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Gösselpost 37

Aus ArxWiki
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Nummer 37 Tag des Donners, 19. Hartung, 1404 Herausgeber: Gerlach Ganter


Das Wetter

Das​ ​Wetter​ ​im​ ​Hartung​ ​war,​ ​ist​ ​und​ ​bleibt​ ​kalt.​ ​Diese​ ​Tatsache​ ​sollte​ ​die​ ​werte​ ​Leserschaft jedoch​ ​nicht​ ​beunruhigen:​ ​Kälte​ ​und​ ​Schnee​ ​sind​ ​für​ ​diese​ ​Jahreszeit​ ​durchaus​ ​eine​ ​zu erwartende​ ​Erscheinung​ ​und​ ​nicht​ ​etwa​ ​Folge​ ​eines​ ​Fluches,​ ​der​ ​Amhran​ ​aufgrund​ ​der Blutkonklave​ ​ereilt​ ​hat,​ ​auf​ ​dass​ ​wir​ ​das​ ​Licht​ ​der​ ​Sonne​ ​nie​ ​wieder​ ​sehen​ ​mögen.

Auch​ ​etwaig​ ​unheimlicher​ ​Nebel​ ​weist​ ​nicht​ ​unbedingt​ ​darauf​ ​hin,​ ​dass​ ​etwas​ ​Schlimmes passieren​ ​könnte.​ ​Solltet​ ​Ihr​ ​ferner​ ​sich​ ​krümmende​ ​Schatten​ ​und​ ​eigenwillige​ ​Geräusche​ ​im Dunkel​ ​der​ ​Nacht​ ​erfassen,​ ​sind​ ​es​ ​sicherlich​ ​bloß​ ​harmlose​ ​Schattenbilder.

Es​ ​ist​ ​wahrlich​ ​an​ ​der​ ​Zeit​ ​dass​ ​wir​ ​uns​ ​beruhigen​ ​und​ ​uns​ ​immer​ ​wieder​ ​in​ ​Erinnerung rufen:​ ​Es​ ​ist​ ​vorbei.​

​Es​ ​ist​ ​sicher.


Es ist vorbei
Die Plage der Untoten hat ein Ende

Es ist vorbei

Seit über einer Woche findet die Bevölkerung Löwensteins so langsam wie mühsam in den Alltag zurück, derweil der Rest des Reiches mit eben solcher Fassungslosigkeit den Verlust der Spitze des Reiches zu verarbeiten sucht. Noch herrscht Stille. Diese Stille wollen wir von der Gösselpost dazu nutzen, die Leserschaft umfassend darüber zu informieren, wie es zu dem Sieg über die grausamen Untoten von Löwenwacht kam.

Der Feind kommt unerwartet
Zur Erinnerung. Nach den ersten drei blutgetränkten Tagen der Konklave kehrte plötzlich Ruhe über der Stadt ein. Die Untoten saßen in der Burg, die Lebenden davor, man leckte seine Wunden und wartete darauf, dass die gegnerische Seite einen Fehler machte.

Diesen Fehler machten am Ende die Lebenden. Am Abend des 2. Hartung fand die Spitze der vereinigten Streitmächte Servanos, Ravinsthals und Candarias sowie die Führung der heiligen Kirche Mithras’ in der Vogtei zu Löwenstein zusammen, um einen möglichen Sturm auf die Burg zu besprechen. Alles war ruhig. Über der Stadt rieselte Schnee, und gegenüber im Tempel bereitete man sich auf das Lichterfest vor. So fiel niemandem die Abordnung behelmter Wachen auf, die im Stechschritt über den Platz zur Vogtei marschierte.
Der gewiefte Leser ahnt es schon: Es waren keine gewöhnlichen Wachen. Der finstere untote Truchsess, begleitet von ebenso finsteren untoten Wachen, drang in den Versammlungssaal ein und entführte die dort tagenden Adligen dreier Lehen, ebenso wie den Hauptmann der Grauwölfe Einar und Ihre Seligkeit Lisbeth Winkel. Nur die wenigen nichtadligen Teilnehmer des Treffens wurden zurückgelassen, mit der Aufgabe betraut, den Lebenden ein Ultimatum zu überbringen: Drei Tage hätte man, dem Truchsess die Treue zu schwören. Drei Tage würden die Geiseln leben.

Die Welt erzitterte vor Grauen. Der Himmel weinte. Die Stadt verlor sich in Hilflosigkeit und Gram, konnte sich kaum ausmalen, was die armen Seelen wohl für Schrecken durchleiden mussten. Ein Trupp, der am gleichen Abend unter der Führung des wundersam von den Toten auferstandenen Spurenlesers Arthar Hohenwacht in die Kanalisation zog, konnte jedoch den Beginn eines Geheimganges ausmachen, der wohl in die Burg führen konnte. Der kurzzeitige Erfolg wurde aber von dem Eintreffen der restlichen Bevölkerung Löwensteins etwas gestört, als da der Lärm die wachenden Vampire aufzuschrecken vermochte. So musste eine unauffällige Befreiung als Plan verworfen werden. Es blieb vorerst nichts weiter, als zu warten und zu hoffen.

Ein Abend voller Schrecken und Wunder
Am nächsten Tage wurde es nicht unbedingt besser. Der Reihe nach tauchten untote Doppelgänger von Lehensritter Melyr von Ravinsthal, Ritter Savaen von Löwenstein, Hauptmann Ulfson und gar der edlen Vogtin höchstselbst auf. Zwar konnte das Schauspiel rasch durchschaut und die Unholde zur Strecke gebracht werden, doch besserte dieser Auftritt die Stimmung keinesfalls.
Kaum war der finstere Feind mit Feuer und Stahl bezwungen, zog sich alsdann ein kleiner Kriegsrat aus Vertretern von Kirche, Legion, Stadtwache, Stadtverwaltung und einer zugelaufenen Hermetikerin zurück, einen Plan für den Sturm der Burg auszuhecken.

Und während die einen planten, die anderen Wunden leckten, und wieder andere sich in Frust und Alkohol ergingen, geschah in Löwenwacht selbst etwas vollkommen Überraschendes - gar ein Wunder, möchte man meinen.
Fünf zarte Singvögel schwärmten auf wundersame Weise in die Verliese, um zwei der Gefangenen zu befreien, nämlich den Lehensritter Ravinsthals Kennan Melyr von Ravinsthal und den Hauptmann der Grauwölfe Einar Ulfson.

Wie? Wieso? Warum ausgerechnet jene? Wir kennen die Antworten nicht. Falls Ihr, werter Leser, sie jedoch kennt, so wird Euch die Legion der hohen Kirche jederzeit zu einem freundschaftlichen Informationsaustausch empfangen.

Der Sturm auf Löwenwacht
Am nächsten Tage bereits sollte endlich die Burg gestürmt werden, um dem untoten Schrecken darin ein für alle Mal den Garaus zu machen. Auf dem Marktplatz von Löwenstein fand sich eine Menschenmenge ein, wie lange nicht mehr. Freund und Feind standen nebeneinander, teilten Erfahrung und Waffen - Diebe neben Adligen, Ravinsthaler neben Königsgarde, und sogar die Legion begab sich unters gemeine Volk. Die Stimmung war so gehoben wie verzweifelt. Es war die einzige Chance auf den Sieg: Und ob man verlor oder gewann, es war das Ende. Das wusste ein Jeder auf dem Platz.

Und dann ging es endlich los. Der neue Angriffsplan teilte die Kämpfer geschickt ein: So sollten die Grauwölfe unter dem Schutz von Schilden und Schützen das Tor mit einer Ramme offen sprengen. Hernach sollten schwer bewaffnete Legionäre in den unteren Burghof eindringen, und jenen würde dann der Rest der Kämpfer folgen. In der Burg hatte man sich rasch auf die Mauern zu begeben, um einer Einkesselung im inneren Burghof wie beim letzten Versuche zu entgehen, und darüber den Thronsaal zu erreichen.
Eine solide Taktik - die, in die Tat umgesetzt, auch ungefähr so funktionierte. Sicher, hin und wieder kam es zum üblichen zu erwartendem Chaos, etwa als anstelle des Burgtores von übereifrigen Grauwölfen auch der Burggraben gerammt wurde, oder als unbekannte Übeltäter das Quartier der Königsgarde plünderten, doch im großen und ganzen stieß der Trupp schnell und sicher über Mauern und Wohnquartiere in Richtung des inneren Burghofs vor, nebenbei die Burg von untotem Gezücht reinigend.

Doch halt! Wird der Nüchternere unter unseren Lesern rufen. Haltet ein! Was ist mit den Geiseln? Die müssen doch bei den ersten Schlägen der Ramme gegen das Burgtor getötet worden sein?
Nun, lieber Leser...auf diesen Gedanken kamt nicht nur Ihr.


Trupp Kanalratte
Der Plan, der da am Vorabend von einem übermüdeten Kreis jener gefasst wurde, die sonst stets in der zweiten Reihe standen, hatte mitnichten den Kern, die Burg zu befreien. Mehr noch, man nahm durchaus in Kauf, hätte sich die Armee der Lebenden gar am Ende wieder zurückziehen müssen. Ganz richtig: Der ganze große Angriff war vor allem als Ablenkung gedacht.
Kaum dass der Sturm auf die Burg begann, zog ein kleiner Trupp unter Führung von Hauptmann Axis los in die Kanalisation. Mitnichten hatte man den dort versteckten Gang zur Burg vergessen, und nun war die Stunde geschlagen. Während oben der Feind in Gefechte verwickelt wurde, schlich ein buntes Grüppchen aus Wache, Armenviertlern, Verwaltung, Druiden und einer sehr einsamen rabensteiner Gardistin unter der Erde zur Burg.
Die Aufgabe war so gefährlich wie sie schwierig war: Es galt ohne viel Lärm zu machen zu den Verliesen vorzudringen und die untoten Wachen dort auszuschalten, bevor sie den Gefangenen etwas antun konnten. All das möglichst, ohne auf dem Weg zu sterben.

Man mag sich allein vorstellen, wie die von Hauptmann Axis “Trupp Kanalratte” getaufte Gruppe vor Anspannung gezittert haben muss, als sie einen Untoten nach dem anderen aus dem Verkehr zogen, sich flüsternd und zielgerichtet durch die unteren Ebenen der Burg bewegend. Doch endlich sollte die Suche von Erfolg gekrönt sein: Man erreichte die Verliese und erledigte die dort wachenden Untoten mit wohl gezielten Silberbolzen, bevor jene, die Gefahr witternd, zu den Zellen hätten stürmen können.
Die Gefangenen waren errettet!

Natürlich nur für den Moment. Selbstverständlich musste man die Adligen, die Seligkeit und den unerklärlicherweise ebenso im Verlies befindlichen Heiler und ältesten Mann der bekannten Welt Weckberger, allesamt durch fehlende Schlaf und Nahrung stark geschwächt, auch wieder aus der Burg schaffen. Hier kam der zweite Teil der Aufgabe des Trupps Kanalratte zum tragen. Während ein Großteil des Trupps die Adligen durch die Kanalisation wieder hinausbrachte, griffen die Druiden des Rabenkreises tief in die Erde und ließen die Burg selbst erbeben, den Tunnel hinter den Flüchtenden sicher vor untotem Feind versiegelnd.
Zurück blieben allein die beiden Schützen des Trupps zurück - jenen oblag die letzte, selbstmörderische Aufgabe, durch die Burg hinaufzuschleichen, um den oben Kämpfenden Bescheid zu geben, dass die Geiseln frei, der Tunnel verschlossen, und ein etwaiger Rückzug oder aber endgültiger Vorstoß in den Thronsaal nun möglich waren.

Ob es geklappt hatte? Nun, das könnte man die vor dem inneren Burgtor kämpfenden Recken fragen, die kurze Zeit später von einem eigenwilligen Anblick überrascht wurden. Die steinerne Barrikade, welche da die Lebenden von den letzten Untoten im Burghof trennte, wurde plötzlich und in höchster Eile von zwei sehr lebendigen Bürgern Löwensteins erklettert, die gerade noch den Sprung auf die rettende Seite der Barrikade schafften, als die hinter ihnen her stürmenden Untoten schon nach ihren Stiefeln griffen. “Die Geiseln sind in Sicherheit!” hallte es da durch die Reihen. Trupp Kanalratte hatte seine Aufgabe erfüllt.

Das letzte Gefecht
Und so kam es, dass die Lebenden sich zum letzten Male formierten. “Mithras obsiegt!” grollte es aus Dutzenden Kehlen - und der letzte Sturm begann. Mit tosendem Gebrüll brach die Armee in den inneren Burghof, den zahnbewehrten Feind in Matsch und Staub tretend, prügelnd, schlagend. Pfeile hagelten von den umgebenden Mauern auf die erstmals wankenden Untoten, und immer lauter stieg es in den dunklen Himmel über den Burg: “Tod dem Truchsess!” Dann endlich krachten die Türen des Burgfrieds und die Kämpfenden strömten in den Thronsaal. Stille.

7 Spiegel.
7 Spiegel, in einer Reihe aufgestellt, von der hintersten Wand bis zum Thron selbst. 7 Spiegel, die nichts spiegelten. 7 Spiegel, die den atemlos erstarrenden Kämpfern stumpf entgegenstarrten. Gänsehaut kroch über die Leiber. Die Luft flirrte. Schreckliches sollte passieren.
Und es passierte.

Mit einem Schlage sprang aus jedem der Spiegel ein Truchsess hervor. Ganz Recht, werte Leserschaft - mit dämonischem Hexenwerk vermochte es der Vampir, Abbilder von sich zu schaffen, die den Echten schützten. Es entbrannte ein heftiger und langer Kampf, in dem ein falscher Truchsess nach dem anderen zu Staub zerfiel, bis der Raum schließlich wieder in Stille lag. Trübe Spiegel starrten den Kämpfern erneut entgegen, und obgleich kein Feind mehr zu sehen war, spürte ein jeder im Raum, dass der Truchsess noch irgendwo versteckt war. Doch wo?
Da hatte die Bibliothekarin Winter (und das, liebe Leserschaft, ist nun doch wenig überraschend - wer, wenn nicht eine Gelehrte?) den rettenden Einfall.
“Zerschlagt die Spiegel!” rief sie, und ging alsgleich selbst ans Werk. Gleich mehrere eifrige Hände, bewaffnet mit schweren Gegenständen, ließen nun klirrend Glas regnen, einen Spiegel nach dem anderen zerstörend. Es war ein böser Wink des Schicksals, dass es ausgerechnet erneut Fräulein Winter war, die sich vor dem letzten Spiegel fand. Kaum dass sie ihr schwerstes Buch heben konnte, um das letzte Glas zu sprengen, sprang der Truchsess aus den blanken Untiefen und griff nach der Bibliothekarin, sie als Geisel und Schutzschild vor sich haltend.
Grauen ergriff den Raum.

Doch wie der belesene Gösselpostleser genau weiß, war die Sorge hier ganz unbegründet. Wo ein Fräulein in Not, da ein strahlender Ritter - und dies war keine Ausnahme. Nachdem ein wohl gezielter Schuss eines Silberschützen den Truchsess am Bein getroffen und abgelenkt hatte, trat Ehrwürden der Sonnenlegion Elian Alveranth auf den Plan.
Seine Rüstung glänzte, sein Haar wehte, sein Schwert war scharf und sein Ross...nun gut, er hatte leider kein Ross dabei. Das schmälerte die Perfektion des Augenblick ein wenig. (Die Gösselpost empfiehlt an dieser Stelle einem jeden Recken und allen, die es werden möchten, zur Vorsicht stets ein weißes Ross bei sich zu führen). Ehrwürden Alveranth entriss das Fräulein den Fängen des Untoten und forderte jenen heraus.

Ein letzter Kampf, ein Kampf Mann gegen Truchsess, entbrannte. Die Anwesenden hielten den Atem an, und minutenlang hörte man nichts im Saal als das Klirren zweier Klingen und das wütende Schnauben des Monstrums. Unglücklicherweise musste man jedoch auf das absehbare, dramatische Ende verzichten, bei dem der Held, scheinbar besiegt am Boden, mit seinem letzten Atemzug noch das Scheusal mit in den Tod reißt.
Ein weiterer Legionär, der den Namen Viktor S. (voller Name der Redaktion bekannt) trug und keinerlei Gespür für schicksalhafte Dramatik aufwies, trat vor und begann dem Vampir ebenso zuzusetzen.

Unschön, wohl wahr, doch effektiv - der Truchsess zischte und versuchte durch die geheime Türe hinter dem Thron zu entfliehen, doch da stürzte bereits die Menge an Kämpfern im Saal hinterher (ob Ehrwürden Alveranth bei diesem Unterfangen von dem Mob niedergetrampelt wurde, ist der Redaktion bislang nicht bekannt).
Man stellte den Unhold mit vereinten Kräften nur einige Schritt weiter, schlug ihn nieder, und verbrannte ihn schließlich an Ort und Stelle, bis kein ganzer Knochen mehr zu finden war.

Es ist endlich vorbei.




Hat eigentlich jemand den Herzog gesehen…?


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Beobachtungen aus der Burg
Ein Kommentar von Lavinia Löwenherz

Beobachtungen aus der Burg

Die Zeit für ausführliche Beobachtungen auf der Konklave war bedauerlicherweise äußerst knapp. Kaum hatte man den ersten Happen der Vorspeisen genommen, dominierte schon Blutrot die Szenerie, als die ersten Adligen fielen und Löwenstein ins heillose Chaos zu stürzen drohte. Ein rechter Jammer, dass in akut lebensbedrohlichen Situationen die allgemeine Aufmerksamkeit für modische Glücks- und Fehlgriffe allzu schnell sinkt. Doch es wäre nicht die Gösselpost, wenn Versprechen nicht trotz aller Widrigkeiten eingelöst werden würden! Schließlich wurde ein Kommentar zur Konklavenmode angekündigt, und ein Kommentar soll erfolgen! Der Angriff auf Löwenstein, der die Gösselpostredaktion aus der Informationspflicht nimmt, muss erst noch kommen.

Die Stadtwache – Goldjungen für Löwenstein

Was sich aber bewährt hat und in dem Chaos hervorstach, sind das vertrauenserweckende Gold und Lila der Stadtwache Löwensteins. Wenn man die Beine in die Hand nehmen, die Röcke raffen und das Weite suchen muss, sind derlei penetrante Farben fast tröstlich. Kein Schwarzblütler, der etwas auf sich hält, würde sich je darin kleiden. Der Kontrast hätte nicht größer sein können: bleich, blutgierig, animalisch – Schwarzblütler. Golden, gutherzig, gänzlich menschlich – Stadtwache. Die Unterschiede waren selbst aus den Augenwinkeln noch wahrnehmbar. In der Vergangenheit hatte so manch einer spekuliert, ob die Kombination aus Gold und Lila einem farbenblinden Beamten zur Last gelegt werden könnte oder gar einer neureichen Madam aus Silendir. Den Kritikern sei hiermit gesagt: Es hat sich ausgespottet! Gold-Lila ist das neue Königsblau.

Pompöse Pelze

Die Herren der Schöpfung hielten sich mit drastischen Drapierungen und gewagten Griffen in den Kleiderkasten eher zurück. Eine Dame war es, die sowohl den Adel im Saal als auch das gemeine Volk in der Halle zu bezaubern vermochte. Es ist ein Kunststück, in einer Menschenmenge wie jener der Konklave hervorzustechen. Eines, das der Gesandten aus Nortgard jedoch ohne Mühe gelang. Die Edle Frida Dornklamm zog uns durch schlichte Stilsicherheit in ihren Bann. Ob sie viel mehr als ihren Mantel trug, ist im Nachhinein leider nicht mehr festzustellen, da sie nie dazu kam, ihn abzulegen. Aber oh, dieser Mantel! Er vermochte nicht nur durch die Anzahl an Hermelinen zu verzücken, nein! Seine Farbe, Eisblau wie ein winterlicher Fluss, wird ewig mit Frida Dornklamm verbunden werden. Welches Auge kann vergessen, mit wieviel Selbstvertrauen sie ihn trug? Nachdem Farbe und Form schon bestaunt wurden, sei nun noch auf die praktikable Seite eines derartigen Kleidungsstücks hingewiesen. Ist man zu Banketten eingeladen, lässt sich darunter der Inhalt einer Fleischplatte mühelos verbergen. Die Gösselpost empfiehlt dem mittellosen Landadel, eine Bestellung anzudenken. Gewiss arbeiten die hiesigen Schneider schon mit Feuereifer an ähnlichen Schnittmustern. Probeexemplare nimmt die Kolumnistin gerne an.


Die Stadtwache sucht Dich!
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Ehre der Krone und lang lebe seine Majestät!


Die Stadtwache sucht neue Rekruten. Alle dienstwilligen Männer und Frauen sind dazu aufgerufen zu erscheinen und sich einer Musterung zu unterziehen.

Bei regelmäßigem und diszipliniertem Dienstantritt sei ein rascher Aufstieg möglich. Ein ordentlicher Sold, Verpflegung und Ausrüstung sicher.

Seid ein Garant von Recht und Ordnung! Verprügelt ungestraft Übeltäter! Kommt zur Stadtwache!


Von Beulen, Lanzen und Gliedern
Ein Kommentar vom Schmied ihres Vertrauens

Von Beulen, Lanzen und Gliedern Ratschläge zum ordnungsgemäßen Polieren und Ölen

Der Titel mag wohlmöglich seltsam erscheinen, aber hierbei geht es nicht um Bettpraktiken. Wobei ich eine unterschwellige Zweideutigkeit nicht ausschließen kann. Manchen Gösselpostlesern wird nachgesagt - vor allem umso weiter man in östliche Lehen vordringt - dass sie nicht nur eine rege Fantasie besitzen, sondern auch eine erstaunliche Fähigkeit der Auslegung geschriebener Worte und Gerüchte. Man munkelt sogar, dass die jüngste Ausgabe der Gösselpost im Goldenen Raben auslag und vielleicht schafft sie es alsbald bis nach Ravinsthal, was bedeutet, dass ich keinerlei Gewähr für die Inhalte der Kolumne geben kann.
Die Instandhaltung der Stattlichkeit, über die ich spreche, ist ein brisantes Thema, das zu gern in Vergessenheit gerät. Krieger, deren imposantes Erscheinungsbild eigentlich ihr Aushängeschild sein soll, lassen sich zu häufig mit verbeulten Plattenteilen, mit verbogenen Lanzen oder krummem Speer erwischen. Selbst ein Ketten-Glied, das nicht reinlich, akurat gerade geformt oder senkrecht zu den Benachbarten absteht, kann als gesellschaftlichen Fehltritt gelten.

Mangelnde Schärfe einer Klinge, lässt nicht nur die Frauenwelt an der Mannhaftigkeit zweifeln, sondern kann euch rasch die Verabredung mit dem nächstbesten Räuber vermiesen. Im Zweifel ist es ratsam einen Knüppel mit sich zu tragen, wobei die Auswahl möglichst auf das Exemplar 'praller Prengel' fallen sollte. Jener kann so einiges Wett machen, wofür die Stadtwache Löwensteins als Vorreiter und selbstloses Beispiel steht. Sie tragen seit Jahren Knüppel griffbereit auf Lendenhöhe mit sich, um sie jederzeit aus dem Gehänge befreien zu können.
Der ungehobelte Ravinsthaler würde behaupten, sie schaffen damit Ersatz für ihren Mangel an Männlichkeit, aber der gebildete Löwensteiner weiß es besser: Selbst ein fleischlicher Knüppel weiß gute Gesellschaft zu schätzen. Was nicht bedeuten soll, dass ich den Stadtwächtern Knüppelliebe unterstelle.

Ganz gleich aus welchem Grund, sorgt dafür, dass eure Ausrüstung gut gepflegt ist. Euer Schmied kümmert sich gewiss pflichtbewusst darum, dass eure Lanze gut poliert und geölt ist und, dass die Beule fachmännisch aus euren Glieder gehämmert werden. Hegt Vertrauen in euren Schmied, aber seht zu, dass ihr euch nicht zu beherzt über den Amboss buckelt. Ihr wollt bestimmt nicht, dass ihr mit willigem Metall verwechselt werdet.

Es grüßt,
der Schmied ihres Vertrauens


Heldenehrung

Während die großen Gemeinschaften und ihre Anführer offizielle Ehrungen erwartet, geht der einzelne einsame Held wie so oft ganz unberücksichtigt nach Hause, um dort seinem Eheweib zu erklären, warum seine Rüstung schon wieder dreckig ist.
Die Gösselpost macht es sich daher zur Aufgabe, ihr aufgefallene Einzelpersonen und deren Leistungen öffentlich zu machen. Und so ehren wir:

Ehrwürden Elian Alveranth Der zum Leidwesen weiblicher Bevölkerung Löwensteins Mithras versprochene Kämpfer der Legion fiel in sämtlichen Gefechten durch Anwesenheit, Heldenmut, und besonders gut sitzende Haare auf. Unser Recke der Herzen!

Schultheiß Misitia
Obgleich sie ausdrücklich nicht dafür bezahlt wurde, war unsere streitbare Schultheiß nicht nur bei allen Kämpfen zur Stelle, sie war es auch, die den untoten Truchsess zum Schluss in Flammen setzte, auf dass er sich in harmlose (so hoffen wir es zumindest) Asche verwandelte. Ein Hoch auf die feurige Schultheiß!

Arthar Hohenwacht
Wenngleich es bei manch einem unterging, dem allsehenden Auge der Gösselpost entgeht nichts. Es war ganz klar Arthar Hohenwacht, der den unterirdischen Geheimgang in die Burg Löwenwacht zuerst entdeckte und damit die folgende Befreiung der dort einsitzenden Geiseln ermöglichte. Arthar Hohenwacht ist im Übrigen nicht nur überraschend lebendig, sondern im Gegensatz zu Ehrwürden Alveranth ein heiratsfähiger Junggeselle.

Die Silberschützen von Löwenwacht
Drei Schützen zählte die Redaktion, die da bei Stürmen auf die Burg an vorderster Front kämpften und deren Geschosse gar den Truchsess selbst das untote Auge kosteten. Die Gösselpost ehrt Novize Brabac von der Legion, Fräulein Strastenberg von der Verwaltung, und Herrn Shin aus dem Armenviertel. Möge der Truchsess sich nie an Euch rächen kommen!

Schöffe Orestes Caetano
Nicht alle Helden tragen Schwert und Bogen - manche auch nur einen Putzlappen. Schöffe Caetano war der erste, der den Schrecken der Blutkonklave abschüttelte und die Altstadt Löwensteins von Blut und Toten befreite. Habt auch Ihr einmal eine Leiche zu beseitigen, wendet Euch vertrauensvoll an Herrn Caetano!

Oberleutnant Harold Vanke
Wenngleich der Oberleutnant wie alle Mitglieder unserer heldenhaften Stadtwache sich beispielhaft in den Kämpfen schlug, so wollen wir ihm an dieser Stelle für Anderes danken. Als die Gefängnisinsel voll war von angstvollen Überlebenden, als Schreie Verletzter durch die Gänge hallten und Fräuleins in dekorativ zerfetzter Kleidung verwirrt durch die Gänge irrten, war es Oberleutnant Vanke, der die Versorgung der Lebenden auf der Gefängnisburg organisierte. Er sorgte für Speis und Trank, für Betten und frisches Wasser. Seine mütterliche Fürsorge wird uns allen stets in Erinnerung bleiben!

Isabelle McElister
Sie war da, obgleich niemand sie gerufen hatte. Die unlängst wegen Landesverrats in Löwenstein verurteilte Isabelle McElister wurde in den angsterfüllten Tagen um die Blutkonklave zu einem Beispiel an Kooperationswillen und Nützlichkeit. Sie half, wo sie gebraucht wurde, sie kämpfte Seite an Seite mit jenen, die am Vortage noch als Feind erschienen, sie verzichtete gar darauf, irgendetwas zu klauen - für eine Ravinsthalerin eine Heldentat für sich. Auch Fräulein McElister ist noch zu haben und als Wirtin mit eigener Taverne eine vorzügliche Partie!

Die Grauwölfe
Obgleich wir Einzelpersonen und nicht Gemeinschaften huldigen wollen, ist es doch schwer, einen Grauwolf vom Anderen zu unterscheiden. So weichen wir in diesem einen Fall von unserer selbst auferlegten Regel ab und danken der Rotte als Ganzes. Die Wölfe waren es, die während der Belagerung von Löwenwacht für die Sicherheit der Gefängnisinsel sorgten und unablässig über dem Tore wachten. Wir vermuten, sie waren es auch, die sämtlichen Alkohol auf der Gefängnisinsel vernichteten, doch das bleibt bis zum heutigen Tage unbewiesen.

Violetta Winter
Die unauffällige Bibliothekarin der löwensteiner Vogtei tat sich nicht nur durch tatkräftige magische Unterstützung bei den Kämpfen hervor, sondern hatte bei dem letzten großen Sturm auf Löwenwacht auch den Einfall, die Spiegel im Thronsaal zu zertrümmern, um so den plötzlich vervielfältigten Truchsess aufzuhalten - eine Idee, für die sie als Geisel des Untoten beinah mit dem Leben bezahlt hätte. Ein leuchtendes Beispiel für Köpfchen, Heldenmut, und die überragende Qualität des löwensteiner Bibliothekswesens!


Urkunde zum Ausschneiden

Wart Ihr bei den Ereignissen um die Konklave dabei, habt jedoch weder Ehrung noch Dankesbrief erhalten, weil Ihr Euch im Keller versteckt habt?
Oder wurdet Ihr während der Kämpfe hinter den zahllosen Rücken all der anderen Recken übersehen, die sich unerklärlicherweise immer zwischen Euch und dem Feind befanden?

Verzagt nicht! Die Gösselpost hat eine Urkunde für all jene vorbereitet, die sich um angemessene Ehrung betrogen fühlen.

Ihr braucht sie nur noch auszuschneiden!

Ich habe die Blutkonklave 1403 überlebt

und alles, was ich bekam,

ist diese Urkunde.


Historisches Löwenstein
Die Marktplatztaverne

Das schlagende Herz der Stadt, darin stimmt zumindest ein guter Teil der Bewohner Löwensteins überein, ist der Marktplatz. Dieses Herz wird begrenzt durch das Dreigespann aus Tempel, Rathaus (heute Vogtei) und Bank - eine Kombination, die im Laufe der Zeit Inspiration für mal mehr, mal weniger charmante Witze über die Machtverhältnise in der Stadt war.

Dabei darf nicht übersehen werden, dass die gesamte Konstellation noch gar nicht so alt ist: Sieht man einmal vom Mithrastempel ab, ist kein einziges Gebäude des Marktviertels älter als die Unruhen des Jahres 1111, die in ganz Löwenstein ein wahres Feuerwerk zündeten.

Es ist eine interessante Ironie, dass ausgerechnet das Haus am Platz der heutigen Schmiedezunft jenes verheerende Feuer überstand, das schlimmer über das Marktviertel hinweg fegte, als es alle Unwetter und alle Sturmfluten der Jahrhunderte zuvor es vermocht hatten: Als sich der Rauch verzogen und die Asche zusammengekehrt war, war das zuvor gewucherte Konglomerat aus Häusern über Häusern und Brücken über Brücken, das über die Zeit rund um den Tempel des Mithras gewachsen war, Geschichte.

Es ist ein Zeichen für den Pragmatismus der Löwensteiner, dass die freie Fläche gleich genutzt wurde, um die Aufständischen und Rebellen dieses Jahres zu bestrafen: Georg Schlichter hatte im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun und das ehrwürdige Richtschwert Garmelin bekam soviel Blut zu kosten, wie sonst in Jahren nicht.

Nachdem die Hinrichtungen ein Ende gefunden und die Hitzköpfe in der Stadt sich abgekühlt hatten, ging es allzu bald daran die brachliegende Fläche neu zu bebauen. Die Entstehung des Marktplatzes war dabei gar nicht geplant, sondern die Folge einer fehlgeschlagenen Spekulation: Im Glauben die bereits lagernden Gulden noch einmal zu verdoppeln, hatte die Handelsherrin Lunda Askire so hohe Preise für den durch sie erworbenen Grund verlangt, dass selbst die Verzweifelten und Gierigen verschreckt wurden. Und während der heutige Komplex aus dem Boden gestampft wurde, blieb der heutige Marktplatz bis zum Jahr 1124 ein trauriges, leeres Stück Erinnerung an den zurückliegenden Brand. Erst beim Tode Lunda Askires kam Leben in die Sache und ihr Sohn Jobart Askire verkaufte die Fläche an die Stadt. Nur wenig später wurde der kahle Boden mit Pflastersteinen überdeckt und vervollständigte damit ein Bild, dass 1129 erstmals vollständig war: Grosse, zusammenhängende Bauten sollten die Macht und den Einfluss Löwensteins spiegeln.

Darüber, wie gelungen dieses Ansinnen war, stritten die Löwensteiner in der folgenden Zeit gern und ausführlich, für diesen heutigen Artikel ist wichtig, dass die heutige Taverne am Marktplatz damals noch als "Prunkstück" des heute viel weniger öffentlichen Platz einnehmenden Geldhandels präsentiert wurde. Hans Georg Guldenmacher persönlich eröffnete die Geschäfte am ersten Tag des Jahres 1130, beobachtet von verfrorenen Angestellten und einer halben Hand voller Gäste, die die offenen Räume nutzten um dem strengsten Winter seit über einhundert Jahren zumindest für eine kurze Zeit zu entkommen.

Die Geschäfte liefen nicht schlecht, dennoch war der beständige Druck auf die Angestellten oft zu viel und als sich im Jahr 1144 der dritte Bankangestellte an einem Deckenbalken aufknüpfte, beschloss Guldenmacher, dass es die protzige Halle und die servile Freundlichkeit gar nicht brauchte und verlagerte die sichtbaren Geschäfte in jenen Teil des Komplexes, der auch heute noch diesem Zweck dient.

Die Hallen standen weniger als einen Mond leer, bevor sie an die West-Indharim-Handelsgesellschaft übergeben wurde, aber deren Versuch auf diese Weise endlich festen Fuss zu fassen, scheiterte an einer langen Kette von Unglücken, die den frisch erneuerten Handel gegen Riffe und einsame Inseln trieben.

1152 fiel das Haus zurück an die Familie Guldenmacher und blieb sehr zum Missfallen des Stadtrates bis 1155 ungenutzt. Mitte dieses Jahres beschloss der Rat in einem demonstrativen Akt die vorübergehende Nutzung des Gebäudes als Waisenhaus, in der Hoffnung, damit die Entscheidungsfindung der Guldenmachers zu beschleunigen, aber der Tod des alten Mannes verzögerte die Weiterentwicklung, und als Jakob Guldenmacher offiziell das Erbe der Familie übernahm, hatte er an vielen Dingen Interesse. Ein als Druckmittel gebrauchtes Waisenhaus gehörte nicht dazu und so wurde aus der politischen Geste ein Provisorium und aus dem Provisorium eine dauerhafte Einrichtung, als die Edle Anvita Riedhofen, Baronin von Südwald, 1160 als Gönnerin der Einrichtung gewonnen werden konnte.

Zahlreiche Protokolle von Ratssitzungen in den nächsten fünfzig Jahren dokumentieren, dass das Waisenhaus so oft in den Sitzungen behandelt wurde, wie sonst kein anderes Thema und schliesslich zum Sinnbild für Politik um ihrer Selbst willen wurde. Es brauchte erst einen Knall um aus dem milden Ärgernis einen echten Skandal zu machen, und dieser kam im kurzen Sommer des Jahres 1204.

Die Erhebung von Ivala Guldenmacher zur Edlen lag kaum zwei Jahre zurück und die Übergabe der schnöden Bankgeschäfte nur Monate, als im Rahmen einer der regelmässig anstehenden Besichtigung des Waisenhauses die vollkommene Abwesenheit von Einrichtung und Bewohnern festgestellt wurde: Weder Personal noch Waisen waren aufzufinden, weder Schränke noch Stühle gab es zu sehen - nur leere Wände und die ausgeblichenen Schatten von Gemälden die dort gehangen hatten. Ein einziges der Bilder war aus unerklärlichen Gründen von den dreisten Dieben verschmäht worden: Ein schmeichelhaftes Porträt der Baronin Evidia Riedhofen von Südwald, die die Fürsorge für das Waisenhaus von ihrer Mutter übernommen hatte, angefertigt um 1180, vor der Zeit ihrer furchtbaren Krankheit und lange vor ihrem unzeitigem Tod im Jahre 1194.

Jede Suche nach den Verschwundenen lief ins Leere, nicht einmal die gestohlene Einrichtung konnte ausfindig gemacht werden, wiewohl es letztlich nichts von Wert in dem Haus gegeben hatte.

1206 eröffnete dann eine Gastwirtschaft in dem Gemäuer unter dem Namen "Zum Ratsherren", präsentierte sich als gediegene Absteige für Männer und Frauen mit lockerem Geldbeutel, die dem schlagenden Herzen Löwensteins gern so nah wie möglich sein wollten. Als Verbindung zur Vergangenheit wurde ein besonderer Dienst für die blaublütigen Gäste angeboten: Ein Aufenthalt war ohne Kosten zu haben, wenn der Adelige zustimmte, sich malen zu lassen, um alsdann als Kunstwerk Zeugnis von der Beliebtheit des Hauses abzulegen. Das Geschäft lief gut und unspektakulär, bis dann im Jahr 1304 jemand entschied den grossen "Waisenhausraub" zu wiederholen und das ganze Haus in einer erstaunlich koordinierten Aktion leer räumte. Das fassungslose Personal fand am Morgen nur noch die nackten Wände vor: Jeder Teppich, jeder Stuhl, jedes Möbelstück und jedes Bild war davongetragen worden - mit Ausnahme des Gemäldes der verblichenen Baronin Evidia Riedhofen von Südwald, das auch dieses Mal verschmäht worden war.

Die Jahre vergingen und das Haus wechselte seine Besitzer häufig, diente bis auf wenige Gelegenheiten aber immer als Schankstube. Die schöne Baronin blieb die allgegenwärtige Zeugin des Wandels bis sie mit der Abdankung ihrer Nachfahrin Lydia Riedhofen von Südwald abgehängt und vermutlich achtlos im Keller verstaut wurde.

Zweihundert Jahre nach dem Tod der Edlen wird es nun vielleicht Zeit sie wieder an das Tageslicht zu bringen.


Gerüchte und Neuigkeiten

Man möchte doch meinen, dass nach dem Ende der Vampirbedrohung nun Ruhe einkehren würde in die Straßen von Löwenstein. Doch weit gefehlt! Wie es aussieht, hat es ein finsterer Übeltäter ausgerechnet auf die Mitglieder der heiligen Kirche Mithras’ abgesehen. Vor einigen Wochen bereits wurde eine leblose Novizin direkt vor dem Tempel aufgefunden, ermordet von unbekannter Hand. Vor einer Woche nunmehr fand man gar Seine Seligkeit Greiffenwaldt mit eingeschlagenem Schädel im Hafenbecken schwimmend. Eine grausame Tat, und wieder hat niemand etwas gesehen. Ganz offenkundig sind Hexer am Werk, und Löwenstein bangt: Wen erwischt es als Nächstes? Wer wird uns bald schon verlassen? Lest alles darüber in der nächsten Gösselpost!

Derweil bricht schon das nächste Unglück über die wohlverdienten Kirchendiener hinein. Zuletzt erst wurde Ihre Seligkeit Winkel höchstselbst dabei beobachtet, wie sie vor einer boshaften Ratte floh. Glücklicherweise wurde alsbald Sonnenlegionär Schwarzstahl auf die missliche Lage Ihrer Seligkeit aufmerksam und zögerte nicht, Seligkeit Winkel auf ihrer Flucht Gesellschaft zu leisten. Eine Art von Kameraderie und Zusammenhalt, von der sich ganz Löwenstein eine Scheibe abschneiden könnte!

Unruhig ist es auch in anderen Teilen der Stadt gewesen. So wurde die feine Königsstadt erst kürzlich von grausamem Geschrei in den Häusern Seysbald und Savaen erschüttert. Was genau dort vorfiel, vermag bis heute niemand zu sagen, doch offensichtlich waren eine rothaarige Schönheit, ein wilder Nortgarder, und ein Mann mit Holzbein und Augenklappe auf irgendeine Weise an dem Geschehen beteiligt. Für die Ergreifung des Einbeinigen ist ein Kopfgeld von 10 Schilling ausgesetzt, abzuholen bei Oberleutnant Vanke. Inwiefern es sich hier um den berühmtberüchtigten einäugigen Würger handeln mag, bleibt indes noch abzuklären.

Das einzig freudige Ereignis erwartet uns allein um die edle Vogtin Eirene Kerlow von Löwenstein. Diese erhielt demletzt erst einen ausgedehnten Besuch seitens des Hauptmanns der Grauwölfe Einar Ulfson. Hauptmann Ulfson ritt mit zahlreichem Gefolge und ebenso zahlreichen Geschenken an und verbrachte den ganzen Abend in Zweisamkeit mit der Edlen. Der Grund? Der gewiefte Leser mag es sich schon denken: Eine Hochzeit bahnt sich an. Die Gösselpost gratuliert!

Möglicherweise um die Sicherheit bei der Hochzeit gewährleisten zu können (die Erinnerung an die Blutkonklave ist schließlich allen noch in lebhaftester Erinnerung) finden gleichzeitig umfassende Rekrutierungen für die Schar der Grauwölfe in Thalweide statt. Die Rekrutierungen sind allerdings freiwilliger Natur: Es liegt wohl an den jeweiligen Bewerbern, ob sie freiwillig der Rotte beitreten oder man ihnen den Schädel einschlage.

Es bleibt allein zu hoffen, dass diese Rekrutierungsmaßnahmen keine Unruhen hervorrufen, stehen doch alsbald womöglich ohnehin gravierende Umwälzungen in Ravinsthal an. Gerüchteweise soll der bekanntermaßen streitbare Baron Arellus Lyrandes von Hohenquell sich darauf vorbereiten, den Lehensritter Ravinsthals Kennan Melyr von Ravinsthal eines Aktes der Feigheit anzuklagen und im Duell herauszufordern. Angeblich soll der Grund dessen die Flucht Ritter Melyrs aus den Kerkern von Löwenwacht sein. Die Gösselpost weist diese Vorwürfe jedoch bereits jetzt heftig zurück: Bekanntermaßen floh der Ritter nicht freiwillig, sondern wurde strampelnd und zeternd aus dem Verlies gezerrt.

Möglicherweise wird der kampfbereite Baron aber alsbald von gänzlich anderen Ereignissen abgelenkt werden. Etliche Fischer in Candaria sind zur Zeit wohl damit beschäftigt, einem jeden der es hören oder nicht hören will zu erzählen, dass ein geisterhaftes Piratenschiff mal hier, mal da an der Küste der Insel ankert. Schwarz soll es sein, von riesigem Ausmaß, zerrissene Segel und keine sichtbare Mannschaft tragen. Ein Grund zur Besorgnis? “Ganz sicherlich,” so Experte für Übersee- und Übersinnhandel Zebol. “Das Auftauchen eines geisterhaften Schiffs mit schwarzen Segeln zieht stets eine Katastrophe nach sich. Etwa die Ankunft von Steuereintreibern.”


Ratschläge des allwissenden Heilers
Behandlung von Brandwunden

Je nach Stärke der Verbrennungen variieren auch die Behandlungsmethoden. Bei leichten Verbrennungen genügt es zum Kühlen eine Fleischscheibe vom Südwald- oder Kliffweidenrind aufzulegen, welches im Neumond gezeugt und im Vollmond geworfen wurde. Bei stärkeren Verbrennungen empfiehlt der Heiler, eine Paste aus Schweineschmalz, Salbei und einem frischen Hühnerei anzurühren und auf die Wunde zu streichen. Sollte dies in den ersten 12 Stunden zu einem erhöhten Schmerzpegel führen, ist das vollkommen unbedenklich und üblich. Dies gehört zum Heilungsprozess. Man wünscht gute Besserung.

In der nächsten Ausgabe: Alkohol als Schmerzstiller


Umfrage - Truchsess

Dem gewieften Freund der Grammatik wird nicht entgangen sein, wie wir auf geschickte Weise vermieden haben, das Wort “Truchsess” in Mehrzahl zu setzen. Tatsächlich ist dies ein seltener Fall, der sich mit einfacher Recherche nicht lösen lässt. Somit fragen wir die Leserschaft - welche Form wäre wohl richtig? Der Gewinner kriegt einen Truchsess umsonst!

  1. Truchsesse
  2. Truchsi
  3. Truchi
  4. Truchsessesse
  5. Truchsasse
  6. Truchse
  7. Trusessessessesese
  8. Truchs
  9. Trichsi
  10. Eins, zwei, drei, viele Truchsess
  11. Anders, und zwar: