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Gösselpost 39

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Nummer 39 Freiungstag, 24. Lenzing, 1404 Herausgeber: Gerlach Ganter

Das Wetter

Der Frühling hält endlich Einzug und beglückt uns mit dem ersten Sonnenschein und den ersten überraschenden Schwangerschaften gleichermaßen. Die Vöglein zirpen, die Blümlein öffnen sich, und der ein oder Andere schwört bei allem was Heilig ist, bereits den ersten waghalsigen Schmetterling erblickt zu haben.
Die Gösselpost warnt die werte Leserschaft jedoch davor, allzu unbedacht durch das Land zu spazieren: So läuft man nicht nur Gefahr, in frisch auf den Feldern ausgelegten Kuhmist zu treten, sondern auch dem schrillen Gesang einer geheimnisvollen Maid im Wald ausgesetzt zu werden, derer zu dieser Jahreszeit recht viele durch die Gegend ziehen und nach verirrten Prinzen suchen.
Kurzum: Am schönsten lässt sich der ländliche Frühling von den sicheren Zinnen Löwensteins aus begutachten.


Vom Adel des Reiches

Es existiert ein Sprichwort unter Ausstattern und Kurzwarenhändlern, welches da besagt: “der beste Schnitt ist der, den die Kundschaft auch trägt”.
Obschon dieser Lehrsatz durchaus zu vermitteln vermag, wie es zu Obszönitäten wie halterlosen Strümpfen, Absätzen am Herrenstiefel und der Entstehung von Dachshunden kommen konnte, liegt ihm doch auch ein feiner Widersatz inne; wenn nämlich besagte tragende Kundschaft keine Wahl ob des Stoffes, des Schnitts, der Rüschen, oder gar der Tageszeit des Anlegens neuer Kleidung hat, so stellt sich doch die Frage, ob es sich hierbei tatsächlich um den besten Schnitt handelt.

Ähnlich kurios gestaltet sich momentan nämlich auch der Wandel, der sich in den feinen, hochherrlichen Häusern unseres hochgeschätzten, respektierlichen Führungsstandes vollzieht, und von dem das arbeitsame Fußvolk bis dato nur Bruchstücke zu hören bekam. Während Ritterschaft, Barone und Vogte mit dem Lenz der privilegierten Klasse neuerdings Begriffe im festen Vorsatz, sie weder zu erklären, noch in Zusammenhang mit bestehenden Sitten zu bringen, um sich werfen, so muss der einfache Mann immer noch unter verhaltenem Oberlippenangstschweiß nicken und lächeln, und sich hierbei der Hoffnung hingeben, nicht ob seiner Unwissenheit entlarvt zu werden.
Zustände wie diese können und sollen allerdings nicht länger geduldet werden! So wie kürzlich der Herrenstiefelabsatz mit dem Tode des Herzogs also endgültig zu Grabe getragen wurde, so beabsichtigt die Redaktion der Gösselpost auch, die verstörten, geistesleeren Blicke aus dem Volke zu vertreiben, und präsentiert somit stolz das kleine Lexikon des gehobenen Adelsvokabulars.

Der Baronet, so ließ sich recherchieren, ist die Königsklasse des Adels. Dies natürlich nicht nur, weil unsere alleseits geliebte, Lebertran schwingende, edle Vogtin diesem Rang angehört, auch wenn dies an und für sich schon genug Grund wäre den Baronet als den Bezauberndsten aller Wappenträger zu akzeptieren. Wichtiger jedoch ist der Fakt, dass ein Baronet, und hier müssen wir um das Vertrauen der Leserschaft bitten, egal wie unglaubwürdig es klingt, tatsächlich nichts anderes tun muss, als von wohler Geburt zu sein, und sein Wappen mit sich herum zu tragen.
Man stelle sich das vor! Es mag den Damen und Herren vielleicht ein wenig okkult anmuten, dass die Umstände einer Geburt - wie zum Beispiel die Anzahl der Verwünschungen gegen den Ehemann der die Entwicklungen zu verantworten hat, oder aber die Menge an Personen, die vom Auswurf während der Geburt besprenkelt wurden, oder aber das Wetter vor der Stube - tatsächlich einen Einfluss auf die Würde zum Adeligen haben könnten, aber selbst genauere Recherchen durch D. Zebol, Experte für Geburten und Verwünschungen, ließen keinen anderen Schluss zu. Wenn ihr, werter Leser, sodenn also nach dem Titel des Baronet strebt, sei empfohlen, beim lokalen Gelehrten oder Buchbinder eine möglichst wohlklingende Schilderung eurer Geburt niederschreiben zu lassen, und sodenn einen Fassdeckel mit eurem aufgemalten Lieblingstier mit euch zu tragen. Denn wer weiß, schon morgen könnte auch in euch der Baronet entdeckt werden!

Der Freiherr, obschon nicht ganz so prestigebeladen wie der Baronet, gilt - wie wir aus sicherer Quelle erfahren durften - als der Marketender unter den Adeligen. Und ähnlich der Ansprüche an Zunftmeister unter den Handwerkern muss auch der Freiherr somit beweisen, dass er tatsächlich einen Betrieb führt, also Mitarbeiter und einen Verkaufssitz hat, um von den anderen Adeligen als ein solcher geduldet zu werden. Wer schon einmal die Arbeitsräume einer Gerberei begutachten konnte, kann nun sicherlich auch bereits erahnen, welche anderen Bedingungen den Freiherren betreffen: Ähnlich des Gerbermeisters ist der Freiherr König in seinem kleinen Reich, und kann einen jeden Untergebenen nach dem eigenen Gutdünken herumkommandieren oder in den Güllezuber schubsen. Ähnlich des Gerbermeisters aber ist auch ein Freiherr ohne Handels- und Arbeitspartner nur halb so effizient wie er es sein könnte, und benötigt somit Verbündete und Fürsprecher, um seinen Einfluss über seine odeurgeplagte Halle hinaus geltend zu machen.
Wie man es zum Freiherren schafft, lässt sich aktuell zudem im schönen Greifanger vorbildlich nachvollziehen, wo der Statthalter Grindel Seekliff seit aufsehenserregenden, atemberaubenden 2145 Tagen den Wachturm über der Stadtverwaltung bei Regen, Schnee und Sonnenschein gleichermaßen gegen feindliche Übernahmen zu verteidigen weiß. Gerüchten zufolge ist es nur dem überraschenden Ableben des Fürsten von Candaria zuzuschreiben, dass Herr S. bisher noch keinen Freiherrenbrief erhielt; etwas, das der gestandene Krieger bei Nachschau durch die Redaktion mit einem “WAS?” beantwortete, bevor er eine weitere Möwe mit der Armbrust vom Himmel schoss. Die Gösselpost wünscht herzlich weitere zweitausend Tage der Standhaftigkeit!

Der Ritter ist schließlich der verdrießliche, griesgrämige Stiefbruder des Adels, jener verzogene Verwandte, der stets die Füße auf den Esstisch wuchtet und bei Streitigkeiten beginnt, seine Fingernägel mit dem Speisedolch zu reinigen. Nicht nur, dass man sich bei einem Ritter niemals völlig sicher sein kann, ob er denn nun tatsächlich adelig ist oder nicht, denn Gerüchten zufolge beinhaltet die Aufnahme in den vielumtuschelten Ritterorden nicht nur häretische, sondern ganz und gar verwerfliche Geheimrituale, bevor ein solcher tapferer Recke zum Adel aufsteigen kann. Schlimmer noch ist gar der Fakt, dass die nun prophezeite, neue Form von Ritter tatsächlich auch kämpfen können muss, statt sich nur in Prunkrüstungen und mit rubinbesetztem Silberkelch am Gürtel behäbig von einem Volksfest zum nächsten zu schleppen!

Die Gösselpost weiß jedoch die Schockiertheit ob solcher barbarischer Entwicklungen einzugrenzen, denn Recherchen bei den eingefleischten, standhaften und stattlichen Sers von Servano ergaben ein wesentlich ruhigeres Bild. “Ohjemine, was wird nur aus diesem Reich?” wusste zum Beispiel Sotmar Geysbald (Name von der Redaktion geändert) händeringend zu klagen, “was kommt als Nächstes, etwa die Abschaffung von Leibeigenschaft? Nein, wenn es nach mir geht, bleibt alles beim Alten.”

“Alles nur halb so wild,” versichert indes Sarius Davaen (Name von der Redaktion geändert), “so wie es aussieht, überstehen von den Zitterböcken im Osten sowieso gerade mal zwei die harte Schule zum Ritter, und selbst dann müssen sie erst noch den geheimen Handschlag überleben. Die Befürchtung, Servano könnte verravinsthalen, kann ich mit großer Sicherheit entkräften.” So bleibt es zu hoffen, dass trotz all der proklamierten Änderungen unsere Ritter doch so bleiben wie wir sie kennen und lieben: sporadisch, feierfreudig und träge. Noch einmal Glück gehabt, sagt die Gösselpost!


Leserbrief: Über Recht und Ordnung
Ein Kommentar vom Ehrenhaftesten aller Geschäftsmänner

So manch ein guter und edler Geschäftsmann hat sich bereits dazu entschlossen. Daher betrachte ich es als eherne Pflicht des edelsten und besten aller Geschäftsmänner, mich an dieser Stelle über die Zustände in unserer gelobten und wohl geordneten Stadt zu äußern. Möget ihr, geneigter Leser, von einer womöglich ungewöhnlichen Einsicht in den Alltag profitieren.

Die Tätigkeit eines Diebes ist selten das Honigkuchenschlecken, als welches sie weithin imaginiert wird. Den ganzen Tag Bürgerhäuser ausspähen, neue, mittelmäßige Schenken für den Abendumtrunk aussuchen, lästige Bettler abwimmeln - all dies wird unmöglich, wenn unvorhergesehene Katastrophen von abyssmalischem Ausmaße das wohl gepflegte Netzwerk an Beziehungen und Intrigen durcheinanderwirbeln. Gerade hatten wir in wirklich allerallerletzter Minute die Welt vor dem Tod durch Schleim bewahrt, freuen uns auf einen geruhsame Konklave samt Volksfest und passender Beutelschneidegelegenheit im Julmond - da beschließt 8 Tage vor Jahresende plötzlich ein ganzes Land, einfach so ins Chaos zu stürzen. Schön ist anders.

Geneigter Leser, bei spektakulären Katastrophen wie dieser wird oft vergessen, dass eine Personengruppe am meisten darunter leidet: Die Diebe und Meuchelmörder aus der Nachbarschaft. War man sich bei der Ausübung seiner Tätigkeit am Vortag noch sicher gewesen, dass es Geschick und eine langjährige Ausbildung braucht, um nach herzenslust zu plündern und zu schänden, da wird einem am nächsten Tage von dahergelaufenen Nortgarder Rittern das städtische Monopol streitig gemacht. Die Blutkonklave haben im klassischen Eigentumstransfersektor bisher beispiellose Manöver notwendig gemacht: Um den aktuellen Ereignissen gerecht zu werden, musste die Viertelsverwaltung sogar einen eigenen Behelfsarm der Stadtwache ins Leben rufen und so einen großen Schritt in die Öffentlichkeit tun.

Für mich stellt sich da sofort die Frage: Ist das nicht auch Zukunftsmodell? Sollten wir künftig nicht ganz einfach das Chaos Chaos sein lassen und die Kriminalität in unserer schönen Stadt organisieren? Vergessen wir nicht: Mord, Vandalismus, Einbruch und Totschlag sind in der Mischkalkulation des illegalen Gütererwerbes letzlich ein durchaus verzichtbares Glied der Wertschöpfungskette - welches durch Waffenerwerb und Instandhaltung, Gift, Bomben und Rechtsbeihilfe übrigens erhebliche Kosten verursacht.

Es ist in den letzten Monden so viel über die Weltordnung geredet worden, wie schon lange nicht mehr. Die Bürger und Freien der Stadt glauben, dass sie die letzten Tage all dessen erleben, was ihnen gut und heilig ist. Man wähnt dabei, dass das Ende von Recht und Ordnung denjenigen, die am Rande des Gesetzes stehen, in die Hände spielt. Dabei vergessen jene braven Seelen, das mit Diebstahl nur Geld zu verdienen ist, wenn das Wort Eigentum eine Bedeutung hat. In einer Welt der jurischen Zustände, in denen der stärkste, nicht der geschickteste Mann, nehmen kann, was ihm beliebt, kann unsereins nur verlieren.

Mit einem Appell an meine Freundinnen und Freunde, die Ordnung in Löwenstein zu verteidigen, schließe ich an dieser Stelle. Lasst uns aus den falschen Gründen das richtige tun.

Es grüßt herzlichst,
Quinn
Vorsitzender der Vereinigung gegen die Sperrstunde


Der Wetterkundler erklärt

Zu den schönsten und häufigsten Erscheinungen Mithras gehören sicherlich Morgenrot und Abendrot. Dabei versteht man unter dem Morgenrot die rötliche Färbung des Osthimmels, die kurz vor oder während des Sonnenaufgangs von IHM erschaffen wird, manchmal auch noch, wenn die Sonne bereits tief am Himmel steht. Abendrot bezeichnet das entsprechende Phänomen am abendlichen Westhimmel während oder kurz nach dem Sonnenuntergang. Mithras breitet seinen schützenden roten Mantel über die Welt, auf dass sich ein jeder geborgen und von SEINER Schönheit berührt fühle.
Nun gibt es aber durchaus Bauern welche regelrecht starrsinnig behaupten, dass bei „Morgenrot – Schlechtwetter droht". Dies muss weit und vehement zurückgewiesen werden. ER verhindert immer und jeden Tag erneut, dass das Dunkle sich dauerhaft durchsetzen kann. Wer es nicht glauben mag, beobachte einfach den Himmel, dann wird er eines besseren belehrt werden. Und bald nun, lässt Mithras sein rotes Band durch die Lüfte flattern und es ist Frühling.


Vom Weibe

An sich plump und oft nur von mangelnder Ästhetik geprägt leidet es dieser Tage unter einem obszönen Zustand der Selbstverklärung.

Eine Fehlinterpretation der eigenen Rolle, der eigenen Aufgaben und des eigenen Standes. Man möchte meinen diese abweichende Einschätzung sei nun mehr inzwischen ein allgemeines Problem da Teile des Pöbels aufbegehren, zum Knüppel greifen, sich in ein Rüstwerk aus Altmetall quetschen und fortan dem Irrglauben unterliegen sie hätten Rang und Würde eines Ritters. Falsch! Es ist die Pflicht die den Burschen zum Ritter kürt, es ist die Pflicht und die Aufopferung die aus dem Knaben etwas macht das über ihn selbst hinausgeht.

Dieser Punkt ist es auch der das Weibe zum Weibe macht und von der gemeinen Dirne des Elendsvirtels differenziert. Die Pflicht. Die Aufopferung. Es sei des Weibes größte Pflicht, des Weibes innigstes Ziel in den Stand der Ehe zu treten, einem Mann gefällig zu sein und dem Reich, dem König und selbstverständlich auch Mithras gesunde, wohlerzogene Kinder zu schenken, auf das wir die Zivilisation mehren können.
Die letzten Zeiten brachten einen erheblichen Verlust an Leben mit sich. Diesen gilt es auszugleichen. Frauen, es ist an euch, ein liebender gütiger Ehemann wird über eure charakterlichen und optischen Defizite hinwegzusehen gewillt sein so ihr König, Reich und Mithras nur ausreichend Kinder schenkt.


Gott- und Götterstahl
ein Mysterium, gelüftet vom Schmied des Vertrauens

Gerüchten zufolge wurde kürzlich ein Schrein samt Esse, in der das begehrte, weiße Mondstahl gegossen wird, entdeckt. Die Kirche machte keinen Hehl aus der Entdeckung, während böse Zungen behaupten, den Mondwächtern wär der Fund ihrer Götteresse schon vor Monden gelungen. Wohlmöglich kam bei den Mithrasanhängern das Sprichwort 'Gut Ding braucht Weile' zum Zuge.

Aber vielleicht hatte die Verzögerung auch andere Gründe. Wie bei jedem Heiligtum sollte es für gewöhnlich einen Wächter geben, der den Schrein vor unrechtmäßigem Zutritt schützt. Beim Schrein im Eisenthal wurde wohl übermäßig in Prunk und goldene Ornamentkunst investiert, weswegen das Silber nichtmehr für einen Wächter ausreichte. Und das, obwohl die Erkundung von der Hüterin der Münze selbst durchgeführt wurde. Ein Ersatz war nötig, der schleunigst geschaffen wurde.
Gut möglich, dass dadurch die zeitliche Verzögerung im direkten Vergleich mit den Mondwächtern zu Stande kam, denn 'Gut Ding braucht Weile'. So kann man die Kirche und die engagierten Schmiede nur beglückwünschen, dass nicht auch noch ein candarischer Schmied involviert war. Sonst hätte ich die geneigten Leser frühestens im Jahre 1405 nach Mithras erleuchten können.
Schließlich war ein Wächter geschaffen, aber die Stolpersteine nicht aus dem Weg geräumt. Der Schutz von Schrein und Esse soll natürlich höchste Priorität haben, jedoch war eigentlich nicht beabsichtigt, dass der Wächter selbst rechtmäßigen Besuchern den Zutritt verwehrt.

Sollte man in naher Zukunft den Wächter züchtigen oder überlisten, muss man sich an die Beschaffung der überaus seltene Ressourcen für die Herstellung der Legierung machen. So gibt es Behauptungen, man benötige neben dem Horn eines Einhorns die Tränen einer Jungfrau. Mancherorts ist ein Einhorn in jeder Gasse zu finden, wenn man manche Männer der Schöpfung fragt. Man munkelt in Ravinsthal wurde schon Anzeige erstattet, als der ein oder andere lümmelhafte Mann hemmungslos sein Einhorn spazieren führte, ohne jegliche Leine. Dabei muss man nicht erwähnen, dass die Einhörner besonders scheu sind und, wenn sie sich aus ihrer Höhle wagen, bei mangelnder Beachtung drohen weich zu werden, was sie zur weiteren Verarbeitung unnütz macht.
Während die Beschaffung des Horns also noch im Rahmen des Möglichen liegt, besteht die eigentliche Schwierigkeit darin, an die Tränen einer Jungfrau zu kommen. Augenzeugen zufolge wurde die letzte Jungfrau von einem ausgehungerten Schleim entführt, der ihr nicht nur die Unschuld sondern auch den wohligen Körpergeruch raubte.

Uns bleibt nichts anderes übrig als geduldig zu warten. Immerhin ist der Schnee mittlerweile restlos geschmolzen und man kann einen stattlichen Recken in Mondstahl von der Umgebung unterscheiden, was doch eine kleine Aufmunterung sein sollte. Haltet die Augen offen und bedenkt die unmenschlichen Bemühungen, die nötig sind, um ihn in die jungfräuliche, saubere Dose zu schweißen!

Es grüßt,
der Schmied ihres Vertrauens


Zum Gedenken an Damon Vorbis III.
Todesanzeige

Mit heller Trauer im Herzen sei verkündet, dass Seine Heiligkeit Damon Vorbis, Bewahrer der heiligen Kirche Mithras’, vor kurzer Zeit das irdische Joch verließ, um im Lichte Mithras’ aufzugehen. Auf dass er uns allen auch als Erinnerung noch als Vorbild und Trost gereichen möge.



Begeisterung für Bärenfellmantel bleibt
Ein Kommentar von Lavinia Löwenherz

Thema dieser Kolumne ist ein Kleidungsstück, zu dem es nur eindeutige Positionen gibt: Man liebt ihn oder hasst ihn: den klassischen Bärenfellmantel. Ob er nun euer Herz frohlocken oder eure Augen tränen lässt, eins ist gewiss: Ein Bärenfellmantel sorgt für verdrehte Köpfe und wie die heiratsfähige Dame von Welt weiß, ist jeder verdrehte Kopf ein guter Kopf. Außer er ist wirklich verdreht. Dann nehmt die Beine in die Hand und überstrapaziert Eure Lungen, indem Ihr nach einem Ritter, der Wache oder der Sonnenlegion kreischt. Aber damenhaft, bitte. Contenance wahren, meine Freundinnen im Geiste!

Die Gösselpost zeigte in der letzten Ausgabe bereits ein Bild, das mehr als tausend Worte sagte, aber da die Kolumnistin ohne Worte bedauerlicherweise am Hungertuch nagen würde und Illustratoren noch schlechter bezahlt werden als Schreiber, sollen sie dennoch zur weiteren Erläuterung bemüht werden. Das Aufsehen und Damenherzen erregende Bild zeigte bereits, wie die werte Männlichkeit den aus feinster Wolle und unlöchrigstem Bärenfell (nur echt mit Flüsterwaldzertifikat) gearbeiteten Mantel am besten tragen sollte: à la Silendir, wie Mithras uns schuf. Beim Bärenfellmantel handelt es sich um eines der raren Kleidungsstücke, die einen angezogen erscheinen lassen, selbst wenn man es nicht ist. Heute wollen wir uns der Damenwelt und der Einbindung dieses oh-so-sehnlichst-erwarteten Kleidungsstücks in die feminine Frühlingsgarderobe widmen.

Mögen folgende Vorschläge zu Inspiration führen:

- à la Ravinsthal: Für besonders Mutige sei diese Variante empfohlen, in der der Bärenfellmantel zum Bärenfellrock getragen wird. Wundert Euch aber nicht, wenn Ihr fälschlicherweise für Mondwächter gehalten und der Vielgötterei verdächtigt werdet. Der Grat auf dem Ihr wandelt, ist ein schmaler. Neigt Ihr Euch erfolgreich zu der einen Seite, attestiert man Euch Modebewusstheit, kippt Ihr aber zu sehr auf die andere, wird jeder nur die altgläubige Wald- und Wiesengötterhuldigerin in Euch sehen. Die Gösselpost empfiehlt besonders züchtige Frisuren und mithrasrote Hemden, um für entsprechende Balance zu sorgen.

Für Letzteres sucht gerne Jakobine Dunkelfeder auf, die für derartige Färbung besonderes Geschick an den Tag legt. Auch der Mantel kann bei ihr erstanden werden, sogar zu einem vertretbaren Preis, wenn sie einen guten Tag hat. Wovon dies abhängig ist, weiß Mithras allein – vielleicht leidet das Fräulein an frühlingsbedingtem Heuschnupfen und ist nicht zu verstehen, wenn es ihrem Verkäufer die Preise nennt, weil es so röchelt. Preisschwankungen von über 300% sind keine Seltenheit.

- à la Löwenstein: Kontrast ist alles. Da der Bärenfellmantel weit und wallend ist und dramatische Abgänge endlich vereinfacht – das glamoröse Swoosh eines Bärenfellmantels übersteigt das Swoosh eines schlichten Umhangs in jeder Situation – braucht es eng geschnürte Mieder und schmal geschnittene Ärmel für einen Auftritt, der den ohnedies schon verdrehten Köpfen auch noch den Atem rauben wird. Und da unterstelle einer der Damenwelt noch einmal, das schwache Geschlecht zu sein. Ein schlichter, schmal fallender Faltenrock mit Schärpengürtel sei dazu empfohlen. Für jene unter uns, die lieber rittlings auf dem Pferde sitzen als im Damensitz, ist auch eine Variante möglich, in der Schuppenbeinschoner mit hohen Lederstiefeln kombiniert werden. Man wird Euch in letzterer Variante allerdings demnächst die Tür einrennen mit Gesuchen nach Wildbret und Euch für eine Jägerin halten. Wenn Ihr damit leben könnt – den Wagemutigen gehört die Welt!
Zuletzt sei gesagt, dass wie überall der Dämon im Detail liegt. Kommt auf keinen Fall auf die Idee, wilde Farbkombinationen auszuprobieren. Farben, die gleich oder einander sehr ähnlich sind, führen zum gewünschten Kopfdrehmoment. Starke Kontrastfarben führen zu „Liebchen, wieviel?!“-Ansuchen.

Die Meinungen zum Bärenfellmantel werden immer auseinandergehen, doch das macht ihn auch zu DEM Kleidungsstück der Saison, denn man kann nicht an ihm vorbei. Blitzlichter aus Löwenstein:

V. aus L.: Imposant sieht er aus. Auf die Art imposant, wie es Lepröse und Abdecker sind. Gleich wie es aufstößt, man kann nicht weggucken.
G. aus R.: Ich möchte im Bärenfellmantel heiraten. Nein, lasst mich das korrigieren. Ich möchte den Bärenfellmantel heiraten.
Kleidet euch stilvoll, kleidet euch gut!


Gerüchte und Neuigkeiten

Die Männer und Frauen Servanos sind derzeit in hellster Aufruhr. Ein jeder der etwas auf sich hält spreizt sein Gefieder, zieht die beste Kleidung an, oder versteckt sich wahlweise in dunklen Ecken in der Hoffnung, von der Welt vergessen zu werden - kurzum, das Volk reagiert rege auf die von dem hochedlen Reichsritter Zornbrecht baldigst angedrohte Heiratspflicht für sämtliche Bewohner des Lehens in zeugungsfähigem Alter. “Kinder für das Königreich!” so lautet der Schlachtruf, der zur Entblößung von schwertartigen Gegenständen nicht etwa im Angesicht des Feindes, sondern in den heimischen Betten auffordert. Standhafter Hauptmann der Stadtwache Axis soll dabei bereits mit gutem Beispiel vorangehen und wartet sehnlichst auf Kontaktanfragen heiratswilliger Fräuleins, abzugeben auf der Gefängnisinsel.

Möglicherweise ist es jene allumfassende (da staatlich verordnete) Liebe, die in der Luft liegt und die ein oder andere Person zu Heldentaten antreibt. So soll Fräulein Avinia ihre ehemals sündigen Wege endgültig aufgegeben und ihr Interesse neuerdings auf den schneidigen Oberleutnant der Wache Harold V. (voller Name der Redaktion bekannt) gerichtet haben. Gerüchten zufolge hat sie jenem sogar das Leben gerettet und wartet nun auf den entsprechenden Dank in Form eines kleinen goldenen Ringes. Die Gösselpost wünscht viel Glück!

Weniger rosig sieht es um andere Einwohner Löwensteins aus. So sollen die Hexer trotz weitreichender Verbrennungsmaßnahmen der heiligen Kirche Mithras’ weiterhin ihr Unwesen in der Stadt treiben und unlängst gar das unbescholtene Fräulein Jakobine Dunkelfeder angegriffen haben. Die verdächtigen Personen sollen in Form von vier Reitern in die Stadt gedonnert sein, um mit dunklen Kutten und kaltem Schmunzeln Angst und Schrecken zu verbreiten. Mittlerweile konnte jedoch eine der Viere aufgegriffen und dem reinigenden Feuer der Kirche übergeben werden - ein unzweifelhafter Erfolg, der ganz sicherlich weitere Scheiterhaufen nach sich ziehen wird.

Doch während weitere Hexen auf freiem Fuße sind, wird sich manch ein Zeitgenosse fragen: Wie kann man sich wohl schützen? Was hilft gegen das böse Auge, gegen anhextes Pech und saure Milch? Wir fragten hierzu unseren Experten für Übersinnliches und zertifizierten Hasenpfotenverkäufer Darius Zebol:
“Nun, Löwenstein wäre nicht Löwenstein, könnte es nicht eigene Rituale und Glücksriten vorweisen. So heißt es beispielsweise, dass im “Stürmenden Löwen” am Markt Kobolde wohnen, die einem jeden Glück verheißen, der eine Flasche Hochgebranntes bei der Vogtei hinterlässt. Eine weitere Legende schreibt dem Marktbrunnen reinigende Kräfte zu: Ein Bad darin zur Mittagszeit soll dem Glücksritter zwar einen Prangeraufenthalt, aber auch Glück für 7 mal 7 Tage bescheren. Schließlich gibt es noch einen Trick für jene, die ihr Glück im Finanziellen erhoffen. So der erste Tag eines Monats auf den Tag der Sonne fällt und man an jenem Tage um Mitternacht an der Kirche klopfe, um Ihrer Seligkeit Winkel eine Spende zu überbringen, werde man alsbald selbst mit Reichtum gesegnet sein.”

Möglicherweise war es eines dieser Rituale, das dem Gewinner des unlängst vergangenen Rabensteiner Suppenfestes, Tidus Fuchsenfelde aus Candaria, das zum Gewinnen nötige Glück brachte. Seine Suppe, auf den verheißungsvollen Namen “Tidus’ Suppenfisch - jetzt ohne Rattenköpfe” getauft, machte mühelos den ersten Platz zwischen klassischen rabensteiner Kreationen wie “Lauwarmes Verderben” und “Brühe mit wahrscheinlich Fleisch drin”, einmal mehr die Überlegenheit candarischer Küche bestätigend. Wer sich selbst an der Köstlichkeit bedienen möchte, kann die Siegersuppe bei Herrn Fuchsenfelde bestellen. Wir wünschen guten Appetit!

Man kann an dieser Stelle nur hoffen, dass es nicht die köstlichen Düfte rabensteiner Suppentöpfe waren, die für eine weitaus weniger erfreuliche Erscheinung am Bergpass zwischen Flüsterwald und Ravinsthal gesorgt haben. Hier sollen neuerdings ruchlose Kannibalen ihr Unwesen treiben, welche die Wanderer nicht, wie anständige Räuber es tun würden, lediglich überfallen und töten, sondern gleich noch mit als Nahrung verwenden. Ein jeder Reisender sei hiermit davor gewarnt, den Pass zu nutzen, bis sich jemand anders um das Problem gekümmert habe!

Unser südlicher Nachbar, das sonnige Candaria, hat auf die Bedrohung am Pass anscheinend bereits reagiert. So soll anstelle der alten verfluchten Mühle bei Hohenquell wohl eine neue Großbaustelle entstanden sein. Augenzeugenberichten zufolge soll dort entweder ein Stall, eine Burg, oder, was viel wahrscheinlicher ist, eine neue, größere, schönere verfluchte Mühle entstehen. Was wäre schließlich das pittoreske candarische Dörfchen ohne eine ominöse und finstere Ruine auf dem nächstbesten Hügel?

Abschließen möchten wir den heutigen Überblick nun mit einem freudigen Ereignis: Die beliebte Schneiderin und Stadtbürgerin Kalirana Brandt feierte unlängst ihren vierten runden Geburtstag. Die Gösselpost gratuliert von Herzen!



Umfrage

Hochzeiten über Hochzeiten! Nun, da Heirat alsbald für einen Jeden von der Obrigkeit verordnet werde, gibt es für etwaige Turteltäubchen keinen Grund mehr, sich auf verschämtes Händchenhalten zu beschränken. Und während die Gösselpost ihre Augen und Ohren weit offen hält, fragen wir Euch, werte Leserschaft: Wer heiratet wohl als Nächstes?

  1. Die Vogtin und Hauptmann Einar
  2. Lawin Herbstlaub und Schultheiß Misitia
  3. Oberleutnant Vanke und Avinia
  4. Ser Savaen und Fräulein Brandt
  5. Ser Savaen und Fräulein Dunkelfeder
  6. Ser Savaen und Fräulein Mithra
  7. Ser Savaen und ich
  8. Freiherr von Hohenquell und Fräulein Dämmerstein
  9. Ser Melyr und Seligkeit Winkel
  10. Durias Zobel und Galaria Ganter
  11. Jemand anders, und zwar: