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Gösselpost 38

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Nummer 38 Tag des Mondes, 13. Hornung, 1404 Herausgeber: Gerlach Ganter


Das Wetter

Der Frühling lässt sein blaues Band irgendwo anders wehen. Möglicherweise in Candaria oder gar Galatia, aber sicherlich nicht hier. Wir sitzen nach wie vor mit Schnee, Matsch und Schneematsch fest, liebe Leser. Doch verzagt nicht, der Wechsel naht! Bald schon werden die unablässig fallenden weißen Flocken von Wind, Sturm und Eisregen abgelöst werden. Nun...so betrachtet gefiel uns der Schnee besser. Wir empfehlen das ausgedehnte Vortäuschen von Krankheiten, um diese Zeit möglichst im eigenen Heim zu verbringen.


Der sonnige Y. aus L.

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Das Licht vertreibt die Dunkelheit und im Licht des kommenden Morgens sehen wir muskelbepackte Hoffnung: Scharf wie Ingwer und hart wie ein Stein, getrieben von einem inneren Feuer, das die Läuterung für alle Sünden verspricht.


Es wird heiss in Löwenstein und an allen Ecken zittert das traurige Mannsvolk, gedemütigt durch die pralle Verheissung, während das Weibsvolk aus anderen Gründen bebt.

Der Winter ist vorbei. Die Paarungszeit naht.


Freie Männer in Löwenstein
Verbrechen lohnt sich nicht

Der geneigte Leser wirds bereits gehört haben, dass es demletzt unruhig, ja teils gar gefährlich zuging in den Straßen der Stadt. Eine ominöse, auffallend gut ausgerüstete Bande trieb ihr Unwesen, und häufte in kürzester Zeit ein beachtliches Repertoire an Verbrechen an. Nicht nur wurden etliche löwensteiner Bürger und Einwohner überfallen, so etwa die (sicherlich zu absolut sittsamem Zwecke) nächtlich spazierenden Herr Dryander und Fräulein Dunkelfeder, nein, es gab auch eine Geiselnahme in der städtischen Bibliothek, ein irrer Axtschwinger jagte halbnackte Fräuleins durch die Straßen, und schließlich wagte man sich gar an das Allerheiligste: Ihre Seligkeit Lisbeth Winkel (Letzteres wurde von dem Übeltäter nicht überlebt). Die Reihe infamer Verbrechen schloss der Versuch eines Einbruchs in der Vogtei selbst, der jedoch dank der entschlossenen Handlungen der städtischen Wache vereitelt werden konnte.

Wie kann das sein, wird sich manch ein Leser fragen? Wieso geht man nicht ins Armenviertel und brennt es gleich nochmal ab? Der Grund dafür, werte Leserschaft, ist, dass die Bewohner des Armenviertels dieses eine Mal tatsächlich vollkommen unschuldig an der Misere waren. Im Gegenteil: In einer beispiellosen (und seltenen) Erfüllung patriotischer Pflicht versuchten die ansässigen Armenviertler, der Banditen gar selbst Herr zu werden, was jedoch aufgrund obig genannter, außergewöhnlich guter Ausrüstung und Kampferfahrung der Halunken (der neuen Verbrecher, nicht der Armenviertler) misslang.

So jagten Wache, Legion, und das Armenviertel tagelang gut gerüstete Gespenster, bis einigen Stadtwachen ein Glücksgriff gelang: Man erwischte einen Übeltäter, der sich “Ludin der Dümmere” nannte und seinem Namen alle Ehre machte, indem er sich im Kampfe niederschlagen ließ. Ein scheinbarer Zufall, der jedoch einen Rattenschwanz an Ereignissen und Informationen nach sich zog. Am nächsten Tage bereits tauchte ein Hüne in der Stadt auf, welcher sich da “Orn der Schlauere” nannte und in einer unvorhersehbaren Wendung der Namen und Ereignisse als Bruder des Ludins herausstellte.
In einem langen Verhör, geführt mit allen Mitteln der Kunst und beispielloser Fingerfertigkeit, einem wahren Feuerwerk an verbalem Katz- und Mausspiel, gelang es Oberleutnant Vanke und dem Anwärter der Legion Arthur Davion schließlich, aus jenem Orn wertvolle Informationen herauszubekommen.
So wusste dieser zu berichten, dass die in der Stadt agierende Bande sich “Die freien Männer” nennt und ein verachtenswerter Verband aus ehemaligen Königsgardisten und Herzogsringlern ist, welche es zur Aufnahmebedingung für einen jeden willigen Verbrecher machen, einen Raub oder Mord zu begehen.

Dem folgte fieberhafte, minutiöse Ermittlungsarbeit über Tage. Die Wache schlief nicht, die Wache aß nicht, die Wache suchte - und wurde schließlich fündig. Die Freien Männer hatten ein geheimes Lager im Flüsterwald aufgebaut, und nunmehr zog eine kleine Armee aus Stadtwache, Legion und einem ansehnlich breitschultrigen Armenviertler gen Flüsterwald, den bösen Buben den Garaus zu machen. <br Bald fand man das Lager, und es entbrannte ein heftiger Kampf, in dessen Zuge mit vereinten Kräften “Björn der Schlächter”, der dritte und uncharmante Bruder von Ludin und Orn, zu Fall gebracht wurde. Von dieser Tat beeindruckt ließen sich die im Lager verschanzten “Freien Männer” auf eine Kapitulation ein. In seinen unendlichen Güte und Weitsicht erlaubte der die Kämpfer anführende edle Ritter Darius Savaen von Löwenstein den um Gnade bettelnden Überlebenden, vorerst weiterhin im Flüsterwald zu verweilen, bis es die Wetterverhältnisse erlauben sollten, Servano gänzlich zu verlassen.

Und so errang Ordnung den Sieg über den Chaos, Friede über den Krieg, Gerechtigkeit über Verbrechen und Milde über Gnadenlosigkeit. Ein Hoch auf Ser Savaen! Ein Hoch auf die Stadtwache! Ein Hoch auf die Legion! Der Armenviertler hat sich auch ganz gut geschlagen.

Gerüchte darüber, dass das glorreiche Verhör von Orn dem Schlaueren mitnichten ein Verhör, sondern ein Trinkduell war, und dass die Entdeckung des Lagers bloß einer im Wald verirrten Rekrutin der Wache zu verdanken sei, weist die Gösselpost an dieser Stelle als feindselige Lügen des indharimer Feindes zurück, der nach Unterminierung unserer Einheit trachtet. Schändlich!


Turnier des edlen Ritters Savaen von Löwenstein
Bekanntmachung

Hört, hört! Der edle Ritter Darius Savaen von Löwenstein richtet zusammen mit Ehrwürden Elian Alveranth ein großes Turnier am 19. Lenzing aus. Es wird an einer jeden ehrbaren Waffe gekämpft, wenngleich den Höhepunkt des Wettkampfes ganz klar das edle Lanzenstechen bieten wird. Dem Gewinner der Kämpfe winken verlockende Preise sowie die Hand eines löwensteiner Fräuleins zur Ehe (nicht optional).

Als Rahmenunterhaltung werden Speis und Trank geboten sowie ein kleiner Markt das von Blut und Stahl ermüdete Auge erfrischen.


Historisches Löwenstein
Das Haus Areng

Im Laufe der Jahrhunderte brachte Löwenstein eine ganze Armee grosser Männer und Frauen hervor - manche strahlend durch herausragende Fähigkeiten durch Kühnheit, Brillianz oder Güte, andere verflucht für Selbstsucht, Wahnsinn oder noch dunklere Eigenheiten.
Manche Namen haften tief im Gedächtnis der lebenden Bevölkerung und werden von Generation zu Generation mehr oder minder getreulich weitergegeben, andere sind bereits so verblasst, dass sie nur von enthusiastischen Forschern wieder an das Licht der Gegenwart gezerrt werden können.

Bei der Familie Areng ist weder das Eine noch das Andere der Fall.
Die Wenigsten wissen, wer eigentlich die Schliessfächer verwaltet, die von so vielen Bewohnern Löwensteins und einer vielleicht noch grösseren Zahl an Besuchern benutzt werden und gewöhnlich gibt es auch keinen Grund sich mehr dafür zu interessieren: Das Gesicht am Schalter wechselt, aber die Zuverlässigkeit ist so selbstverständlich, dass kaum Jemand mehr als einen Gedanken daran verschwendet.
In der Turbulenz Löwensteins mit all den schreienden Moden, den politischen Manövern und Intrigen steht das Bankhaus der Familie Areng wie ein schweigender, solider Grund unter den Füssen.

Das war keineswegs immer so und wenn man nur ein wenig gräbt, gibt es die eine oder interessante Begebenheit zu berichten um den nächsten Gang zum Prüfen der Spareinlagen etwas interessanter zu machen.

Ursprünglich und für lange Zeit lag diese Art von Geschäften in den Händen der edlen Familie Guldenmacher, die diesen Namen sicher nicht von ungefähr trägt. Erst mit der lange überfälligen Adelung Ivala Guldenmachers im Jahre 1202 zog man sich allmählich aus diesen schnöden Geschäften zurück, die endgültige Übergabe dauerte bis 1204 und wurde durch feierlichen Vertragsschluss zwischen der Edlen Ivala Guldenmacher und dem geschäftstüchtigen Karl Areng besiegelt.

Karl Areng, so irrlichterte es eilig durch Löwenstein, war ein Zuwanderer aus Candaria, bis dato vor allem durch seine Leibesfülle und seine bedächtige Art bekannt - jemand, der ohne Schwierigkeiten beim Kartenspiel über den Tisch gezogen werden konnte und dann noch friedlich die Zeche zahlte.
Aus dieser Zeit sind einige wenig schmeichelhafte Porträts des Mannes erhalten geblieben, die sich in erster Linie darin gefielen die Leibesfülle grotesk zu übertreiben und dem Antlitz mit dem stets etwas überraschten Gesichtsausdruck eine gewisse Froschähnlichkeit zu verleihen.

Trotz des teils boshaften Spottes schaffte Karl Areng es seine Position zu behalten - vor allem nachdem eine ungnädige Notiz mit dem Siegel der Edlen Guldenmacher das vollste Vertrauen in den Geschäftsmann betonte.
Dieses Vertrauen erhielt 1210 einen Sprung, als Karl - immerhin als Junggeselle nach Löwenstein gezogen und damals schon weitgehend ergraut - eine gewisse Elvi Waagenheber unter dubiosen Umständen eiligst ehelichte. Die nun ehrbare Elvi Areng kam nicht ganz neun Monde später nieder und niemand machte sich die Mühe besondere Überraschung zu heucheln.
Bis zum Jahre 1230 liefen die Geschäfte ohne grosse Turbulenzen, das einzige nennenswerte Ereignis war die Aufdeckung der Fälschung des Dienstbuches der Löwenwache im Jahr 1217, die nur durch die Prüfung von alten, in Schliessfächern verwahrten Unterlagen möglich war.

Privat sah das etwas anders aus: Das Leben des alternden Mannes - oder besser seiner umtriebigen Frau - waren immer wieder Teil des öffentlichen Klatsches.
Zum Skandal kam es im Frühling 1230, als eine vermeintliche Affaire Elvi Arengs mit dem gelehrten Eubarum Eskantor von der Löwenwacht an das Tageslicht kam und für Wochen das Gesprächsthema auf dem Marktplatz war.
Während von der Löwenwacht selbst eisig verlautbar wurde, dass man sich nicht zu irrwitzigen Spekulationen und Gerüchten äussern würde, die Schandmäuler sich jedoch in Acht nehmen sollten, wollten sie nicht ihre Zunge verlieren, schnürte Karl Areng gramgebeugt seine Sachen und verliess Löwenstein in Richtung seiner Heimat.

Zurück blieben die fidele Ehefrau und die einstweilen herangewachsene Tochter Friede Areng, die - zum Bedauern vieler möglicher Verehrer - nicht im geringsten ihrer besungenen Mutter nachgeschlagen war, sondern viel mehr dem plumpen Vater.
Eben jene Friede war es dann auch, die zum Erstaunen der Stadt eine Herausforderung an den gelehrten Eubarum Eskantor von der Löwenwacht aussprach um Genugtuung für die erlittene Schmach einzufordern. Dazu kam es natürlich nicht - der Edle verwies die einfache Bürgerin streng auf ihren Platz und damit hätte die Geschichte auch beendet sein können.

Hätte. Wäre da nicht die stille Entschlossenheit der jungen Areng gewesen, die sich nun aufmachte einen langwierigen Weg zu beschreiten: Noch im gleichen Mond begann sie mit dem Studium an der Akademie der Hermetik, die damals noch in der Altstadt beheimatet war.
Beharrlichkeit, Entschlossenheit fügten sich an dieser Stelle gut zusammen, bereits im Jahr 1232 wurde Friede Areng zweimal lobend erwähnt und bestand 1237 schliesslich die Prüfung zur Meisterin - all das, während sie die Geschäfte des Bankhauses führte.

An Verehrern mangelte es in all der Zeit nicht, aber die angesehene Hermetikern hatte kein Interesse an der Gründung einer eigenen Familie. Aus den Unterlagen lässt sich ersehen, dass sie 1240 zwei Kinder aus dem Waisenhaus zu sich holte, von Erich und Käthe Areng wird später noch zu berichten sein.

1244 schliesslich, ganze 14 Jahre nach den Vorfällen um die Affaire ihrer Mutter, wurde Friede Areng zur Magnifizenz der Akademie der Hermetik berufen und benutzte die neue, hervorgehobene Stellung noch im gleichen Mond um die Forderung an den gelehrten Eubarum Eskantor von der Löwenwacht zu wiederholen.

Ein öffentlicher Fauxpax sondergleichen - und doch fiel die Antwort dieses Mal anders aus, als beim letzten Mal und der mittlerweile zum Zweiten Hofmagier aufgestiegene Hermetiker nahm die Forderung aus "mildem Entgegengekommen für klassisch weibliche Verwirrung, die dennoch angemessen geahndet werden muss" an.

Zur Enttäuschung des sich das Maul zerreissenden Volkes fand das Duell unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf der Löwenwacht statt und es existiert offiziell kein Protokoll des Geschehens. Ein Zeuge berichtete jedoch später wie folgt vom Ablauf:

Wie es die Tradition verlangte, traten die Kontrahenten jeweils in einen grossen Schutzkreis ein, der wiederum zwei weitere Kreise beinhaltete, diese durch ein komplexes System von Mustern und Sigillen miteinander verbunden.
Diese Vorkehrungen sollen das spektakuläre Wirken von Magie ermöglichen ohne die Umstehenden zu gefährten.
Vollkommen sicher also.
Wer die Hermetiker kennt, der wird sich vertrauensvoll fragen: Was könnte da schon schiefgehen?

Friede Areng und Eubarum Eskantor von der Löwenwacht betraten jeweils ihren Kreis, der ältere Magier nahm für sich in Anspruch zu eröffnen und griff auf allerlei aufsehenerregende Zauberei zurück - die ein Thaumaturg sicherlich zufriedenstellen erklären könnte - ohne allerdings bei seiner Gegenüber die geringste Wirkung zu erzielen. Friede liess Gewittersturm, Feuersbrünste und Schneetreiben über sich ergehen ohne mit der Wimper zu schlagen und erlaubte ihrem Kollegen sich mehr und mehr zu verausgaben, bevor sie schliesslich selbst die Offensive ergriff.
"Embere." sprach sie ein einzelnes Wort und auf der Stelle verlor der Zweite Hofmagier alle Farbe im Gesicht, sank auf die Knie und unterwarf sich der Gnade seiner Herausforderin.

Dem Schreiber ist leider nicht bekannt, ob es in Folge dieses Ereignisses Aufregung an und in der Akademie gab, gewiss ist nur, dass Friede Areng die Würden einer Magnifizenz noch bis 1256 trug, ohne jemals wieder besonders in Erscheinung zu treten.

Keines der beiden angenommenen Kinder machte Anstalten in die magischen Fussstapfen der Mutter zu treten, ab dem Jahr 1270 unternahm Käthe Areng die Erweiterung des Geschäftes nach Candaria und nahm erstmal wieder lose Verbindungen zur dort weilenden Sippe auf, Erich Areng dagegen unternahm es das unauffällige Tagesgeschäft zu sichern und übernahm 1278 vollkommen die Leitung aus den Händen seiner Mutter, die das Abfallen der Pflichten nutzte, um auf eine Reise zur Erkundung der damals noch sechs anderen Lehen zu gehen.

1281 schloss er eine unaufällig verlaufende Ehe mit Aika Kaneh.

Die Krisenzeit der Hexerkeuche forderte von den Arengs ihren Tribut: Die Verbindungen nach Silendir und Ravinsthal brachen vollkommen ab, ein guter Teil der aus Candaria herübergesiedelten Familie wurde zwischen 1300 und 1305 begraben.

Erich Areng war es auch, der eine grössere Geldleihe mit den Bernings einfädelte - alteingesessen und angesehen zu dieser Zeit. Es steht zu vermuten, dass ein Gutteil des Geldes, das notwendig war, damit die Bernings sich der Edelsteinschleiferei widmen konnten, aus diesem Geschäft stammt.

Es ist sicher nur ein unbedeutender Zufall, dass dann wenige Monde nach der Genehmigung dieser Summe die Eheschliessung von Erichs Erstgeborenem Jophander Areng und Liesel Berning verkündet wurde.

Es ist überliefert, dass Erich Areng sich seit dieser Zeit geradezu manisch der Pflege von Gold, Silber und Kupfer widmete, offenbar entschlossen allen menschlichen Kontakten so weit wie möglich zu entsagen.

Die Zeiten entwickelten sich stürmisch, um die Arengs wurde es im gleichen Maße ruhiger. Während die Welt sich den Schädel einschlug, Kriege focht oder wahnsinnige Henker jagte, wurden Schliessfächer verliehen, Kredite eingetrieben und Gold gesammelt.
Nie stellte sich ein Areng zur Wahl für den Stadtrat oder glänzte auf besondere Weise, kein Einziger der folgenden Generationen stach heraus, als wäre ihr einziges Ziel Gold zu sammeln und zu vermehren.

Seit 1393 liegt die Führung der Familie bei Gort Areng, einem Mann, der mittlerweile in den Fünfzigern steht und in Leibesfülle seinem Ahnen in Nichts nachsteht. Ob er ihm an Tatkraft nachkommt, ist nicht unumstritten: Politisch hält er sich bedeckt, aber zumindest die Verbindung nach Candaria wurde immer gepflegt. Es gab Gerüchte, dass die Hinweise, die schliesslich zum Fall der Bernings führten, von ihm stammten, aber nichts davon verdichtete sich jemals.

Die Arengs, so scheint es, gehen weiter ihrem Geschäft nach: Sammeln. Verwalten. Bewahren und folgen dabei ganz dem Motto der Familie: "Auf Vertrauen gebaut."


Frau Lenz' Ratgeber für die Dame die es besser weiß
(aber sich trotzdem nicht zu fein ist zu fragen)

Werte Damen,

(sollten sich Herren unter den Lesern befinden, möchten wir diese dringend dazu auffordern zum nächsten Artikel zu blättern, da die Gefahr schleichender Verweiblichung besteht)

Die Zeiten sind schwierig:
Familienoberhäupter befinden sich auf Kriegszug und Herrinnen der Häuser haben alle Hände voll damit zu tun ihre Haushälte zu führen (oder diese unwissenden, kläglichen Mägde dabei zu überwachen es gefälligst richtig zu tun). Viele junge Damen fallen allgemeiner Ziel- und Haltlosigkeit anheim. Noch schlimmer, auch ehrwürdigen Matronen sind ratlos, denn die Werte mit denen sie aufwuchsen scheinen nur schwer anwendbar oder stoßen bei einer neuen Generation auf taube Ohren.

Das Leben wird jede Dame (sollte ein Herr bis hierhin gelesen haben – das Eis wird dünn) ab ihrer ersten Blüte vor eine Vielzahl an Scheidewege führen und die Fragen „was sei zu tun wenn der Ehegatte seine Pflichten nicht erfüllt?“, „Geheimnisse, obwohl ich ihn geheiratet habe – darf er das?“ und andere weitaus speziellere werden euch euer gesamtes Leben begleiten. Doch bändigt euren Busen, meine Verehrtesten, es gibt keinen Grund erstickend nach Luft zu schnappen (noch nicht), ganz im Gegenteil (wir empfehlen allerdings ein stets sachtes Atmen). Zweifelsohne ist es eine große Herausforderung (akzeptiert) all die spezifischen Situationen und Bedrängnisse mit weisem, stets zielführendem Rat zu versehen und wird Zeit (und mindestens mehrere dutzend Artikel – wir blicken in Richtung unserer Geldgeber) erfordern. Doch wir wollen euch heute ein Allzweckwerkzeug, gewissermaßen das Beil im Repertoire jeder Dame mitgeben. Eine Antwort auf eine wichtige Frage die die dramatischsten Situationen zumindest erträglich macht die das Leben für euch bereit hält – nein, meine Damen , es geht nicht darum „was tun?“, sondern „wie tun?“ und diese Frage ist einfach beantwortet:

Mit B.S.E.

B steht für Beharrlichkeit, eine der größten Tugenden jeder Dame, ganz gleich welchen Alters. Es sind kriegerische Zeiten und es ist kein Wunder, dass so viele Herren mit ungestümem Gemüt gesegnet, das ihnen leider den Blick für die feineren, sensibleren Unterschiede des täglichen Miteinanders vernebelt. Ich will euch nichts vormachen meine Damen, es wird viel geben was ihr erdulden müsst, und dies euer Leben lang, daher lasst euch gesagt sein, ständiges, beharrliches Meckern und Mäkeln hat von Anfang an die Grundlage einer jeden handfesten Beziehung zu sein. Wankt nie in diesem Bestreben, vergesst niemals dass euer sensibles Gemüt die Welt in Bereichen begreift die „ihm“ stets verborgen bleiben werden und beharrlich werdet ihr dies einerseits erdulden als auch mit wort- und tatkräftiger Intervention sein Benehmen auf den richtigen Pfad führen, so wie der beständige Wassertropfen den Fels abträgt – und koste es Jahrzehnte (denn wir wissen ja, meine Damen, wir planen für die Zukunft).

S steht für Subtilität. So wichtig Beharrlichkeit ist, so sehr sind uns doch besonders die ritterlichen Grundlagen unserer Gesellschaft bewusst, daher käme es uns niemals in den Sinn unserem Manne in aller Öffentlichkeit zu widersprechen. Nein meine Damen, wir arbeiten mit Subtilität – einerseits damit die Herren ihr Gesicht wahren, andererseits natürlich auch um sie aufmerksam zu halten (nichts ist furchtbarer als ein gedankenloser Ehegatte der sich Eurer zu sicher wähnt!). Euer Gatte erfüllt seine ehelichen Pflichten nicht zur vollsten Zufriedenheit? Nein, ihr werdet es ihm nicht sagen. Ein versalzenes Frühstück wird dies deutlich genug sagen (gerne mit Verweis auf Beharrlichkeit). Euer Gatte hat den Blick nicht schnell genug abgewendet als sich eure jüngere Schwester den Rock richtete? Eine vergessene Nähnadel im Schritt der Ausgehhose eures Gatten sei euer Herold.

E steht für Effektivität. Ihr lest richtig, Effektivität, nicht Effizienz. Effizienz ist ein Luxus, aber keine Priorität die sich eine Dame zu verbissen anmaßen sollte. Nein es gilt zu betonen dass egal wie klein Kampf und Sieg auch sein mögen, es gilt Resultate zu erzielen. Kein verursachtes Unbehagen ist zu unverhältnismäßig wenn es seinen Zweck erfüllt, kein zertrümmerter Teller ist zu viel wenn er euren Standpunkt gegenüber einem widerborstigen Gatten verdeutlicht hat und kein Kommentar hinter verschlossenen Türen ist zu bissig um dieser niedlichen, aber moralisch fragwürdigen kleinen Schwester (wenn der Rocksaum das Knie sehen kann, ist sie im Prinzip nur „so“ kurz davor sich ein „das Geschäft ist eröffnet“-Schild an den Schoß zu hängen) den rechten Weg (aus den Augen und dem Sinn eures Gatten) zu weisen.

Beherzigt diese Worte, meine Damen (falls ein Herr bis hierhin mitgelesen hat, Wollröcke im hübschen löwensteiner Lila sind der letzte Schrei für den kommenden Frühling) und ihr habt zu dem gewiss moralisch vortrefflichen inneren Kompass den eure Mütter euch mitgaben, nun auch eine Karte bekommen. Wohin die Reise geht können wir euch leider nicht zeigen, aber es wird uns ein Vergnügen und ein Bedürfnis sein, euch über die Gefahren die auf dem Weg lauern auf dem Laufenden zu halten.

In Kürze: „Die erste Blüte – und jetzt?: Dinge die ein junges Fräulein wissen, können und haben sollte um das Frausein zu meistern“

Bleibt bescheiden, bleibt gesund und denkt immer daran:

B.S.E.

Eure

Frau R. Lenz


In nomine Mithras!
Kolumne

Es gibt kleine Sünden, es gibt Taten und es gibt jene unverzeihlichen Verbrechen, welche die niederträchtige Kreatur die sich dieses Vergehens schuldig machte direkt in die tiefsten Abgründe des Abyss schleudert auf das sie dort ewige Qualen in bis in die Endlosigkeit durchleben wird.

Kleine Sünden, das sind die Alltagslügen die gesprochen werden um Ärger auszuweichen. Es sind die kleinen Laster des Tages oder die eigene Faulheit. Es gibt nur wenige Menschen die frei von Sünde sind und Mithras weiß um unsere Schwäche, so wir uns unsere Fehler selbst einzugestehen bereit sind, so wir Besserung geloben und sie auch leben, so ist Mithras bereit uns zu verzeihen.

Die Tat, die ungefällige Tat die bewusst heraus aus Niedertracht begangen wird oder aus der Aufgabe der Selbstkontrolle heraus. Diese Tat ist schon eine Sünde, welche nicht mehr ohne Sühne gelassen werden kann oder gar Strafe erfordert. Die Missachtung des Gesetzes, Gaunerei, der böse Wille, das hemmungslose Begehren eines Weibes ohne Ehe. Das Purgatorium wurde für solche Sünder geschaffen auf das ihre Seele in den reinigenden Flammen durch Schmerz, Leid, Einsicht und Erkenntnis wieder geläutert werden mag.

So fragt der geneigte Leser dieses Stückes sich gewiss: „Was ab von Hexerei und dem belügen der Diener Mithras oder dem gemeinen Mord mag meine Seele in den Abyss verdammen?“

Die Antwort ist einfach, wenn auch nicht umfassend: Der Gemeine, dreiste, widerliche Diebstahl an der Kirche selbst. Mögen jene die es wagten sich an der Spendenschale der heiligen Kirche zu vergreifen und damit ins Herz der Kirche selbst griffen nicht nur auf Ewig brennen und leiden, mögen sie nicht nur verdammt und verhasst, möge ihr Name für alle Generationen die Folgen stets mit Ekel ausgesprochen werden. Nein. Das ist nicht genug. Es sei die heilige Pflicht, eines jeden Gläubigen und gar eines jeden der nur einmal von Mithras und seinem Wirken hörte, jene Kreaturen zu jagen, zu finden, aufzuspüren und durch die Gassen und Straßen dieser Stadt zu schleifen auf das sie auf dem Marktplatze ertränkt, gehängt, gerädert, gevierteilt, aufgespießt, den Krähen zum Fraße vorgeworfen und anschließend, so wie es Mithras will, verbrannt werden.

Mithras obsiegt immer!


Das eisig, weiße Pulver namens Schnee
Ein Kommentar vom Schmied ihres Vertrauens

Soviel mehr als gefrorener Niederschlag

Es ist soweit, geneigte Leser, der Hornung ist da! Der Schnee droht zu schmelzen, die Hormone geraten in Wallung und die Handwerker ersehnen das Ende der kalten Jahreszeit, um sich, sobald der Schnee geschmolzen ist, endlich wieder auf die Baustellen zu wagen. Noch bedeckt der Schnee die Landschaft und in den Hütten ist es eisig kalt, weswegen ich euch rate: Nutzt die verbleibenden, romantischen Tagen und kuschelt euch in der Nähe von wohliger Kaminwärme an eure/n Nächste/n. Oder nutzt das gefrorene Wasser, um euren Liebsten einen eisigen Schauer durch und über den Körper zu jagen. Schnee bietet so viele ungeahnte Möglichkeiten!

Das weiße Pulver verwandelt jede noch so zarte Haut in eine empfindliche Gänsebrust. Bei einer Frau macht es Stellen hart, die für gewöhnlich weich sind, bei einem Mann macht es das Umgekehrte! Also seid vorsichtig, wenn es um eure Standfestigkeit in den Fellen geht.
Aber Schnee kann auf gegensprüchliche Weise auch helfen, um warm zu halten. Die Liebe, zum Beispiel. Ein gezielter Schneeball in die Visage eines Wiedersachers oder Konkurenten hat schon manche Frau von der Aufrichtigkeit ihres Rechtmäßigen überzeugt. Bei schwerer Wehr empfiehlt der Fachmann einen Stein, den man im Schnee verbirgt. Und sollte der Kampf wider Erwartens schlecht für euch ausgehen, hilft der Schnee um das eingefangenen Veilchen zu kühlen.

Kann man sich einen romantischeren Liebesbeweis vorstellen, als den Namen der Liebsten in das gefrorene Nass zu pinkeln? Nicht umsonst sagt man 'Esst keinen gelben Schnee', um nicht Opfer von gesprenkelter Liebe zu werden.
Sollte das nicht eure Art sein, bemüht euch mit eurer Kunstfertigkeit zu imponieren. Ein Schneeengel oder die Nachbildung des eigenen Geschlechtsteils aus Schnee, wobei die Härte der Kälte trotzt, strotzt vor Kreativität.

Wenn selbst das nicht hilft, holt euch beim nächsten Schmied eine Schaufel und häuft Schneeberge vor der Eingangstür der Geliebten auf. Vergesst jedoch nicht, einen Zugang im Hinterkopf zu behalten, wie ihr trotz der einfallsreichen Barriere Zugang ins Haus erlangt. Im Zweifel fragt einen Ravinsthaler, denn jene sollen sehr bewandert sein, wenn es um Einbrüche geht.
Manch einem sagt man nach, er wäre ein geborener Voyeur, was bestimmt unschätzbare Informationen zur eigenen Liebsten bringt. So lohnt es sich Zeiten für Rituale wie den zweitäglichen Badegang in Erfahrung zu bringen, um zu eben jenem Moment durchs Fenster einzusteigen. Ein Rat an dieser Stelle: Nehmt etwas Schnee mit, denn es ist ein Garant, eure Liebste im Handumdrehen aus dem Zuber springen zu lassen. Nackt und frostig, wie erhofft.

Es grüßt,
der Schmied ihres Vertrauens


Wintermelancholie
Heilsame Ratschläge sind auch Schläge

Gerade zum Ausgang des Winters, an dem die Tage kurz und trüb und die Nächte lang und kalt sind, ist man geneigt den einen oder anderen Zuckerstein in sich schlingen und am Abend den Krug Wein nicht zu verschmähen. Bitter trifft es dann so manchen, ihm lief die schwarze Galle über und er landete in tiefster Melancholie.

Arme und Beine schmerzen, die Lagerstatt ist anziehend wie nie und krallt sich nahezu in den geschwächten Körper. Pflichten werden verabsäumt, seien es jene am Tage, schlimmer noch die in der Nacht, was häufig zu Unmut des Angetrauten führt. Nicht selten landen diese verschmähten Werber dann ebenso in der Melancholie. Ein Elend, welches rasch erkannt gehört und am besten noch rascher vorgebeugt werden muss.

Fisch, welcher im Ofen gebacken und gut gewürzt, zwei bis drei mal in der Woche verspiesen, schafft hier erste Heilerfolge.

Besser aber ist die tägliche Einnahme eines Holzlöffels Lebertrans. Gleich zu Beginn des Winters mit der Kur begonnen, schafft es so mancher heile und gesund und mit prallen Lenden über den Winter zu kommen.


Von Knöchelfreiheit und Hochwasserhosen
Ein Kommentar von Lavinia Löwenherz

Allmählich werden die Tage heller und die Gemüter gelöster. Unsere eisigen, konklavegeprüften Herzen tauen in den ersten milden Strahlen der Frühlingssonne zusehends auf. Wo wir vor ein paar Wochen noch fünf Schichten tragen mussten, um uns nach draußen zu wagen, weil uns sonst die Gliedmaßen abgefroren wären, tun es nun schon vier.

Wer sein Auge auf das schillernde Zentrum der Modewelt, unser glanzvolles Löwenstein, gerichtet hat, dem wird eine sich schleichend etablierende modische Entwicklung nicht verborgen geblieben sein. Es ist neuerdings üblich unter den verwegenen Jungspunden der Stadt, sich die Hose über die Knöchel zu krempeln und diese zu flachen Schuhen zu tragen. Und das im Winter! Der geneigte Leser japst an dieser Stelle, wenn er ernst meint mit dem Bekenntnis zur Schicklichkeit. Daher sei an dieser Stelle die Frage gestellt: Warum, verwegene Jungspunde, wa-rum?! (Die Gösselpost hofft auf ernsthafte Zusendungen von heranwachsenden Halbstarken und modisch verwirrten Backfischen!)

Die verwegenen Jungspunde seien hiermit informiert, dass die korrekte Bezeichnung für derlei Beinkleider „Hochwasserhosen“ lautet – eine Zuschreibung, die vermutlich aus den Hohenmarschen stammt, wo lange Hosenbeine ohnedies das ganze Jahr über nie trocknen und man daher gleich verzichtet auf eine Anstückelung. Die Marschen gelten gemeinhin als die düsteren Niederungen der Modewelt. Dort, wo sich Kröte und Irrlicht gute Nacht sagen, liegen die Prioritäten naturgemäß anders. Sumpfgrün und gesichtseinschläferndes Drecksbraun herrschen vor, aufdass der Marschenläufer nicht durch penetrante Knallfarben auffällt und von herumkreuchenden Reptilien für einen schmackhaften Happen gehalten wird. Kleidung anzuziehen, die die körperlichen Vorzüge des Trägers hervorhebt, hat dort keiner im Sinn. Das Auge des Betrachters zu erfreuen ist bedauerlicherweise zweitrangig, da der Betrachter, sollte sein Auge auf das in schreienden Farben angezogene Opfer fallen, dieses zumeist nicht staunend bewundern, sondern mit Haut und Haar verschlingen will.

Löwenstein zeichnet sich allerdings durch frappante Hochwasserlosigkeit aus. Man fragt sich also durchaus, was solche Beinkleider in einer Stadt, auf die ganz Amhran abwartend blickt, zu suchen haben. Was ist der Zweck dahinter? Ist es neuerdings erstrebenswert, durch knallrote Knöchel die Blicke des anderen Geschlechts auf sich zu ziehen? Ist Gefrierbrand an den Knöcheln die neue Mutprobe, um die eigene Verwegenheit zu unterstreichen? Sind tomatenrote Füße der neue Schärpengürtel? Kann sich die Jugend keine ordentlichen Stiefel leisten? Ist die Stoffproduktion zurückgegangen und der beunruhigende Stilverfall eine vife Methode der Schneider, Stoff einzusparen?

Die Gösselpost wird das Mysterium der Knöchelfreiheit weiter beobachten und weiterhin in vertrauter Manier ein Argusauge auf Hosenlängen haben. In der nächsten Ausgabe: Bärenfellumhang – „Oh ja, bitte!“ oder „Oh Mithras, bloß nicht!“?


Gerüchte und Neuigkeiten

Zum Leidwesen aller aufrechten Einwohner Löwensteins waren es dieser Tage nicht nur die infamen “Freien Männer”, die Löwenstein in Unruhe versetzten. So nutzen auch einige der verdorbensten Geschöpfe unter der Sonne, nämlich finstere Hexen, die schwere Zeit nach der Blutkonklave, um Unheil über die Stadt zu bringen. So wurden zwei finstere Weibsbilder dabei aufgegriffen, wie sie die Tür des edlen Ritters Gotmar Ering Seysbald mit Fluchformeln und obszönen Bildern von männlichen Körperteilen schmückten. Im Verlaufe der Ermittlungen stellte sich gar heraus, dass sie dies bereits an einigen weiteren Orten der Stadt gemacht haben, etwa im Armenviertel - was jedoch aufgrund der dort herrschenden Zustände nicht rechtzeitig gemeldet wurde. “Wer hätte denn ahnen können, dass es Hexerei ist?”, so Bewohner des Viertels Lawin H. (voller Name der Redaktion bekannt). “Die Tür sah nach deren Werk eigentlich sauberer aus als vorher.” Die Hexen sind mittlerweile von der hohen Kirche Mithras mildtätig verbrannt worden.

Die Nähe zum Scheiterhaufen scheint derweil jedoch einen verderblichen Einfluss auf den daneben liegenden städtischen Pranger gehabt zu haben. Gerüchten zufolge soll dieser seit der Hexenverbrennung verflucht und ein Ort eigenartiger und gar grausiger Vorgänge sein. So soll sich dort ein vorher nüchterner und kerngesunder Mann plötzlich grundlos die Seele aus dem Leib erbrochen haben. Ein anderer, noch unglücklicherer Zeitgenosse ist kurz darauf trotz dreier Felldecken und einer mütterlich von der Wache bereitgestellten Wärmeflasche innerhalb weniger Minuten darin erfroren sein.

Auch Südwald erlebt dieser Tage noch letzte Nachbeben der schockierenden Ereignisse. Erst kürzlich wurde der rechtschaffene Schmied Goran Felsenschlag dort von einem wild gewordenen Grauwolf ins Bein gebissen. Den Grund für die Attacke und den Namen des Grauwolfs konnte man der Gösselpost gegenüber bislang nicht benennen, doch stellen wir die Vermutung an, dass es sich hierbei nur um den bekannten Wüterich Nadel handeln kann, der innerhalb der rauen Rotte auch als “Der Beisser” verschrieen ist. Die Gösselpost bleibt an der Sache dran.

In dem Kampf gegen Unruhe und Aufbegehren bekommt die Stadtwache von Löwenstein jedoch neuerdings tatkräftige Unterstützung von der Legion der hohen Kirche Mithras’. Die tapferen Legionäre helfen nicht nur bei der Befestigung der Grenzfeste zu Candaria und erfreuen das Auge städtischer Fräuleins durch breite Schultern und glänzende Rüstwehr, nein, sie versuchen sich neuerdings auch in investigativer Ermittlungsarbeit. So ermittelt die Legion in Sachen des grauenvollen Mordes an Seiner Seligkeit Greiffenwaldt mit gebotener Finesse, indem sie verdächtig scheinenden Passanten auflauert, um jene dann im zwangslosen Gespräch mit der Frage zu überraschen, ob jene wohl Seine Seligkeit getötet hätten. “Eine gute Taktik”, weiß Experte für taktische Erpressung Darius Zebol. “Wer bei solch einer Frage trotz der sicherheitsspendenden Anwesenheit schwer bewaffneter Legionäre Zeichen von Nervosität zeigt, wird ganz klar wenn schon nicht Mörder, so doch Mitwisser sein.” Die Gösselpost wünscht schnelle Erfolge!

Trotz all der besorgniserregenden Ereignisse gibt es aber natürlich auch gutes zu Berichten. Die Gösselpost gratuliert an dieser Stelle Oberleutnant der Wache Harold Vanke und seiner Flamme Nia (Nachname unbekannt oder nicht vorhanden) zur Verlobung! Auf dass dem jungen Paar ein baldiger und reicher Kindersegen widerfahren möge.

Schließlich gilt es auch Ravinsthal diesmal gleich zwei so wundersame wie gute Nachrichten zu nennen. Zunächst soll unbestätigten Gerüchten zufolge der Lehensritter Kennan Melyr von Rabenstein anscheinend ein Mithraspriester in geheimer Mission sein. Was das für eine Mission ist, fragt Ihr, werte Leserschaft? Nun, eine geheime eben. Die Gösselpost fordert auf, über die waghalsige Identität des Ritters Stillschweigen zu bewahren. Bei uns jedenfalls ist das Geheimnis sicher.

Gleichsam soll dem Rabenkreis zu Ravinsthal ein wahres Wunderwerk gelungen sein. So haben jene die alten Götter angerufen, um mit deren Hilfe dem vormals durch einen wilden Juren seiner Hand beraubten Wächter des Kreises Koren Ginsterstrauch eben jene wieder nachwachsen zu lassen. Gerüchte darüber, dass ihm gleichsam freigiebig auch ein drittes Bein und eine zweite Zahnreihe verpasst wurden, weist die Gösselpost jedoch als unbegründet und provokativ zurück. Derweil soll sich der löwensteiner Leibeigene Durias Z. in Begleitung des Stadtbürgers und ehemaligen Ratsherrn G. Ganter bereits auf den Weg gemacht haben, beim Rabenkreis zu erkunden, ob man nicht nur neue Gliedmaße nachwachsen, sondern auch vorhandene vergrößern könne. Wir wünschen den Herren viel Glück und werden über weitere Entwicklungen berichten!


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Welche Katastrophe erwartet uns als nächstes?

Welche Katastrophe erwartet uns als nächstes?

  1. Der Herzog taucht auf, um Tod und Zerstörung zu sähen.
  2. Blutrünstige Maulwürfe brechen aus der Kanalisation, um mit den löwensteiner Ratten eine Union des Schreckens zu bilden.
  3. Der Lich taucht auf, um Tod und Zerstörung zu sähen.
  4. Die Hermetiker führen ein völlig harmloses und unbedenkliches Experiment durch.
  5. Der Truchsess taucht auf, um Tod und Zerstörung zu sähen.
  6. Rachsüchtige Hexen kommen in die Stadt, was eine Holz- und Heizkrise auslöst.
  7. Ihre Seligkeit Winkel wird bestohlen und säht darauf Tod und Zerstörung.
  8. Irgendjemand gräbt ein antikes, mit Schädelrelief geschmücktes Kästchen aus, auf dem “Nicht öffnen” steht, und öffnet es.
  9. Der Stadtverwaltung geht der Wein aus, worauf diese Tod und Zerstörung säht.
  10. Die Steuern werden erhöht.
  11. Anderes, und zwar: