl sowohl der Baron, als auch die Baronin Hermetiker sind und einen magischen Wettstreit hätten ausführen können, verzichtete die Baronin jedoch auf persönliche Teilnahme und schickte ihren besten (einzigen) Ritter, den edlen Jonathan Silberfels von Greifanger, ins Feld. Der Kampf fand am 17. Nebelung im Kreis andächtiger Schaulustiger statt. Beide Kämpfer waren in Höchstform und kämpften unter den letzten Strahlen der kalten Wintersonne um das Schicksal zweier Baronien. Und obgleich der den Löwensteinern als aufrecht und tapfer bekannte Ser Silberfels nun ein versierter Schwertkämpfer ist, hatte er dem sowohl in Schwertkunst, als auch in der hohen Kunst der Hermetik bewanderten Baron von Hohenquell am Ende wenig entgegenzusetzen, und fiel im Kampfe, heldenhaft die angeknackste Ehre seiner Baronin verteidigend.

Wie es nun weitergeht mit dem Konflikt der Baronien und wie die Baronin mit dem kläffenden Loch in ihrem Mantel der Ehre weiterleben wird, wird man noch sehen, werte Leserschaft. Wir von der Gösselpost vermuten, dass sich die Adligen nunmehr abwechselnd beleidigen und duellieren werden, bis keiner mehr steht.

Anmerkung der Redaktion: Der edle Ritter von Greifanger fiel lediglich auf den Boden, an der Schulter verwundet. Er erholt sich derzeit von seiner Verwundung. Die Gösselpost wünscht gute Besserung!


Von Pelzen und Paaren
Ein Kommentar von Lavinia Löwenherz

Die Tage werden kürzer und zunehmend kälter, doch das soll uns nicht die Laune verhageln. Die Aussicht auf eisige Temperaturen erwärmt das Herz der wollstrumpfaffinen Löwensteinerin, denn endlich ist es wieder Zeit für dicke Wollröcke, windundurchdringliche Wamse und schwere Pelzmäntel. Mitunter ist auch ein Ehemann als Wärmespender nicht zu verachten. Ein Paar, das um die zahlreichen Vorzüge der Zweisamkeit weiß, sind Avalope und Borgan Terilan aus Silendir.

Avalope und Borgan entpuppen sich bei einem Plausch als entzückende Menschen, die Silendir wegen der aktuellen politischen Lage nicht mehr ertragen konnten und sich als königstreue Untertanen, die sie sind, in die Hauptstadt aufgemacht haben. Beide sind sie Musiker. Avalopes Gatte hat von sich reden gemacht als grandioser Barde, dem die Herzen nur so zufliegen. Die fragile Blondine ist eine Virtuosin auf der Harfe. Befragt zum Modebewusstsein von Titus Falkenstein entfährt Avalope ein gequältes Quieken. Borgan wiederum sieht aus, als hätte man ihm eben erzählt, Herzogsringgelb sei die neue Farbe der Saison. „Lavinia“, beginnt Borgan mit seiner tiefen Bassstimme. „Lavinia, das bleibt jetzt unter uns Gösselpostlesern, aber der Herzog hat seine besten Tage hinter sich. Unvergessen die Zeit, als er die Silendrische Hutmode revolutionierte. So schräg aufgesetzte Hüte wird das Reich nie wieder sehen! Porträts aus dieser Zeit führen immer noch mit schöner Regelmäßigkeit zu Ohnmachten, wenn wieder eine Dame ob des schieren Muts des Hutaufsetzgrades in Verzückung verfällt. Aber er hat sein Ooompf verloren.“
Unter Ooompf versteht der Silendirer die Gabe, durch geschickte und revolutionäre Kombinationen die eigene Aufmachung herauszustellen. Borgan und Avalope betonen auch, wie wesentlich das Stöbern in den vielen Schneidereien der Stadt ist. Unentdeckte Kleiderschätze zu heben, gehört zu den liebsten Freizeitvergnügungen in ihrem Freundeskreis, wie sie mir versichern.

Die beiden Neu-Löwensteiner haben ihr Ooompf eindeutig gepflegt und gehätschelt. Revolutionär ihr Zugang zur Mode, erfrischend die Unterhaltung über Farben, Schnitte und neue Wege. Unerschrocken wurde da ein gar gefährliches Pflaster betreten: das des identischen Kleidungsstücks. Wie in der letzten Ausgabe ausführlich besprochen wurde, gibt es Kleidungsstücke, die an einem Männerkörper aussehen wie eine zu kurze Robe an Ihrer Seligkeit Winkel: gänzlich skandalös und unpassend! Borgan und Avalope tragen aber beide einen Hermelinfellmantel, dessen taillierter Schnitt jeder Modekolumnistin den schieren Neid in die Augen treibt. Hierzulande ist der Schnitt noch nicht verbreitet, was ein rechter Jammer ist.

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Avalope: Ich trage einen Hermelinfellmantel aus „Elaines eklektischer Ecke“, gleich neben Guldenachs berühmtestem Bordell. Der Schärpengürtel ist schon 50 Jahre alt und gehörte meiner Großmutter. Sie war immer schon die Hauptquelle meiner Inspiration. Bevor sie das Zeitliche segnete, erzählte sie mir, mit diesem Gürtel habe sie einst Titus von Falkensteins Vater ans Bett gefesselt. Ich mag Dinge, die Geschichte haben.

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Borgan: Künstler brauchen warme Kleider wie ihr täglich Brot. Der Chaperon ist eine Sonderanfertigung. Mein Kopfumfang ist zu groß für Massenware. Ohne meinen Mantel wäre ich nicht ich selbst. Ich trage nichts darunter, weil ich ein Freigeist bin und Hosen meine Kreativität im Keim ersticken.


Das Heilerhaus empfiehlt

Die Tage werden immer kürzer, die Nächte immer kälter und die Nasenpest und der keuchende Husten lassen nicht lange auf sich warten. Wir empfehlen Lebertran, um sich gegen diese Unbill zu schützen. Morgens und Abends je einen Holzlöffel eingenommen, bringt Lebertran die innere Sonne zum Strahlen und verhindert so den winterlichen Rotz.


Zahnmonster enttarnt?
Nichts ist so erschreckend wie die Banalität des Alltags!

Zahnmonster enttarnt?

Der geneigte Leser mag sich an die undurchsichtigen Ereignisse um die Sichtungen von Geistern, Toten, und ominösen Menschen mit Zähnen oder auch ohne noch gut erinnern. Nun scheint zumindest ein Teil des Rätsels der Lösung nahe.

Am Abend des 14. Nebelungs kehrten Dämonenjäger Schumann und Oberleutnant der löwensteiner Stadtwache Savaen von einem romantischen Ausflug in die mondbeschienen Auen Servanos zurück, nur um auf drei finstere Gestalten in abgerissenen Roben direkt vor dem Stadttore zu stoßen. Die Gestalten stanken abscheulich und heulten und jaulten auf eine Weise, die den beiden Opfern das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dennoch ließen sich die gestandenen Mannsbilder nicht von ihrer Angst übermannen und griffen todesmutig an - zum Glück, möchte man meinen.

Im Gerangel ließ sich nämlich überraschenderweise feststellen, dass unter den Roben mitnichten Monster, sondern lediglich besonders dreckige Menschen steckten, die vorbeziehendes Volk mithilfe eines schlecht sitzenden Holzgebisses zu schrecken versuchten.
Zweien der drei Übeltäter gelang schließlich die Flucht, der dritte wurde festgenommen, verhört, und in den Pranger auf dem Marktplatze verbracht.

Jener entpuppte sich in einer weiteren überraschenden Wendung jedoch nicht als gemeingefährlicher Tunichtgut, sondern als ein beliebter Heiler des Armenviertels, dort bekannt unter dem Namen Yamiras. Herr Yamiras gab gegenüber der Gösselpost an, vollkommen zufällig in das Handgemenge geraten zu sein.
“Ich weiß nicht was passiert ist. Ich wurde geschlagen und in den Pranger gesteckt. Nun ist es hier bitterkalt und einsam, und nachts jault jemand auf gar schreckliche Weise. Ich habe Angst. Bitte gebt mir etwas zu essen,” so der Unglücksvogel. Geisterjäger Schumann und Oberleutnant Savaen standen leider nicht zum Zwecke einer Stellungnahme zu Verfügung, um die neuerliche Verwirrung um diesen Vorfall aufzuklären.

Eines jedoch bleibt sicher: Das Zahnmonster von Löwenstein ist offensichtlich doch bloß ein Streich, gerade dazu geeignet, gutgläubigen Bürgern Gänsehaut über den Rücken zu schicken. Das Mysterium um Arthar Hohenwacht, der von der Kirche Mithras’ noch immer nicht offiziell als lebendig eingestuft wurde, scheint zur Zeit die weitaus größere Gefahr zu sein.


Mysteriöses Schmiedesterben
Nachforschungen vom Schmied ihres Vertrauens

Als ich nach Löwenstein kam, vor zahlreichen Jahren, war die Zunft der Freischmiede hoch angesehen. Die Regelungen der Zunft waren streng, denn es gab Schmiede wie Steine im Steinbruch. Man musste Bürgschaften von Amtspersonen vorlegen, um aufgenommen zu werden, falls man keine komplett weiße Schmiedeweste vorweisen konnte. Die Mitgliedschaft kostete, die Verbriefung kostete und für den Erwerb des Meistertitels war viel Arbeit und Silber nötig. Genau genommen mehr als ein Gulden, denn sowohl die Verbriefung als Meister als auch der Erwerb einer Bürgerschaft (die dafür nötig war) beliefen sich jeweils auf einen halben Gulden.

Aber zumindest konnte man zu günstigen Konditionen an Anleitungen gelangen und hatte angeblich ein Vorkaufsrecht auf solche. Das funktionierte eine Weile, bis P.G. aus L. alle lernbereiten Schmiede zur Lachnummer machte. Dieser Mann handelte, größtenteils schwarz, im Armenviertel der Stadt und hortete die seltensten Rezepte, die sonst niemand zu Gesicht bekam. Das frustete viele Schmiede derart, dass sie ihr Handwerk aufgaben. Auch die Zunft war irgendwann dem Druck nicht mehr gewachsen. Es dauerte fast zwei Jahre bis Besagter die Anleitungen frei gab, sodass man sie für horrendes Geld bei einer Söldnergruppierung, genannt die Hundewelpen (Name von der Redaktion geändert) erwerben konnte. Das Schmiedesterben nahm zu, da die armen Hammerschwinger jetzt, abgesehen vom Hungertot wegen Rezeptkauf, auch der Gefahr ausgesetzt waren, von den Hundewelpen verspeist zu werden. Hier eine kurze Anmerkung: Es dauerte zwei Jahre, bis diese massive Wissen den einfachen Schmieden zugänglich war, zumindest den Wenigen, die übrig waren. Warum es so lang gedauert hat? Das hing wohl mit der neusten Errungenschaft der Schmiedeforschung zusammen: Dem Brillenhelm aus Stahl. Man sah P.G. aus L., der besagten Helm trug – zumindest munkelt man, dass er es war – ständig beritten durch Löwenstein huschen, blitzschnell wie einen Geist. Angeblich ist er eines Tages mit voller Geschwindigkeit gegen einen Baum geknallt und konnte seitdem den Helm nicht mehr los werden. Das letzte, spärliche bisschen Denkfähigkeit und das Wissen waren damit fest in der Dose eingeschlossen.

Zu einem späteren Zeitpunkt der Handwerksgeschichte zu Löwenstein wurde die Zunft zu Stein und Bein - oder wie auch immer sie hieß - ins Leben gerufen. Jedoch waren die Reihen der Schmiede zu dieser Zeit schon so gemindert, dass sie nach wenigen Monaten aufgegeben wurde. Fest steht also, dass einige Schmiede – nebst dem natürlichen Tod durch die Staublunge – am Hungertot starben, wegen horrender Rezeptpreise oder sich wegen Depression in die nächstbeste Esse warf. So musste es kommen, dass mit der Gründung des Bundes der Händler und Handwerker nur noch ein seltenes Exemplar der Gattung Schmied zu sehen ist. Genießen sie den hoch seltenen Anblick bei der nächsten Ladenöffnung in Löwenstein, solange er noch verfügbar ist!

Im Zuge dessen muss ich einen weiteren Aufruf starten, obwohl es mir unangenehm ist die Kolumne für derartiges zu missbrauchen: Wenn ihr schon immer mal einen Hammer in der Hand halten wolltet, um Metall zu formen und die Vielfalt der Schmiedekunst kennen zu lernen, bewerbt euch jetzt bei dem Bund der Händler und Handwerker zu Löwenstein als Lehrling. Der Bund arbeitet wohl Land übergreifend, jedes Lehen soll dort vertreten und gern gesehen sein. Selbst die zartbesaiteten sollen sich nicht scheuen, es gibt bestimmt die Möglichkeit eines Kurs ohne Minengang und ohne die Gefahr einer Staublunge. Abgesehen von klimpernden Schillingen, Prestige und facettenreicher Tätigkeit bringt das Handwerk noch immense andere Vorteile: Euch wird keine Frau und kein Mann mehr verschmähen, wenn ihr mit massiven Muskeln gesegnet seid. Und selbst wenn habt ihr an Überzeugungs-Kraft gewonnen. Der Geruch nach Metall und Ruß, gepaart mit dem Geräusch von Hammerschlägen soll Frauen willig machen und wie ein Aphrodisiakum wirken. Zudem werdet ihr bei der Arscheskälte des nahen Winters nie frieren, wenn ihr neben einer glühenden Esse oder dem Hochofen steht. Sollten die Aussagen in Frage gestellt werden, ist es der Redaktion jederzeit erlaubt, einen zertifizierten Experten zu mir zu schicken, um sich davon zu überzeugen. Fräulein Lavinia Löwenherz ist dafür selbstverständlich meine erste Wahl, aber selbst mit Herrn Darius Zebol kann Vorlieb genommen werden.

Es grüßt,
der Schmied ihres Vertrauens


Gerüchte und Neuigkeiten

Unruhe geht dieser Tage in den Straßen unserer schönen Hauptstadt um. In der Kanalisation Löwensteins sollen sich schreckliche, unheilige Dinge ereignen. Einigen Quellen zufolge hat sich dort eine Bande verwilderter Hohenmarschener angesiedelt und versucht sich in der Züchtung eines Kleinsumpfes. Wieder anderen Aussagen zufolge handelt es sich vielmehr um löwensteiner Abfälle, die ein Bewusstsein erlangt haben (ein Ereignis, vor dem die Hermetiker bereits seit Jahrzehnten warnen) und nun etwaige Besucher angreifen. Was immer es ist, es hat sowohl die Stadtwache, als auch die Banden der Stadt dazu bewogen, simultan Begehverbote für die Kanalisation auszusprechen. “Das letzte Mal gab es einen solch eklatanten Fall von Zusammenarbeit, als im Jahre 1356 die städtischen Steuern angehoben werden sollten. Es muss sich folglich um einen äußersten Notfall handeln,” so Experte für Steuer- und Raubwesen Darius Zebol. Die Gösselpost warnt daher eindringlich davor, die erhobenen Verbote zu missachten.

Aber auch auf der Oberfläche sieht es wieder einmal nicht rosig aus. So gibt es im Armenviertel offensichtlich eine neue, ansteckende Hautkrankheit, die die Opfer nicht nur entstellt, sondern auch nach verdorbenem Käse riechen lässt, ehe die befallenen Körperteile eines nach dem anderen abfallen. Eine “Isa” und ein “Ludo” sollen bereits Opfer der sogenannten Käsekrätze geworden sein. Unseren Lesern sei somit herzlichst angeraten, das Armenviertel sowie Körperkontakt mit unbekannten oder nach Käse stinkenden Personen dringlichst zu meiden.

Als hätte das geplagte Löwenstein damit nicht genug, ist zudem Raubritter Rabe Gerüchten zufolge in der Stadt selbst unterwegs, wo er Rettung vor dem Winter und den dank der einziehenden Kälte immer ruchloser vorgehenden Raubtieren Servanos Schutz sucht. Zwar traut sich der Halunke - unserer tapferen Stadtwache sei es gedankt - noch nicht an die Geldsäckel der braven Einwohner heran, soll sich allerdings aus hilflosem Böswillen damit verdingen, kleinen Kindern Süßigkeiten zu klauen und alten Leuten ihre Gehstöcke wegzunehmen. Es ist jedoch zu erwarten, dass dem Treiben angesichts der nahenden Konklave alsbald Einhalt geboten werde und wir den ruchlosen Räuber in kürzester Zeit am Galgen baumeln sehen.

Diesem abermals drohendem Verfall von Sitte und Moral tritt überraschenderweise ausgerechnet nicht etwa die Hohe Kirche, sondern Großwildjäger Schumann entgegen. Dieser soll demletzt dabei beobachtet worden sein, wie er vor dem Tore ein öffentliches Gebet abhielt, und den Weg in die Stadt mit Weihwasser besprenkelte. Die Gösselpost kann diese Initiative nur begrüßen und ihre Hoffnung ausdrücken, dass sich die Priesterschaft der Kirche nunmehr aus ihrem Winterschlaf schälen und dem löblichen Tun anschließen mag.

Eine Waffe gegen Verfall von Sitte und Moral könnte man in Ravinsthal ebenfalls dringendst gebrauchen. In der Baronie Thalweide soll man Gerüchten zufolge dazu übergegangen sein, die Leichen hingerichteter Verbrecher offen an der Straße auszulegen, um so weitere Übeltäter abzuschrecken. Dank des nahenden Winters hat das allerdings lediglich zur Folge, dass sich Wölfe an dem ausgelegten Fleisch bedienen und hernach, auf den grausligen Geschmack gekommen, lebende Menschen angreifen. Wie lange wird Ravinsthal da noch dem Chaos trotzen, so fragt man sich? Höchstens zwei Wochen, meinen wir von der Redaktion.

Aus dem schönen Candaria hingegen hört man frohere Kunde. Dort soll der seit Langem verschwundene und totgeglaubte, ehemalige Wachmann Löwensteins Colin wieder aufgetaucht sein. Er berichtet allweilen von einer langen Gefangenschaft bei ominösen Räubern, die ihn gefoltert und zu widernatürlichen, unmännlichen Handlungen gezwungen haben sollen. “Der arme Kerl musste putzen und kochen, er steht noch immer unter Schock,” so ein Vertrauter Colins gegenüber der Gösselpost. Wieder anderen Vermutungen zufolge hatte besagter Colin sich allerdings lediglich halb um den Verstand gesoffen, und wäre nun, da ihm die Mittel ausgingen, gezwungenermaßen ausgenüchtert in die Zivilisation zurückgekehrt. Die Gösselpost bleibt an dem Fall dran.

In jedem Falle ist der wundersam Auferstandene in Candaria sicherlich in den besten Händen, ist der Baron von Hohenquell doch für seinen Großmut und seine Gastfreundlichkeit über die Landesgrenzen hinweg bekannt. So soll dieser sich in letzter Zeit darin gefallen, sein Heim und Brot mit einem jeden Durchreisenden zu teilen, der an der Türe klopft. Demletzt erst soll der berühmtberüchtigte Cois Mártainn in Begleitung vierer seiner Kinder und zweier Freunde in der Baronsresidenz Obdach gefunden haben, wo die hungrigen Mäuler kostenlos verköstigt wurden. Wenn auch Ihr nicht wisst, wohin in der Kälte des Winters, wendet Euch an den Baron von Hohenquell!

Doch man kann auch von Gutem aus Servano berichten. So hat die zweitürmer Schankmaid Lys einen ihrer zahlreichen Galane (wir haben berichtet) wohl tatsächlich geheiratet und die Arbeit in der Taverne aufgegeben, um sich ganz der neuen Familie zu widmen. Anderen Gerüchten zufolge wurde sie von G. Ganter entführt und in seinem Keller eingesperrt, was die Gösselpost jedoch vehement zurückweist - wie jeder weiß, bleiben die Frauen der Ganterfamilie seit jeher gern und freiwillig in den Kellern ihrer Ehemänner.

Schließlich gratuliert die Gösselpost der altgedienten “Gesellschafterin” des Armenviertels und Besitzerin der “Roten Katz’” Marie Adler zum Geburtstag. Fräulein Adler hat ihr 40stes Lebensjahr beschritten und weiß damit eine deutlich höhere Lebensspanne vorzuweisen, als die meisten heutigen Einwohner der Stadt. “Sie hat sich gut gehalten,” so ein beeindruckter Gast der “Katz”. “Ich hätte sie auf keinen Tag älter als 38 geschätzt!”
Auf 40 weitere Jahre, Fräulein Adler!


Der Glanz von Löwenstein: Das Königsviertel
Bekanntmachung: Die Löwensteiner Neustadt wird umbenannt

Auf Befehl der edlen Eirene Kerlow von Löwenstein-Südwald, Vogtin von Löwenstein, Baronin von Südwald, sei hiermit bekannt, dass das als “Neustadt” bekannte Viertel von nun an in “Königsviertel” umgetauft wurde. Möglicherweise weil es sich alsbald allein Seine Majestät leisten kann, dort ein Haus zu mieten. Gerüchte darüber, dass im nächsten Zuge das Armenviertel in “Rattenviertel” und das Gebiet um den alten Glockenturm in “Straße des Schreckens” umbenannt werden sollen, ließen sich bislang nicht bestätigen. .


Leserbrief
Zwischenruf der Stimme des Volkes

Darius Zebol, ich will ein Rind von Dir!
Dein größter Fan!