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Gösselpost 36

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Nummer 36 Sonnentag, 18. Julmond, 1403 Herausgeber: Gerlach Ganter


Das Wetter

Das Wetter verspricht für die Dauer der Konklave wechselhaft und unbeständig zu sein. Mit Überraschungen wie plötzlichen Stürmen ist zu rechnen. Feuersbrünste und Flutwellen sind hingegen eher unwahrscheinlich. Die Gösselpost empfiehlt ihren Lesern, stets sowohl Schneeschaufel als auch Regenschirme mit sich zu führen - so wird man für jedwede Witterung gewappnet sein!


Der sicherheitsspendende A. aus Z.

GP36 A aus Z.jpg

Ein Mann wie ein Bild.
Zugegeben, kein Bild, das man in einen goldenen Rahmen hängen würde, aber doch: Ein Bild. Der starre, leere Blick verrät keine ablenkenden Emotionen, die aufrechte Haltung verspricht allen Fährnissen zu trotzden.

"Es ist sicher!" verspricht der starke A. aus Z. und wir wollen ihm so gern Glauben schenken.


Sonderbeitrag: Konklave der Lehen im Jahre 1403 n.M.

In den letzten Wochen ist der Winter endgültig über Amhran hereingebrochen - weißer Schnee, wohin man sieht. Außer, man wohnt in Löwenstein, wo man vielmehr den für seinen samtig grauen Ton berühmten löwensteiner Wintermatsch erblicken kann. Ein jeder Einwohner unseres schönen Reiches weiß aber auch, dass der Winter nicht nur Schnee und Matsch mit sich bringt, sondern auch das größte gesellschaftliche Ereignis des Jahres: Die Konklave der Lehen.

Die diesjährige Konklave soll dabei besonders prächtig ausfallen - erstmals seit Jahren werden sämtliche Lehensfürsten anreisen. Sogar der als “Herzog” bekannte Fürst von Silendir soll gütigerweise seine Teilnahme verkündet haben. Ein Ereignis dieser Größe darf man schlicht und ergreifend nicht verpassen.
So ist es der Gösselpost eine besondere Ehre, mit Hilfe unseres Societé-Experten Darius Zebol sämtliche wichtigen Informationen über das nahende Fest unters Volk zu bringen.

I. Das Programm

20. Julmond:
Am Abend des 20. Julmondes ist mit der Ankunft der hohen Herren zu rechnen. Die Herrschaften reisen erst des Abends an, um erstens nicht ungebührlich früh aus den Federn steigen zu müssen, und zweitens um es zu vermeiden, allzu viel ungenutzte Zeit miteinander zu verbringen, die leichthin in bedauerliche Missverständnisse und Duelle überschlagen könnte.

21. Julmond:
Das große Fest! Dieses Jahr, der Besonderheit des Anlasses gemäß, werden die Tore der Burg Löwenwacht selbst für das feiernde Volk geöffnet. (Natürlich nur die äußeren Tore. Die Gösselpost übernimmt keinerlei Verantwortung für Schicksal und Leben von Feierwütigen, die versuchen, sich Zugang zu den Wohnflügeln zu verschaffen).
Ab der 19:00 Abendstunde ist Einlass. Ab der 20sten Abendstunde wird das einfache Volk im Burghof feiern, während der Adel im großen Saal untergebracht sein wird. Es ist jedoch sicherlich damit zu rechnen, dass im Laufe des Abends ein mancher Hochadliger zum Volk herauskommen wird, sei es, um huldvoll zu winken, oder um eine geschichtsträchtige Ansprache zu halten. Möglicherweise sind auch Geschenke zu erwarten. Die älteren Einwohner der Stadt mögen sich noch gut an die Konklave im Jahre 1389 erinnern, als verzierte Beutel voller Gedächtnismünzen aus reinstem Silber verschenkt wurden und es zu einer stadtweiten Schlägerei ob der Besitzansprüche auf die Beutelchen kam.

22. Julmond:
An diesem Tag geruht der Adel für gewöhnlich zu schlafen und Verträge zu schließen - je nachdem, wie fleißig vom Vortage dem Wein zugesprochen wurde. Das einfachere Volk bekommt Gelegenheit, sich bei einem Straßenfeste den Kater aus dem Kopf zu trinken und an heiteren Spielen teilzunehmen, die zumeist mit kleinen Gewinnen locken.

23. Julmond
Der Tag der Abreise. Die Gelegenheit für zarte, unverheiratete Fräuleins, den abreisenden hohen Herren und ihrem stattlichen Gefolge seufzend mit reinweißen Taschentüchern hinterher zu wedeln.


II. Die Anreden

Ein mancher braver Bürger mag sich fragen - was nun aber, wenn mich ein Adliger anspricht? Wie habe ich zu reagieren, um würdevoll und höflich zugleich aus der Sache herauszukommen? Möglicherweise noch mit einem Geschenk? Unser Experte für Minnesang und Diplomatie Zebol hat hierzu eine kleine, hilfreiche Liste zusammengestellt:

  • Truchsess: “Höchstedler Truchsess” oder “Euer Durchlaucht”.
  • Fürst: “Hochedler Fürst” oder “Euer Hochwohlgeboren”
  • Fürst von Silendir: “Hochedler Herzog” oder “Eure Exzellenz” wenn Ihr den Herzog nicht verägern wollt. “Hochedler Fürst” oder “Euer Hochwohlgeboren” wenn Ihr den Truchsess nicht verägern wollt. Im Zweifelsfalle sprecht Ihr ihn gar nicht an und imitiert eine nervöse Ohnmacht.
  • Baron: “Edler Baron” oder “Euer Hochgeboren”
  • Vogtin zu Löwenstein, Baronin von Südwald: “Edle Vogtin” oder “Euer Hochgeboren”
  • Ritter: “Edler Ritter” oder “Ser”
  • Etwaige adlige Beamte, wie etwa Ministerial: “Euer Hochgeboren”, so erspart Ihr Euch Peinsamkeiten, wenn Ihr den genauen Titel nicht kennt.


III. Manieren

Selbstverständlich sollte man, ob Freier oder Bürger, seine besten Manieren an den Tag legen bei solch einem Anlass. Die wichtigsten Kniffe hat wiederum unser Experte für Tischmanieren und Seidenstickerei Darius Zebol zusammengeführt:

  • Steht Ihr einem Adeligen gegenüber, gebührt es sich für Damen zu knicksen, für Herren eine Verneigung. Je höher der Adelige, desto tiefer die Geste. Den Boden zu küssen ist nicht notwendig. Die weitverbreitete Annahme, ein tiefes Nicken reiche als Gruß eines Adligen aus, ist derweil als irrig zu brandmarken. Es handelt sich um Adlige, um Himmels Willen!
  • Reicht Euch eine Dame, gleich welchen Standes, die Hand zum Kusse, so habe der Kuss nur angedeutet zu werden. Es ist nicht erwünscht, die Haut der Dame tatsächlich mit den Lippen zu besudeln. Spart Euch das für die nächste dunkle Ecke auf.
  • Es ist angeraten, zumindest saubere, besser aber feierliche Kleidung zu tragen. So Ihr noch hübsch eingefassten Berningstein von Eurer Urgrossmutter im Kamin versteckt habt, ist das die Gelegenheit, ihn hervorzuholen. Ebenso ist dies die Zeit für Verdienstschärpen, Orden, und weitere Ehrabzeichen aller Art, die an anderen Tagen niemanden interessieren.
  • Poliert Eure Stiefel!
  • Es sei mit Messer und Gabel zu speisen. So keine gereicht werden, esst mit den Fingerspitzen und putzt die Hand dann an einer Serviette, notfalls an der Hose des Nebenmannes ab. Erinnert Euch daran, dass Ihr sauber aussehen wollt!
  • So Ihr eine Schlägerei anfangen wollt, geht vor das Burgtor. Gleiches gilt für den Ruf der Natur.
  • Solltet Ihr nach ausgedehntem Weingenuss beschließen, dass ein Ständchen auf dem Tische die Anwesenden erfreuen würde, wisset, dass es das nicht tun wird. Man wird Euch schlagen. Möglicherweise mit schweren Gegenständen.

Die Gösselpost dankt ihrem geschätzten Societé-Experten und wünscht allen Besuchern der Festivitäten eine unvergessliche Konklave!


Historisches Löwenstein
Der Tempel des Mithras

Im Laufe der Jahrhunderte war der Standort des Mithrastempels bereits für mehr als einen Treppenwitz gut: Ausgerechnet das Marktviertel wird durch den aufragenden Bau dominiert und die Scherze über das grosse Feilschen erregten im Laufe der Zeiten mehr mal, mehr weniger freundliche Reaktionen der Kirche.

Zeitgenössische Quellen vermelden sehr karg, dass der alte Mithrastempel im Jahre 612 abgerissen wurde, um Platz für ein neues, grösseres Gebäude zu schaffen - ebenfalls im Jahr 612.
Jeder Leser, der bereits das Vergnügen hatte ein neues Bauwerk entstehen zu sehen, wird sich fragen welches Wunder eine solch erstaunliche Baugeschwindigkeit nach sich zog.

Tatsächlich sind die Dinge, wie so oft, etwas anders und gleichzeitig einfacher als man vermuten könnte.

Aber der Reihe nach.

Wann der ursprüngliche Tempel des Mithras erbaut wurde, ist unbekannt, es liegt nahe, dass es kurz nach der Offenbarung des Sonnenfürsten geschah - tatsächlich möchte die Legende, dass der Grundstein des Tempels genau dort liegt, wo der Fuß Mithras das erste Mal die Welt berührte.
Bereits 607 wurde der Löwensteiner Baumeister Ranos Melkar gewonnen um den neuen Tempel zu erbauen. Die Planung dauerte bis in den Frühling des Jahres 612, dann wurde mit den Abbrucharbeiten beginnen, die schliesslich Ende Herbst soweit beendet waren: Nur das Sonnenrelief, das auch heute noch der Mittelpunkt der grossen Altharhalle ist, war unversehrt geblieben und wurde im Schneetreiben frisch geweiht.
Der Tempel, so wurde feierlich verkündet, ist offen für jeden Suchenden, ganz gleich, ob es Säulen hat, um ein Dach zu tragen, oder Bänke um zu sitzen.
Zu jeder Stunde des Tages und der Nacht hielt von da an ein Priester des Mithras Wacht am Sonnenrelief, behütet und unterstützt durch zwei Mitglieder der scheinbar gerade zu diesem Zwecke aus der Taufe gehobenen Sonnenlegion.

Das ehrgeizige Versprechen löste Verwunderung und Spott aus, aber auch während Löwenstein in der Kälte versank und der Schnee die Dächer der Häuser reihenweise eindrückte, wurde die Wacht am Herz des neuen Tempels eisern aufrechterhalten und als der Frühling kam und die Priesterschaft unerschüttert den Tempel geöffnet hielt, während überall umher geschaufelt, gehämmert, gesägt und gemeisselt wurde, wendete sich die Stimmung.

Es dauerte zweiundzwanzig Jahre, bis die Altarhalle soweit war, dass sie ein Dach tragen konnte und weitere fünfzehn, bis der Tempel sich rühmen konnte das höchste von Menschen geschaffene Gebäude Amhrans zu sein. 665, gerade mit dem Ende des Jahres, wurde das Bauwerk offiziell durch Bewahrer Jarloff Iquant und König Merion I. vom Baumeister Ranos Melkar abgenommen.
Es sollte die letzte Tat, das abschliessende Lebenswerk des alten Mannes sein: Schon am nächsten Tag holte ihn Mithras im Alter von 97 Jahren zu sich.

Ganz zu Recht wird er seit damals als Heiliger der Kirche verehrt.

Seit damals sind beinahe 800 Jahre vergangen, acht Jahrhunderte, in denen der Tempel so stabil stand wie kein anderes Bauwerk der Stadt. Während die Fluten andernorts Grundmauern schädigten und Brände die Deckenbalken zu Asche werden liessen, widerstand der Tempel die Fährnisse der Zeit. Bis zum Jahr 1123 gab es nicht einmal einen bestätigten Todesfall innerhalb der heiligen Mauern.

Im Laufe der Zeit rankten sich dann noch eine Vielzahl von teilweise skurilen, teilweise sehr merkwürdigen Gerüchten rund um den Tempel: So soll zum Beispiel irgendwo ein Fussabdruck Mithras' im Stein vor den Blicken der Welt behütet werden, im Jahr 912 behauptete ein redseliger Sonnenlegionär, dass es eine Kammer gäbe in der ein unsterblicher Gefangener seit ewigen Zeiten von der Kirche festgehalten würde, um 1000 herum gab es Gerede, dass es ein Sonnenrelief in den Tiefen der Kanalisation gäbe, das einem düsteren Arm von Rächern und Vollstreckern im Namen Mithras' als Sammelpunkt diene.
Die Behauptung, dass das Richtschwert Garmelin irgendwo im Tempel bestattet liegt, ist seit dem Jahr 1112 beinahe schon Volksglaube, konnte aber nie bestätigt werden.
Die Gerüchte, dass es eine ganze Sammlung von Köpfen Besessener mit zugenähten Augen, Mund, Nase und Ohren gäbe, die als Gefängnis für die innewohnenden Dämonen dienen, war um das Jahr 1250 ebenso beliebt wie der Glaube, dass es eine Kammer gäbe, wo ohne Unterlass glimmende Buchstaben auf schwarzsteinernen Wänden erscheinen.

Die Priesterschaft nimmt solcherlei wüste Mutmaßungen zumeist mit einer gewissen resignierten Gelassenheit hin und führt - wenn die Bitte vernünftig vorgetragen ist - durchaus einmal durch die heiligen Hallen und offenbart einen Ort, an dem es keine unnötig versteckten Geheimnisse gibt. Mithras ordnet. Mithras klärt. In seinem Licht gibt es kein Verstecken.


Glamouröse Gürtel
Ein Kommentar von Lavinia Löwenherz

Die alljährliche Konklave der Lehen naht und versetzt das modebewusste Volk in helle Aufregung. Für dieses sei hiermit eine (königsblau gemusterte) Lanze gebrochen. Es ist gewiss keine Übertreibung, wenn hier zusammengefasst wird, was die Modebegeisterten unter uns ohnedies alle denken: Wir haben verflixt noch eins überhaupt nichts anzuziehen für diesen Anlass!

Man mag uns unterstellen, unser Auge sei getrübt, denn wenn die Schranktüren geöffnet werden und sich eine Kaskade an Kleidern über den unbedachten Türöffner ergießt, sei das doch gewiss das Gegenteil von „nichts anzuziehen“. Weh dem, der die Ängste der Modewelt nicht ernstnimmt! Er sei hiermit darüber aufgeklärt, dass „Ich habe nichts anzuziehen“ einige versteckte Botschaften in sich birgt. Mögliche Auslegungen sind:

  • „Ich habe nichts anzuziehen“ ist die Furcht davor, ein auffälliges Kleid zum zweiten Mal tragen zu müssen. Jede unter uns hat diese eine missgünstige Nachbarin, deren kleinen, grausamen Adleraugen nichts entgeht. Im ungünstigsten Augenblick, während wir etwa gerade mit dem stattlichen Neustädter mit der verwegenen Haartolle Augenkontakt aufgenommen haben, um endlich zum Tanz aufgefordert zu werden, zischt sie uns ins Ohr: „Hübscher Fetzen. Leider eindeutig Avinia, Winterkollektion 1402!“ Nieder mit den Niederträchtigen!
  • „Ich habe nichts anzuziehen“ ist die lauernde Angst, nicht mehr zu den oberen Zehntausend gezählt zu werden, obwohl unsereins ganz klar mit einem goldenen Löffel in jedem Patschhändchen und einem im Mund geboren wurde. Oh Armutsangst, du unglücksseliger Begleiter! Ein Kleid noch einmal tragen? Wir könnten uns den Aufwand sparen und uns gleich ein „Ich-bin-arm-wie-eine-Kirchenmaus“-Zettelchen an die Stirne kleben. Nicht mit uns!
  • „Ich habe nichts anzuziehen“ ist der Überdruss. Das geschulte Auge verlangt nach Neuem. Liebschaften und Getragenes aufzuwärmen ist eine Idee, von der eindeutig abzuraten ist. Nur für Gulasch gilt das Prinzip der Verbesserung durch Aufwärmen. Wider der Langeweile! Wiederholung ist die Feindin der Leidenschaft!

Doch frohlocket, Gleichgesinnte! Hilfe ist nah und sie kommt in Form eines Gürtels. (Ein Satz, der auch in lebensbedrohlichen Bergsteigersituationen funktioniert. Zitiert mich unbedingt richtig, falls Ihr ihn verwendet!) Doch es ist nicht ein gewöhnlicher Gürtel, der uns kurz vor der Konklave in helles Entzücken versetzt. Es ist das neue Kleidungsstück, das Herzen höherschlagen und Taillen auf wundersame Art enger werden lässt: der Schärpengürtel.

Entworfen wurde der neueste Schrei im Kleiderschrank von keiner geringeren als der hochbegabten Löwensteiner Künstlerin Mithra. Man munkelt, gewisse Statthalterinnen aus gewissen östlichen Lehen hätten das Muster stümperhaft kopiert. So brechen wir eine weitere Lanze (jawohl, auch diese königsblau!) für wahre Wissbegierigkeit und die fieberhafte Suche nach Inspiration.

Wer etwas auf sich hält, wird die Konklave selbstverständlich mit einem Schärpengürtel aus dem Hause Mithra besuchen. Wer hingegen gerne billige Kopien aus dem Osten verbreiten möchte, dem sei hiermit geraten, sich bei blonden Bastelanleitungskopiererinnen zu bedienen. Wundert Euch dann aber nicht, wenn sich der Gürtel im falschen Augenblick (stattlicher Neustädter!) wie von Zauberhand löst und Euer mühsam von zumindest zwei Zofen eingeschnürter, festmahlpräparierter Bauch in die Welt hinausblobbt wie eine wildgewordene Schleimkreatur.

Möge der bessere Gürtel gewinnen!

In der nächsten Gösselpost: Lavinia Löwenherz hat Ihre Augen überall und nirgends und enttarnt modische Fehlgriffe der Konklavenbesucher.


Ratschläge des allwissenden Heilers

Auch wenn es manchmal seine Vorteile hat nicht alles zu hören, geschweige denn zu verstehen (vor allem wenn man verheiratet ist), hat es auch genauso viele Nachteile. Zum Beispiel wenn in der Taverne eine Freirunde Met ausgerufen wird und man ohne peinliches Hörrohr nichts davon mitbekommt und einem das kostenfreie, wunderbare, goldbraune Getränk entgeht.

Hier empfiehlt der Heiler die Verwendung von Ohrkerzen um sie von dem Schmalz zu befreien (welches sich übrigens wunderbar als Möbelpolitur eignet). Man steckt das Ende der schmalen Kerze in den Gehörgang und entzündet jede. Durch den dadurch entstehenden Druck, löst sich der Schmalzpfropfen und lässt wieder Töne hindurch. Zumindest man dann nicht vergisst nach der Verwendung die Kerzen wieder zu entfernen.

In der nächsten Ausgabe: Behandlung von Brandwunden, bspw. von Kerzen.


Schwarzer Schleim - Schrecken in der Tiefe oder doch nur Dreck?

Die Gösselpost berichtete investigativ und frühzeitig wie stets bereits in der letzten Ausgabe über die unheimlichen Vorgänge rund um die Löwensteiner Kanalisation, die sogar die Unterwelt der Stadt dazu trieb, mit der Stadtwache an einem Strang zu ziehen und ein entschiedenes Begehungsverbot für die Kanalisation durchzusetzen. Mittlerweile haben sich Hinweise und Zeichen verdichtet und man kann wohl fest behauptet, dass die Kanalisation von nichts geringerem als Schleim befallen ist.
“Was ist daran nun neu?” könnte man fragen. Neu daran, werter imaginärer Leser, ist, dass es kein gewöhnlicher Schleim zu sein scheint, sondern eine tiefschwarze Substanz, die sich eigenmächtig zu bewegen weiß. Berichten zufolge nutzt die boshafte Substanz ihre eigenwilligen Fähigkeiten dazu, alles Lebendige anzugreifen und soll zumal sogar mit Feuerbällen um sich werfen.

Gleichsam lässt sich mittlerweile feststellen, dass trotz einhellig bestehendem Verbot eine erstaunliche Menge verschiedenster Menschen und Gruppierungen in den letzten Wochen ihren Weg in die Kanalisation fand, um dem unerklärlichen Phänomen den Garaus zu machen. Gesichtet wurden, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge: Die Stadtwache, die Stadtverwaltung, die Kirche Mithras’, die Druidenschaft, eine Abordnung des Armenviertels, diverse Adlige, die Zunft der Schaulustigen und Unbeteiligten, und schließlich mehrere unidentifizierte Gruppen, die unauffällig pfeiffend in der Nähe der Kanalisationseingänge herumschlichen, um dann rasch darin zu verschwinden. Man könnte also sagen, dass wenn Ihr, werte Leserschaft, noch nicht in der Kanalisation wart, Ihr offensichtlich nicht mit der Zeit geht. Bei Fragen, was man für eine Begegnung mit dem Schleim am besten tragen solle, empfiehlt die Gösselpost, sich vertrauensvoll an Lavinia Löwenherz zu wenden.

Was aber ist dieser Schleim, der - selbstverständlich rein metaphorsich gesprochen - nunmehr in aller Munde ist?

“Ich sehe hier zwei ganz klare Ursprungsmöglichkeiten auf der Hand,” so Phänomenologe und ehrenamtliches Mitglied der Zunft der Kanalarbeiter D. Zebol. “Einmal ist es möglich, dass sich hier ein Magier unserer Akademie bei einem der vielen schief gehenden Experimente selbst in Schleim verwandelte, und nun verständlicherweise nicht in bester Stimmung weilt. Eine andere Erklärung wäre ein dämonischer Ursprung des Schleimes, denn gewöhnliche Scheiße verhält sich so auf gar keinen Fall. Sollte der Inhalt Eures Nachttopfes eines Tages solcherlei Fähigkeiten aufweisen, empfehle ich daher dringend, den Nachttopf samt umgebendem Haus dem Feuer zu übergeben.”

Was es auch sein mag, bislang scheint sich der Schleim jedenfalls von all den Begehungen und Lösungsansätzen unbeeindruckt gezeigt zu haben. Um die Sicherheit bei der nahenden Konklave soll man sich allerdings keine Sorgen machen, so eine vertrauensvolle Quelle gegenüber der Gösselpost. Man hätte den Kern des Problems bereits ausgemacht, würde uns jedoch nichts weiter dazu sagen, weil alles sehr geheim wäre. Gerüchten zufolge besteht der geheime Plan übrigens darin, Schleimjäger Schumann in die Kanalisation zu setzen und die Zugänge erst wieder zu öffnen, wenn der Schleim um Gnade winselt.


Dominanz und Hingabe
Ein schlagfertiger Kommentar vom Schmied ihres Vertrauens

Passend zur besinnlichen Zeit um den Jahreswechsel, sowie angesichts der baldigen Konklave, beschäftigt sich die Kolumne mit einem allzeit brisanten Thema: Dominanz und das Sehnen nach Hingabe.
Da bereits bei der Thematik gewisse Unschlüssigkeit auftreten kann, zuerst eine allgemeinverständliche Definition. Ich spreche von dem, was hinter geschlossenen Türen in privaten Gemächern geschieht und praktiziert wird. Vor allem Personen, die im beruflichen Alltag oft und viel Verantwortung übernehmen müssen, sehnen sich im Privaten danach, selbige abzugeben. Ganz gleich, wie die Durchführung und die persönlichen Vorliebe aussieht, geht es darum, die Entscheidungsgewalt zu übertragen. Ob sich nun die edle Vogtin mit einem Federkiel kitzeln lässt oder vom Stallknecht mit der Reitgerte bearbeitet wird, ist dabei belanglos.

Besonders bei der Konklave könnte es zu einer entspannten Atmosphäre beitragen, wenn man sein Gegenüber mit diesem exotischen Thema aus der Gösselpost überrascht. Gewiss sind die Edlen und Hochedlen peinlich berührt von dem erfrischenden Gesprächsstoff. Aber selbst für die nicht so Mutigen, empfielt sich das Bild im eigenen Kopf, wie sich einer der hohen Herren von seinem Adjuntant mit dem Gürtel versohlen lässt. Oder wie die oder der Seligkeit – gibt es hierfür eine männliche Form? - ausnahmsweise selbst zur Beichte formschön über das Knie gelegt wird.
Es mag auch augenöffnend sein, des Öffteren auf Hinweise zu achten, wie beispielsweise straff umgeschlagene Halstücher, die selbst in der wohlig beheizten Kammer nicht abgenommen werden oder unruhiges Sitzen, bei dem oft die Position gewechselt wird. Das mag einen Aufschluss auf die vergangene Nacht geben.

Aber wie kann man jemanden diese Neigung verübeln? Mit keiner anderen Methodik erhält man sich die Spannung in der Beziehung, wie mit gelegentlichem, beherztem zuschlagen. Es mag sogar manchen Streit verhindern (oder herbeiführen!) und schafft blindes Vertrauen (hierfür empfiehlt sich das Verbinden der Augen, vor allem für Anfänger geeignet).

Falls ihr euch über die eigenen Vorlieben nicht im Klaren seid, beinhaltet die aktuelle Gösselpost einen einfachen aber hoch effektiven Persönlichkeitstest. Dafür sind keinerlei Hilfsmittel nötig, der geneigte Leser muss weder Kreuzchen setzen noch Punkte summieren. Rollt lediglich die Zeitung zusammen, reckt den Hintern und verpasst euch selbst einen saftigen Klaps auf das Sitzfleisch. Wahlweise kann der Versuch in Anwesenheit von Schaulustigen durch geführt werden, denn es sorgt nicht nur für Erheiterung, sondern gibt auch Aufschluss, ob man gern beobachtet wird.

Es grüßt,
der Schmied ihres Vertrauens


Gerüchte und Neuigkeiten

Dieses Mal wollen wir mit freudigen Nachrichten in die Thematik des Hörensagens auf Löwensteiner Straßen einsteigen. So darf man wohl verkünden, dass der ehemalige Oberleutnant der Stadtwache Darius Savaen nunmehr edler Ritter Darius Savaen von Löwenstein ist. Die Adelung des neuen Ritters wurde rege besucht, wenngleich der Edle hier offen zugab, sich in der eigenen Gästeliste nicht vollends auszukennen: “Ich habe keine Ahnung wer die Hälfte dieser Leute ist. Wer seid ihr überhaupt? Wer hat euch hier reingelassen? HE, STEHEN BLEIBEN!” so Savaen gegenüber der Gösselpost. Wir gratulieren von Herzen!

Ein ganz anderes, sicherlich wirklich jedem bekanntes Gesicht - nämlich das in Stein gemeißelte Anlitz des ehrwürdigen Kilian Gerasch - macht heutzutage in ganz neuer Funktion von sich reden. Der Abt wurde angeblich seitens der Kirche in den ehrenvollen Ruhestand geschickt, und gefällt sich nun darin, das zu tun, was alle alte Menschen ohne eine direkte Aufgabe anstellen: Er schimpft über die Jugend, verdirbt bei gesellschaftlichen Anlässen allen die Laune, und verteilt Ratschläge, um die niemand bat.

Man könnte somit hoffen, der frischgebackene Bürger Gerasch würde womöglich Erfüllung darin finden, einen verrückten Wissenschaftler zu stellen. Ein Hermetiker, der dem edlen Baron von Zweitürmen in keinster Weise ähnlich sieht, soll der Stadt mit nichts Geringerem gedroht haben als der Möglichkeit, Licht in Wasser zu bündeln, um auf diese Weise alles zerfressende, glühende Lichtstrahlen zu erhalten. Sollte man nun besorgt sein? “Ja!” so Sternendeuter und Experte für Todesstrahlen Darius Zebol. “Zwar ist das mit dem Licht im Wasser purer Humbug, aber irre Wissenschaftler sind ganz generell als beunruhigendes Ereignis hinzunehmen. Zum Glück sind solche Personen einfach zu meiden: Sie kleiden sich zumeist in wallende schwarze Gewänder, lachen auf eine verrückte Art und Weise, und bezeichnen ihre Umwelt gern als “Narren”. So ihr so jemandem begegnet, empfehle ich, die Straßenseite zu wechseln.”

Eine Person, die nicht einmal in so einem Fall von der bekannten Strecke abweichen sollte, ist derweil Fräulein Strastenberg. Die vogteiliche Schreiberin und Dekoration in Personalunion soll demletzt eine groß angelegte Suche in Löwenstein und Umland ausgelöst haben, nachdem sie sich bei einem Verdauungsspaziergang hoffnungslos im Schnee verirrte. Erfroren und verängstigt wurde das Fräulein schließlich wieder in der Stadt empfangen, wo sie seit jener Stunde unter Ausgehverbot verbleibt, bis wieder Frühling ist.

In der Stadt zu verbleiben könnte man hier wohl aber sämtlichen Bürgern Löwensteins anraten. So sollen durch Schnee und Kälte getriebene Wölfe erneut gefährlich nahe an menschlichen Siedlungen gesichtet worden sein. Den frech gewordenen Raubtieren fielen bereits eine Ziege, zwei Hühner und eine sehr einsame Vogelscheuche zum Opfer. Die Sorge sollte jedoch von nur kurzer Dauer sein: Wolfsjäger Schumann ist bereits an der Sache dran.

Einen ganz anderen Grund zur Beruhigung findet indes ein jeder vor, der an der ehemaligen Kreuzwegtaverne vorbeireitet. Diese ist nämlich ganz und gar abgebrannt. Es wird gemunkelt, dass es auch Tote gab: Die Schätzungen der Opferzahlen bewegen sich zwischen 2 und 30 Personen. Als Schuldtragender machen die meisten natürlich den infamen Raubritter Rabe aus, wenngleich es auch andere Stimmen gibt, die auf den berüchtigten Tavernenschläger der Grauwölfe Marquard N. (voller Name der Redaktion bekannt) deuten. So soll dieser dem Alkohol vor kurzem gänzlich abgeschworen, und die Kreuzwegtaverne als Zeichen seines neuen, rechtschaffenen Lebenswandels in Brand gesetzt haben.

Generell scheint man in Ravinsthal zur Zeit von Gesundheit und lebensverlängernden Maßnahmen wie etwa dem Verzehr von Gemüse über alle Maßen begeistert. Angeblich tut sich da der edle Fürst von Ravinsthal persönlich vor. Erst kürzlich soll er besagten Grauwölfen und einem Trupp Schaulustiger, die nicht schnell genug entwischen konnten, wertvolle Ratschläge bezüglich der korrekten Benutzung von Arschflöten in heilerischer Kapazität erteilt haben - angeblich im Rahmen der Vorbereitungen auf die nahende Konklave.

Um neben Ravinsthal auf unser anderes Nachbarlehen zu verweisen, so sind auch in Candaria unerwartet neue Dinge geschehen - ein Ereignis, das die Bewohner des beschaulichen Lehens noch immer in purer Aufregung hält. Hier soll die ehemalige Baronin und Matriarchin des Fuchsenfelde-Clans Elfriede Fuchsenfelde nach langer Abwesenheit wieder aufgetaucht sein. Angeblich fand sie der edle Baron Lyrandes urplötzlich in seinem Anwesen beim Brötchenbacken vor. Die Schlösser des Anwesens sind darauf hin eilends ausgetauscht worden, was Frau Fuchsenfelde, wie sie sich neuerdings nennen lässt, jedoch nicht aus Hohenquell vertreiben konnte. Wir von der Gösselpost sind höchst gespannt, was man von der guten Frau noch zu erwarten habe!

Wer jedoch die Zukunft genau kennen muss und sich ungern überraschen lässt, dem sei eine neue Kuriosität des löwensteiner Armenviertels anzuempfehlen. Hier soll seit einiger Zeit die einzigartige Wahrsagersau Dolores beheimatet sein. Wahrsagersau Dolores kann etliche Dinge erstaunlich präzise voraussagen, wie etwa ob man in den nächsten zehn Minuten plötzlich ärmer werden würde, weil man ohne Geleit und in zu gut geputzten Schuhen ins Armenviertel kam.

Zum guten Schluss darf die Gösselpost noch der edlen Vogtin von Löwenstein gratulieren. Die Edle Kerlow wurde zuletzt dabei beobachtet, wie sie sich in dunklen Gängen mit Bürger Lawin Herbstlaub herumdrückte. “Er fiel ihr regelrecht in den Schoß”, so ein Freund des frischgebackenen Pärchens, das die zarte Beziehung noch geheim halten möchte. Wir von der Gösselpost werden es mit Sicherheit nicht verraten!


Für den Rätselfreund

Rätselfreunde aufgepasst! Findet die verschlüsselte Nachricht und lasst die Stadt von eurer Klugheit und Geistesschärfe wissen! Jeweils der erste Buchstaben der richtigen Antwort ergibt in dieser Reihenfolge die Botschaft.


Die Hauptstadt Amhrans?
Wo treibt sich die Zecherbande herum?
Wie heisst ein Fest der Mondwächter?
Was sagt das Waschweib, wenn es Marquards Unterbuchs sieht?
Woher kommen die besten Schmiede?

Auf welcher Seite ist der rechte Daumen?
Wie heisst die Besitzerin des tanzenden Troll in Rabenstein?
Wie heisst eine harte Form von Wasser?
Verfluchte Edelsteine, die in aller Munde sind?
Was machst Du, wenn du Durst hast?

Wann schlägt der Mond die Sonne in die Flucht?
Wo erringt der König Ruhm und Ehr?
Die Hauptstadt steht am...?