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Gösselpost 40

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Nummer 40 Freiungstag, 18. Brachet, 1404 Herausgeber: Gerlach Ganter

Das Wetter

Das Wetter im Brachet haben wir dieses Mal von dem ehwürdigen Eremiten und Naturkundler Guntfried Boldrecht aus den Innereien einer löwensteiner Straßenratte eines edlen Waldhermelins gelesen. Dieser sah gänzlich klar, dass der Brachet mit schwüler Hitze und zahlreichen Gewittern mindestens einen Großbrand in Löwenstein auslösen wird. Ein jeder, der sein Haus bei dem nahenden Unheil geschützt wissen möchte, kann sich jedoch bei dem edlen Eremiten eine verzauberte Hasenpfote für den lächerlichen Preis von 50 Schilling erkaufen, die fortan einen effektiven Schutz gegen Blitzeinschläge, Feuerbrünste, und Besuche von Steuereintreibern bietet.

Bedienstete der Stadt und Vertreter der Mithraskirche erhalten 10% Nachlass. Die Zahlungen können bei dem bevollmächtigen Vertreter des Eremiten D. Zobel vorgenommen werden.


Die brandtheisse K. aus S.

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Die Zeiten sind schwer, die Zeiten sind verworren.
Umso wichtiger, dass man sich auf die guten, wertvollen Traditionen der Altvorderen besinnt. Den Bund der Ehe einzugehen ist nicht langweilig und von gestern, sondern von brandtheisser Aktualität!


Das weiss auch die K. aus S., die stolz ihren Verlobungsring präsentiert und in ihrer Freude duldet sie kein, aber auch gar kein ablenkendes Stück zwischen ihrem neuen Prunkstück und den staunenden Blicken der Betrachter.

Nehmt Euch ein Beispiel an der wackeren K. aus S. Zeigt auch Ihr her, was Ihr habt, denn der Sommer kommt, die Nächte sind lau und das Reich braucht Soldaten für den nächsten Krieg.
Glück auf!


Die Spiegelaffaire

Bald ein jeder in Servano wird in den letzten Wochen davon gehört haben: Neue, rätselhafte Vorgänge in der Hauptstadt unseres schönen Reiches. Es war da die Rede von verschwundenen Bankangestellten, von neuem Schleim in der Kanalisation, von Spiegeln, die keine Spiegel waren. Zu einem Zeitpunkt ging gar das Gerücht, die komplette Verwaltung der Stadt wäre verschwunden. Doch was ist dran an den Geschichten? Die Gösselpost hat für ihre werte Leserschaft den Hergang der Ereignisse ermittelt.

Leichen in Löwenstein

Alles begann, wie es immer in Löwenstein beginnt, mit Leichen. Zuerst verschwand die seit Jahren beliebte Bankangestellte Nadya, und wurde kurze Zeit später, an unklarer Ursache verstorben aufgefunden. Bald folgten der ehemalige Theaterintendant Timur Arikan, dann ein namentlich nicht näher bekannter Schläger aus dem Armenviertel, und schließlich die Söldnerin der Grauwölfe “Mai” (voller Name der Redaktion unbekannt). Und während es im Falle von Fräulein Nadya noch rätselhaft zulief, wurde es bei den folgenden Opfern schaurig. Die beiden Männer begingen Selbstmord, Fräulein Mai hingegen rannte von Irrsinn erfasst auf den Markt und griff den Bankier und bekannten Frauenliebling Gort Areng an, wobei sie diesem ein Ohr abbiss - ein Ereignis, nach dem Herr Areng nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten mochte.

Schaurig wurde nun, was sich nach und nach bei der Untersuchung der Opfer offenbarte. So wurde einem jeden von ihnen ein Wort auf den Körper geritzt, das, außer bei Fräulein Nadya, zu den Toden zu passen schien. Herr Arikan wurde des Hochmutes bezichtigt und beendete sein Leben mit einem Sprung vom höchsten Punkt der Stadt - dem Kirchenturm. Der Armenviertelsschläger prügelte sich selbst zu Tode: Brutalität war seine Sünde. Fräulein Mai schien vor ihrem Tode besessen davon, allen die Wahrheit zu erzählen - sie hatte sich offensichtlich der Lüge strafbar gemacht. Fräulein Nadya warf der Schriftzug auf ihrem Körper indes Habsucht vor.

Und so war also schnell klar, dass dies keine Zufälle waren. Jemand verfluchte diese Leute, auf dass sie den Tod ob ihrer Vergehen suchten. Die Stadt war in Aufruhr. Die Mithraskirche wurde von Beichtwilligen gestürmt, Diebe wollten nicht mehr stehlen, Huren wurden prüde, Eheleute hörten auf zu streiten, Lämmer schliefen bei Wölfen: Kurzum, es herrschten abyssalische Verhältnisse. Etwas musste getan werden.

Seltsamer Fund in der Kanalisation

In dieser Zeit des Schreckens, als da alles und jeder nach dem rätselhaften Mörder suchte, hatte die Obrigkeit Löwensteins einen originellen Einfall: Man könne ja einmal in der Kanalisation nachschauen. Und so zog eine gemischte Expedition aus Stadtwache, Kirche, Adel, Stadtverwaltung, Rabenkreis, Hermetikern und den üblichen Schaulustigen unter der Führung der edlen Vogtin Eirene Kerlow von Löwenstein höchstpersönlich in die Untiefen unter der Stadt, um nach dem Übeltäter zu suchen.

Man fand keinen. Was man jedoch fand, war erstens der altbekannte, aggressive Schleim, der sich wieder rasend in der Kanalisation auszubreiten schien, und zweitens ein leerer Raum mit einem großen Wandspiegel darin, um den herum Edelsteine, magische Pülverchen, Schädelknochen, Blutinschriften und etliches unauffällige Inventar mehr angeordnet war. In jenem Moment jedoch, als Meister der hermetischen Künste Caetano vortreten wollte, um den Spiegel zu untersuchen, explodierte jener in tausend Scherben. Als der Schreck überwunden war, stellte man rasch fest, dass 6 Personen fehlten: Ehrwürden Viktor Schwarzstahl, die städtische Bibliothekarin Violetta Winter, die Vogteischreiberin Marie Philippa Strastenberg, der Hirschgeweihafictionado Ansen Peckman, die Schülerin des Rabenkreises Anouk, und schließlich Herr Leevin Waldwind (Beruf unbekannt. Wir von der Gösselpost vermuten etwas Zwielichtiges). Sie alle waren verschwunden, vor aller Augen wie vom Erdboden verschluckt. Allein blieben hier und da Bluttropfen auf dem Boden übrig, was vermuten ließ, dass ein jeder der Verschwundenen offenkundig von den Spiegelscherben verletzt worden sein musste.

Panik, Verzweiflung und Zorn brach bei dieser Erkenntnis unter den Zurückgebliebenen aus. “Ich will meine Fräuleins zurück!” brüllte die Vogtin nachweislich, wütend mit dem Fuße stampfend. “Man gebe mir sofort meinen Lieblingslegionär wieder!” fiel Ihre Seligkeit Winkel mit ein. “Mein Eheweib! Mein schönes neues Eheweib! Sie war noch so gut wie unbenutzt!” weinte der Rabensteiner Kordian neben den hochgestellten Damen. Herr Waldwind und Herr Peckman wurden weniger tränenreich betrauert, dafür umso ausdauernder - noch Tage später tauchten hier und da verdächtig nach Schuldeneintreibern aussehende Herren auf, die nach den Beiden fragten.

Hinter den Spiegeln

Es sollte alsbald nicht bei der vagen Ahnung bleiben. Gegenstände begannen sich wie von Geisterhand zu bewegen, legten sich in Form oder Funktion zu Botschaften der Verschwundenen, deren Sinn immer klarer wurde: Wir sind noch hier. Irgendwo hinter dem Glas, gleichsam anwesend und doch in weiter Ferne, waren die Opfer des Spiegels, steckten zwischen den Realitäten fest. Man wusste vorerst kaum, was dagegen zu tun wäre, wurde zudem bald die Botschaft offenbar, dass die zu den Verschwundenen gehörende Bibliothekarin Winter von einer der Scherben eine schwere Verletzung erlitten haben musste.

Es folgte eine Reihe intensivster Untersuchungen des Spiegels und Versuche, jenen zu reparieren. Oberleutnant Vanke und der rabensteiner Gardist Kordian, dessen Weib Anouk unter den Verschwundenen war, hielten vornehmlich mithilfe von Tarotkarten und Münzen Kontakt zu den Opfern, die auf ihrer Seite des Glases alsbald in den “Stürmenden Löwen” umgezogen waren. Über die Nutzung eines Münzalphabets konnte schließlich eine überraschende Erkenntnis empfangen werden: Man solle einen Wilhelm Andras suchen.

Nachforschungen ergaben, dass jener Andras zu früheren Zeiten Schreiber im Theater und später ein glückloser und wieder verbannter Adept der Akademie war. Interessanter waren aber seine Bekanntschaften: Zu Theaterzeiten war er mit Fräulein Nadya liiert gewesen, die ihn für einen anderen, reicheren Mann verlassen hatte. Jener war kein anderer als Timur Arikan gewesen. Später soll Andras Schulden gehabt haben und darob von einem Schläger aus dem Armenviertel heimgesucht worden sein. Die Sölnderin Mai sollte ihn einmal betrogen haben. So fielen die Steine alle zusammen und es war klar: Andras musste der Täter sein. Woher die Spiegelopfer nun von Andras erfahren hatten, musste jedoch vorerst im Unklaren verbleiben, und Überlegungen darüber wurden rasch von etwas Dringenderem abgelenkt: Der “Löwe” wurde plötzlich, offenkundig von der Seite hinter den Spiegeln, verbarrikadiert.

“Sie haben sich verbarrikadiert, als wollten sie sich vor etwas schützen! Brecht sofort die Türen auf!” soll auf diese Entdeckung hin ein nicht näher benannter löwensteiner Ritter gerufen haben - gemäßigtere Stimmen konnten den Adligen jedoch davon überzeugen, dass dies womöglich kein allzu hilfreicher Zug wäre, könnte es doch sein, dass die hinter den Spiegeln Gefangenen sich einer unbekannten Gefahr gegenüber sahen. Und wie um das zu bestätigen - das Schicksal geht bekanntlich seltsame Wege - fiel in diesem Moment ein toter Vampir aus dem Nichts auf die Straße.

Schweigen kehrte ein. Damit war klar, wovor man sich auf der Spiegelseite schützen musste. Und auch, dass die Zeit der dort Gefangenen ablief.

Rettung in letzter Sekunde

Zum größten Glücke war es da bereits, dass die Hermetiker allmählich den zerborstenen Spiegel wieder hergestellt hatten. Man stellte den magischen Aufbau um den Spiegel nach - und landete, zu allgemeiner Überraschung, nicht etwa in der ersehnten Spiegelwelt, sondern in einem durchaus diesseitigen löwensteiner Keller. Hier stand ein zweiter Spiegel, umgeben von dem gleichen Aufbau wie der Erste. Und damit begann es auch dem letzten zu dämmern, was eigentlich geschehen sein musste: Die zwei Spiegel, womöglich von Andras aufgestellt, sollten eine Passage untereinander öffnen. Irgendetwas muss dabei jedoch schief gegangen sein - und so kam es, wie es kam, anstatt in einen Keller führte der Weg in eine düstere Welt, die wortwörtlich zwischen den Spiegeln lag. So fand sich die Akademie vor der Aufgabe, dringlichst nicht nur den Versuch, sondern auch den Fehler dabei auszumachen und nachzustellen, um einen neuen Weg in die Welt hinter den Spiegeln zu eröffnen. Und wenn die Akademie eine herausragende Expertise hat, dann ist es die Fähigkeit Fehler zu machen!

Wie genau das gelang, das, liebe Leser, weiß die Gösselpost nicht zu berichten. Wir wollen jedoch inständig hoffen, dass kein Magier der Stadt seine Seele für die Antwort auf dieses Rätsel verpfänden musste (auch wenn wir es nicht ausschließen). Was wir jedoch wissen, ist, dass bereits einen Tag später ein Signal aus der Akademie kam: Man hatte einen Weg gefunden.Damit fand sich erneut eine Gruppe Gerüsteter aus Mitgliedern von Stadtwache, Kirche, Adel, Stadtverwaltung, Rabenkreis, Hermetikern und den üblichen Schaulustigen unter der Führung der edlen Vogtin Eirene Kerlow von Löwenstein in der Kanalisation vor dem Spiegel wieder, dieses Mal in gesamter Mannesstärke und voller Absicht in die Realität hinter dem Glas einfallend.

Was dort wartete, war in der Tat schrecklich. Eine graue, zusammenbrechende Welt mit Luft, die nach Asche schmeckte. Wasser, das den Durst nicht zu nehmen vermochte, Nahrung, die nicht sättigte - eine fahle, zunehmend schwindende Erinnerung an das echte Löwenstein. In den Straßen der sterbenden Welt wimmelte es dafür vor umso lebendiger wirkenden Vampiren, die den Vorstoßtrupp sogleich angriffen. Man fühlte sich beinah in die Zeiten des Blutkonklave zurückversetzt, als man sich da Schritt für Schritt durch die Straßen zum “Löwen” kämpfte, hoffend, bangend, dort noch Überlebende auffinden zu können.

Und wahrlich, die Gebete der Retter wurden erhört - gerade als man beinah vor dem Hintereingang der von unzähligen Vampiren belagerten Taverne angekommen war, schwang diese auf und ließ die Entschwundenen sehen. Abgemagert, ausgezehrt, doch voller letztem Kampfeswillen stießen jene durch die Untotenhorden voran, um sich endlich den so sehnlichst vermissten Freunden, Geliebten und flüchtigen Bekannten des Rettungstrupps anzuschließen. Die Freude über die Vereinigung wähnte jedoch nicht lange. Häuser begannen in Nebelschwaden zusammenzubrechen, Pflaster begann in diffuser Schwärze zu versickern, und man floh eiligst richtung Kanalisation, auf dem Fuße von wütenden Vampiren verfolgt. Und so rannten unsere Helden, rannten, von Geschrei Untoter und dem Lärm einer in sich vergehenden Welt verfolgt, im allerletzten Moment die Spiegelbarriere überquerend. Es war geschafft.

Beunruhigende Erkenntnisse

Gern würde man nun schreiben, Ende gut, alles gut, werte Leserschaft - doch leider ist nicht alles gut. So brachten die Geretteten unschöne Kunde von der Zwischenwelt, dessen unfreiwillige Besucher sie wurden. Zum einen schien es tatsächlich eine Art Welt aus Erinnerungen zu sein, die nun eben langsam verging, wie Erinnerungen es tun. Umso lebendiger waren jedoch die Schemen der eigenen Gedanken darin, was das Aufkommen der Vampire erklärte - erinnerten sich doch schließlich alle Beteiligten höchst lebhaft an das Konklave.

Allein waren die Spiegelopfer in der Schattenwelt jedoch nicht. Sie fanden dort, hinter dem Glas, sowohl Fräulein Nadya, als auch den Schläger aus dem Armenviertel vor, oder zumindest ihre lebendig scheinenden Abbilder. Beide gaben an, von Wilhelm Andras besucht worden zu sein, der sie in einen kleinen Handspiegel blicken ließ. Und das war jeweils auch das letzte, woran sich die beiden erinnerten, bevor sie in einer leeren Stadt voller Erinnerungen zu sich kamen. Es lässt sich also vermuten, dass der Unhold Andras ein Werkzeug hält, mit dem er Menschen die Seele aus dem Leib zu reißen und in die Zwischenwelt zu schicken vermag, während der verbleibende Körper dem Schurken zu Befehl steht.

Damit wären auch die rätselhaften Selbstmorde aufgeklärt. Vieles bleibt jedoch im Dunkeln. Wie hängt der kleine Spiegel von Andras mit den beiden großen Spiegeln zusammen? Wie wurde es hergestellt? Warum ist hier Magie im Spiel, von der noch nie jemand gehört hat? Steht gar noch jemand hinter dem abtrünnigen Hermetiker, eine übernatürliche, verdorbene Macht schlimmstenfalls? Und schließlich, was die wichtigste aller Fragen bilden sollte: Wo ist Wilhelm Andras?

Ganz recht, werte Leser. Er ist noch nicht gefasst. Fürchtet Euch. Und bleibt der Sünde fern.


Das Museum sucht
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Das in Entstehung begriffene städtische Museum zu Löwenstein sucht Leihgaben in Form von interessanten und aufschlussreichen Exponate zur Stadt-, Lehens- und Reichsgeschichte. Die Namen der großzügigen Besitzer werden gut leserlich an den Informationskärtchen der Stücke vermerkt werden.

Ausnahme: Keine magischen Artefakte oder eigenartigen Schatullen, die des Nachts Klagelaute von sich geben und unter keinen Umständen geöffnet werden dürfen.

Weitere Ausnahme: Vampirzähne werden nur angenommen, wenn sie nicht mehr physikalisch mit ihrem Besitzer verbunden sind.


Das Heilerhaus zu Löwenstein empfiehlt

Die unzähligen Freuden des Sommers, wie frische Erdbeeren mit Sahne, Spaltenpfirsich mit süßem Brei, oder der gehauchte Kuss von leicht kühlen Lippen, lassen so manchen gedankenlosen Lebemann, ob der boshaften Folgen übermäßigen Sonnengenusses am Abend, leicht die Contenance verlieren. Die Damenwelt hingegen, weiß ihre makellos weiße Haut von jeher zu schützen.
Das Heilerhaus empfiehlt hier bei einer leichten bis mäßigen Rötung einen Wickel aus Quark aufzutragen und sich von der Gemahlin umsorgen zu lassen. Dringend anzuraten ist, sich den gesamten Abend nicht mehr aus der Rückenlage (entsprechend natürlich aus der Bauchlage) wegzubewegen und sich Speis und Trank häppchenweise zufüttern zu lassen, um nicht noch einen Schwächeanfall zu riskieren.
Gegen die nächtliche Ehepflicht ist nichts einzuwenden, wenn die Rückenlage des Malträtierten gewahrt bleibt und allzu heftige Erschütterungen die mittlerweile etwas fester gewordene Quarkschicht nicht zerbröseln lassen.

Sollte die Haut allerdings Blasen schlagen und an einen gehäuteten Hirsch erinnern, bleibt der Gattin der Weg ins Heilerhaus nicht erspart. Hier wird sie mit ausreichend Schafsdung ausgestattet werden, welcher bereits gut durchschimmelt ist. Dieser Schafsmist ist daumendick aufzutragen und über Nacht einwirken zu lassen. Die Schlafstatt sollte gut belüftet sein, allerdings ist Zugluft zu vermeiden.

Sollte der hinfällige Gemahl nun in dieser Nacht weiterhin sein eheliches Recht einfordern, haben wir es hier mit einem deutlich tiefer gehenderem Problem zu tun, als nur mit einem Sonnenbrand, welcher am nächsten, spätestens am übernächsten Tag verflogen ist.
Dazu aber mehr in der nächsten Ausgabe der Gösselpost, wenn es wieder heißt: Das Heilerhaus empfiehlt.


Historisches Löwenstein
Das Theater

Die Strasse an der Universität flankierend, gerade im Eck so dass man aus dem einen Fenster in den Alten Hafen, aus einem anderen in den Neuen Hafen und dem letzten geradewegs in die Altstadt blicken kann, erhebt sich der massige Ziegelbau des städtischen Theaters. Von Leichtfüssigkeit wird der geneigte Betrachter beim Anblick der Fassade jedoch wenig spüren und vielleicht erkennt das kundige Auge sogar noch die Spuren von frühere Fenster und Türen verschlossen wurden. Diese Umbauten liegen mittlerweile weit genug zurück, dass es kaum noch einen Lebenden geben dürfte, der sich an den früheren Anblick erinnert, aber auch jene wissen bestenfalls vom Hörensagen etwas über die frühere Geschichte dieses Baus und der wenig subtilen Ironie, die sich darin verbirgt.

Vor dem grossen Brand in der Altstadt von 922 standen an jener Stelle einfache Handwerkshäuser, wie man sie zu jener Zeit und teilweise auch heute noch überall in der Altstadt Löwensteins findet: Recht schmal und recht hoch, gebaut in einer Mischung aus Stein, Lehm und Holz die bei den immer wiederkehrenden Bränden verlässlich unerfreuliche Resultate hervorbrachte.

Die bis 950 dort neu errichteten Bauten fügten sich in das Schema ein und wären nicht weiter erwähnenswert, gäbe es da nicht das kleine Detail, dass einer der Einwohner ab 945 der Henker Friedhelm Inverick war, seit 932 Nutzer der Scharfrichterklinge Garmelin.

Aufzeichnungen lassen darauf schliessen, dass Hans Georg Guldenmacher, der 1110 die Häuser in der Marktgasse 1-3 erwarb auch mit jenem Fleck liebäugelte, aber es kam nie zum Abschluss der Verhandlungen: In den Wirren des Chaosjahres 1111 wurden die Häuser dort abermals ein Raub der Flammen und in Folge dessen lagen die Ruinen für einige Zeit brach. Was zwischen 1125 und 1135 entstand unterschied sich deutlich von sonst vorherrschenden Stil, das neue Gebäude presste sich gerade eben noch in den Verlauf, der durch die Stadtmauer vorgegeben war und auch der genannten Zweck erzeugte bei den besorgten Bürgern der Stadt zur Hälfte ratloses Kopfschütteln und zur Hälfte verwirrtes Entsetzen: "Anstalt zur Behandlung und Heilung nervöser Nervenleiden." verkündete ein hübsches Schild über der grossen Pforte.


Was hinter den geschlossenen Türen und den vergitterten Fenstern vor sich ging, war in den folgenden Monden Stadtgespräch und gleich Thema drei verschiedener Stadtratssitzungen - aber niemand wusste etwas genaues und nachdem die horrend an die Wand gemalten Schreckensereignisse ausblieben, ebbte die Unruhe ab, ohne jemals völlig aufzuhören. Ein erhalten gebliebener Bericht über die häufiger stattfindenden Inspektionen legt Zeugnis über den Argwohn ab, mit dem die Löwensteiner jenem Obdach für Verwirrte und Wahnsinnige begegneten: Jeder Satz trieft von der Verwunderung über die guten Zustände, die folgsamen "Gäste" der Einrichtung und das gut geschulte Personal und offenbart damit ein grundlegendes Misstrauen gegenüber jenen von einem Schicksalsschlag getroffenen Personen, das sich auch heute noch allzu oft findet.

Die Situation wandelte sich, als Wilhelm Leberecht Berning im Jahr 1162 von seiner Familie in die Obhut der Anstalt gegeben wurde und dort auch bis zu seinem Tod 1166 blieb - das offene Eingeständnis, dass der geistige Verfall nicht allein die Paktierer, Mondwächter oder Arme heimsuchte, öffnete - im übertragenen Sinne - das Tor für eine schleichend zunehmende Akzeptanz unter der Bürgerschicht der Stadt. Im wörtlichen Sinne blieb das Haus eine ziegelgeformte Festung mit einer unfreundlichen Fassade, vergitterten Fenstern und sehr bestimmten Wachleuten, die sich nicht allein mit den Marotten der Gäste herumzuschlagen hatten, sondern auch mit der einen oder anderen hässlichen Mutprobe von Seiten der Heranwachsenden und jung Gebliebenen der Stadt.

Während die Stadt wuchs, neue Familien nach Löwenstein kamen und alte ausstarben, blieb der hässliche Bau eine grimmige Konstante, eine Erinnerung an die Vergänglichkeit, wie der Friedhof vor den Mauern sie nicht besser bieten konnte - und eine Institution, die es sich bald leisten konnte höhere Preise zu nehmen für die Verwahrung der Verwirrten, Verträumten oder Störenden. Es ist kein grosses Geheimnis, dass sogar ein Silberberg einige Zeit in der Anstalt verbrachte - allein wegen der grossen Sorgen seines Bruders darob eines gewiss bald ausschlagenden Nervenleiden - und betrachtet man die wenig verfügbaren Aufzeichnungen, ergibt sich bald ein gewisses Muster, das die hehren Ziele mit der die Anstalt einmal gegründet wurde, schliesslich in ihr Gegenteil verkehrte: Was einmal gedacht war um den Kranken zu helfen wurde zu einem Werkzeug um Peinlichkeiten und Probleme für die reichen Geschwister, Kinder oder sonstigen Verwandten unter den Teppich zu kehren.

Die Wirren der Keuchejahre ab 1300 machten auch vor dem mittlerweile altehrwürdigen Geschäft keinen Halt und forderten einen harrschen Tribut: Von den zahlreichen Gästen überlebte nicht ein einziger, als die verfluchte Krankheit ihren Weg durch die verschlossenen Türen fand und auch die Reihen des Personals wurden so arg ausgedünnt, dass die Tore zunächst für einige Jahre schlossen, bevor sie 1311 erneut geöffnet wurden - die Akten geben keinen Aufschluss darüber, wer bis zum Jahr 1340 eigentlich die Geschäfte führte.

Die Fragestellung wurde in der Nacht des grossen Brandes obsolet: Bis heute ist nicht genau geklärt, was der Auslöser für das verheerende Feuer war, das den Universitätsflügel der Hermetiker in der Altstadt in Schutt und Asche legte und auch die den massigen Ziegelbau der Anstalt schwer mitnahm.

Die Aufräumarbeiten nahmen einige Zeit in Anspruch - vor allem, da der Besitzer sich nicht mehr meldete und damit ganz zurecht unter den Opfern des Brandes vermutet wurde. Auf diese Weise gelangte das Gebäude schliesslich in die Verwaltung der Stadt und blieb es - halbwegs wieder hergerichtet und sporadisch für die Zwecke der Wache benutzt, bis zum Jahr 1367.

Extra für die Feierlichkeiten der Rückkehr des Königs aus dem ersten Indharimfeldzug wurde das Gebäude eiligst umgebaut und erhielt die heutige Fassade und den grössten Teil des auch heute noch präsenten Innenlebens: Im neu eröffneten Theater wurde die Geschichte vom glorreichen Sieg gegen die rückständigen Indharimer auf grosser Bühne für die Bürger der Stadt historisch akkurat nachgestellt.

Nachdem das Schauspiel seinen Reiz verloren hatte und die Pläne zur obligatorischen Pflicht zum Besuch des Stücks für alle Anwohner und Besucher keine Billigung im Stadtrat fanden, wurde das Theater weitgehend sich selbst überlassen.

Was niemand wirklich für möglich gehalten hatte, funktionierte: Unter der Leitung des ersten Intendanten Wallmir Theodorich Furchenschlag sammelte sich eine kleine Schar ambitionierter Schausteller, die bis zu seinem traurigen Unfalltod im Jahr 1382 regelmässig über die Entwicklung der Stadt, der Politik und des Weltgeschehens im Allgemeinen reflektierten, ganz ähnlich wie ein leicht anstössiger Vorläufer der heutigen seriösen Gösselpost.

Seine Nachfolgerin Alberetta Sperling hatte mit den hinterlassenen grossen Fußstapfen schwer zu kämpfen und zog sich bereits 1397 aus dem Betrieb des Theaters zurück - verbittert über zunehmende Querelen und Kleinlichkeiten unter den früher so einvernehmlichen Schaustellern. Eine ganze Zeitlang funktionierte das Theater auch ohne ordentliche Führung, die Stadt schoss brav weiter Mittel zu in der Hoffnung, das sich schliesslich schon jemand der Sache annehmen würde, aber stattdessen kam es zu einem vollständigen Zerwürfnis, als die Sängerin Nelei Tinja im jahre 1399 ihre Beziehung mit dem Stückschreiber Wilhelm Andras durch eine Affaire mit ihrem Kollegen Timur Arikan ruinierte und in Folge dessen alles auseinanderbrach: Das Theater wurde durch ein Machtwort der Stadt geschlossen und alle Angestellten entlassen.

Seit damals gab es verschiedene Versuche dem Bau wieder Leben einzuhauchen, aber es scheint, als hätte ein Teil des Wahnsinns der früheren Gäste jener Mauern Einzug in eben jene gehalten und würde alle vertreiben, die mit grossen Ambitionen kommen und schliesslich doch nur auf leere Hände starren. Der derzeit letzte Name in einer länger werdenden Liste ist Ludo Lautsang.


Löwenstein heisst die Edle Kalirana Brandt von Löwenstein willkommen

Voller Freude sei im Namen der edlen Vogtin Eirene Kerlow von Löwenstein verkündet:

Die Statthalterin Südwalds Kalirana Brandt wurde am 14. Brachet im Jahre 1404 n.M. in der Kathedrale zu Löwenstein in den adligen Stand einer Baroness erhoben, und sei fürderhin als die Edle Kalirana Brandt von Löwenstein bekannt.

Auf dass die Edle lange und erfolgreich dem Reich dienen möge.


Eklat am Kreuzweg
Ein Bericht unseres rasenden Reporters

Vor nicht einmal drei Wochenläufen begannen fleißige Handwerker, die Ruine der einstigen Kreuzwegtaverne im beschaulichen Servano zu beseitigen. Verbranntes Baumaterial und weiterer Schutt wurden unter Gemurre und Gefluche - wir ersparen dem Leser genaue Wortlaute - entfernt und später mit hölzernen Wagen davon gekarrt. Schaulustige fanden sich ein, besahen das rasche Fortschreiten der Aufräumarbeiten und staunten über die sehr weiträumig ausgelegten Erdarbeiten. Was auch immer dort entstehen sollte, es würde riesig sein. Und nicht wenige fragten mit verblüffter Mimik, was genau dort erbaut wird. Eine neue Siedlung, Zollamt mit Kaserne und eigener Pferdezucht, Froschaufzucht - um den Bedarf an Fröschen für ein Hohenmarschener Gericht zu deckeln, oder gar eine Festung? Die Vorarbeiter beschenkten jeden, der allzu eifrig nachfragte, mit grimmigen Blicken oder ballten gleich die Hände zu Fäusten, falls unbefugte Personen es wagten, die Baustelle zu betreten. Große Geheimniskrämerei möchte ich meinen. Denn selbst ich erhielt trotz mehrfacher Fragerei keine Antwort von wahrhaftigem Wert. Es hieß jedoch, dass alsbald mehrere Steinlieferungen vom nahe gelegenen Steinbruch herangekarrt werden sollten. Doch dazu kam es nicht mehr, zumindest nicht im vollen Umfang. Denn etwas völlig, ja noch nie Erlebtes passierte: Kaum wurden die Aufräum- und Baumaßnahmen begonnen, da wurde alles abgebrochen und liegen gelassen

Selbst unter all den Schaulustigen fand ich niemand, der behaupten könnte, derlei je auf Amhran erlebt zu haben. Einer von ihnen rief sogar "Was begonnen wird, muss auch beendet werden!" und erntete zustimmende Worte anderer. Wie konnte es dazu kommen? Sind den Bauherren etwa die Gulden ausgegangen, zerstritten sie sich heillos oder stimmte die Art der Ausführung nicht? Todesmutig fragte ich einen Vorarbeiter, ob denn die Beschaffenheit des Baumaterials zu schlecht sei oder sich schlicht vermessen wurde. Und für kurz schien es, als wollten mich große Handwerkerpranken erwürgen, doch der Mann – von großer Geduld oder sich einfach Luft verschaffen wollend - meinte nur: "Es wurd sich weder vermessen noch ist das Baumaterial minderer Beschaffenheit! Das Ärgerlichste ist, erst wars zu wenig Arbeit, dann soviel, dass wir kaum genug Mannen fanden und nun war alle Emsigkeit und Planung für die Katz! Und das Schlimmste: So zeitnah wird es nicht weitergehen!" Andere Vorarbeiter und verbliebende Handwerker in Hörreichweite schienen gleichsam erbost ob der Aussicht und der ungewissen Zukunft. Ein Maurer fasst passend die Lage zusammen: "Zuviel Arbeit ist Mist. Keine Arbeit ist Kuhscheiße!".

Was auch immer dort geplant war, es wurde wohl hinter verschlossenen Türen und unter Einwirkung gehobener Personen nachträglich beendet. Doch leider war bisher niemand bereit, den Disput im Verborgenen der Öffentlichkeit zuzutragen. Bedauerlich, wie ich finde. Jedoch verkündete das Amt für Heraldik am 7. Brachet, 1404 n.M., eine Stellungnahme zur Thematik "zur Einnahme und Verteidigung von Grenzgebieten." . Ich behaupte, dem Baustopp liegt doch ein Vermessungsfehler der Örtlichkeit vor, jedoch nicht auf handwerklicher Ebene.


Die Ballade von Ignaz

Die Ballade vom unglücklichen Ignaz
Eins der unterschätzten Wesen,
oft gejagt mit einem Besen,
ist die Ratte, schnell und fett,
kluges Tierchen, nicht adrett

Ignaz heißt ihr Baronet,
Öhrchen riesig, frisst gern Mett
Krönchen aus zwölf Kinderzähnen,
knabbert, heißt’s, auch gern an Venen

Herrscher in der Kanalisation,
Erntet er oft Spott und Hohn
von den dreisten Menschenkindern
die sein ratt’ges Werk behindern

Neugier ist der Ratte Pflicht,
anders auch bei Ignaz nicht
Doch was der Rattenfürst einst sah,
hält so mancher nicht für wahr

Denn er sah, was möglich ist,
wenn auf Vorsicht man vergisst
Wenn man dem traut, was man sieht
Und das Übel sucht, nicht flieht

Unheil kommt von bösen Händen,
und aus schlichten Gegenständen
Spiegeln darf man nicht mehr trauen,
sind sie auch hübsch anzuschauen

Spiegel können brechen
und die Menschen schwächen
Spiegel splittern, bitte sehr!
„Es ist sicher!“ gilt nicht mehr

Sechse kamen uns abhanden,
als sie urplötzlich verschwanden,
aus dem Bauch der Stadt geraubt
Hat die Vogtin das erlaubt?

Keineswegs, das lasst euch sagen,
bald schon hörte man die Klagen
Sechse fort, oh Gram, oh Kummer,
Halt! Ihr zähltet falsch die Nummer!

Es war’n sechse und ein kleiner,
ein ganz fell’ger, ein Unreiner,
Ignaz, Inbegriff des Nagers
war Teil des Vermisstenlagers

Dort, in dieser Spiegelwelt
lauert Angst auf Flur und Feld
Ängste bleiben dort nicht stumm,
sind solide, wandern rum

Ängste werden dort Gestalten,
die da ihres Amtes walten,
tun, worin sie wahre Meister,
Furcht verbreiten, dreist und dreister

Wer fürchtet nicht vor Bleichen sich
in diesen Jahren nach dem Lich?
Sie sind als Angst beliebt bei allen,
weil sie als Alptraum recht gefallen

Die sechs Verlor’nen fanden bald
umzingelt sich im Bleichenwald
und vor dem Todesschlunde fast
ist Nüchternheit kein guter Gast

So wurde ein Gelag’ beschlossen
das Unglück mit viel Schnaps begossen
Auf Tischen tanzt es sich so gut
es zählt nicht mehr, was man so tut

Ob man küsst nun oder singt,
ob man auf dem Boden ringt,
ob man schreit und ob man lacht,
oder sich zum Deppen macht.
Nichts davon zählt wirklich mehr
lauert schon das Bleichenheer

Es stirbt sich gut mit Schnaps im Blut
viel besser als mit wenig Mut
Doch ist hier fast vergessen worden
Auf Ignaz von den Rattenhorden

Denn Ignaz kam nicht mehr zurück
Die sechse aber hatten Glück
Man rettete ihr Leben dann
Wenn sie auch lallten, munkelt man

Und Ignaz flieht – damals wie heute,
vor seinen Ängsten, liebe Leute.
Es sind nicht Liche oder Bleiche,
es sind nicht indharimsche Scheiche.

Es sind nicht stärk’re, größ’re Ratten
oder ihn zermalm’nde Platten
Es sind nicht rumspaziern’de Bäume,
aus anderem Stoff sind Rattenträume.

Des Ignaz’ größte Angst ist klar
eine Wanderbesenschar
Solang ihn keiner holt von drüben
Wird er die Flucht wohl weiter üben


Hochzeiten in Plattenrüstungen
Ein Kommentar vom Schmied ihres Vertrauens

Hochzeiten in Plattenrüstungen - Mit Geschepper und Geklimper an den Altar!

Die Gösselpost hat den Frühling gewissermaßen übersprungen, aber dennoch ein Thema in der, gefühlt lang vergangenen Ausgabe, angesprochen: Hochzeiten. Ich sage euch, es wird ein Sommer und Jahreslauf mit vielen Trauungen.
Aus diesem Grund – und aufrichtig gesprochen auch wegen Werbezwecken – rufe ich in der Kolumne dazu auf, zu erwägen in Plattenrüstung zu heiraten! Das schmeichelnde Metall spricht von Wohlstand und Kraft. Ihr müsst nicht einmal ein Krieger sein, nur die angeblich schönsten Stunden eures Lebens in dem Metall aushalten und werdet garantiert eure Angetraute von euren Qualitäten überzeugen.
Während die Frauen gerne auf Strumpfbänder zurück greifen, um die Hochzeitsnacht als besonders aufregend zu gestalten, gibt es doch nichts, was mehr Leidenschaft schürt, als ein Mann in Vollplatte. Jede Dame ersehnt sich tagtäglich ihren persönlichen, edlen Ritter, demnach soll sie in der Hochzeitsnacht erfahren, wie viel Aufwendung und Anstrengung es kostet, einen solchen aus seiner Wehr zu pellen. Es kann das Verlangen nur steigern und vermag gewiss als erwärmendes Vorspiel zu zählen, spätestens, wenn man beim Gambeson angekommen ist, das vor Vorfreude förmlich tropft.
Wer es konservativ angehen will, im Sinne der Tradition etwas neues, altes, blaues und geliehenes am Altar zu tragen, der soll bei seinem Schmied des Vertrauens nachhaken. Etwas altes findet sich sicher in der Werkstatt, ansonsten tut es Flugrost an der Wehr und etwas Neues lässt sich rasch erhandeln oder durch eine fachmännische Politur erschaffen. Etwas Blaues erhaltet ihr, wenn ihr auf unverschämte Weise mit dem Handwerker feilscht. Blaue Augen – selbst wenn auch nur eines – wirken betörend auf die Braut. Beim geliehenen weise ich aber zur Vorsicht. Zieht nicht den Rat eines Ravinsthalers zu Gute, denn gestohlen ist nicht gleich geliehen. Vereinbart ein passendes Pfand für den geliehenen Gegenstand, möglichst nicht die Braut, sonst steht ihr alleine vor dem Altar.
Für diejenigen, die nicht der kompletten Verhüllung in Metall zugetan sind, empfiehlt sich ein Helm für die Dame, welcher den Schleier ersetzt und an Eleganz nicht zu übertreffen ist.
Soviel zu den unbestreitbaren Vorteilen einer Plattenrüstung vor dem Traualtar. Falls ihr bedauerlicherweise noch auf der Suche nach dem richtigen Partner seid und darüber hinaus an die einundzwanzig glaubt, besucht das Fest des wallenden Blutes am 25. Brachet in Rabenstein. Wenn ihr bei der Bändchenjagd nicht fündig werden, lässt das anschließende Saufgelage sicher das ein oder andere unliebsame Makel im Gesicht des anderen oder der anderen verschwinden.

Es grüßt,
der Schmied ihres Vertrauens


Gerüchte und Neuigkeiten

Der Bau eines Mondwächterzeltes vor den Toren Löwenstein sorgte erst vor kurzem für einen Eklat zwischen Mithraskirche, Rabenkreis, und dem Bürger Löwensteins Wegas Junktor. Den Quellen der Gösselpost zufolge berief sich der Rabenkreis bei diesem Bau auf eine alte Erlaubnis aus Stadtratszeiten, während die Kirche diese Vereinbarung als nicht mehr zeitgemäß ansah. “Dieser Wisch ist ja älter als Gerasch!” soll unbestätigten Berichten zufolge Ihre Seligkeit Winkel empört ausgerufen haben. Wie genau Wegas Junktor in diese Geschichte verstrickt ist, konnten wir bislang leider nicht herausfinden - doch man kann sich sicher sein, dass dieser umtriebige Herr seinen Einfluss bald offenbaren wird.

Der altehrwürdige Ritteroden von Amhran ist unter der Leitung des wundersamerweise überlebenden (gewisse Stimmen sagen auch: unsterblichen) Reichsritters Viktor Zornbrecht von Amhranwieder zum Leben erweckt worden. Die Mitglieder des Ordens haben sich entschlussfreudig bereits darauf einigen können, einander nicht die Köpfe einzuschlagen. Die Gösselpost gratuliert!

Der ehemalige Bewohner des Armenviertels Arno Erenthal soll jungst zum Bürger ernannt worden sein und bemüht sich um die vakante Position des Kurators für Kunst und Kultur der Hauptstadt, indem er ein Museum aufbaut. Soweit bekannt, wurden alle bald zu sehenden Stücke der Ausstellung von ihren Besitzern vollkommen freiwillig gespendet, und zwar nicht erst nachdem Herr Erenthal ihnen spätabends in dunklen Gassen begegnet sei. Herr Erenthal geht nun einmal nachts gern spazieren und unterhält sich auch gern mit anderen Menschen. Wir von der Gösselpost finden das löblich. Ein Hoch auf Herrn Erenthal!

Im Freiherrentum Eisenthal ist ein wichtiger Fund gemacht worden. Bei Durchbrucharbeiten in einer der eisenthaler Minen wurde die sagenumwobene Mondstahlesse wiederentdeckt. Offenkundig war der mithrasgefällige Ort bei einem Stolleneinsturz vor Jahrzehnten begraben worden. Seit dem sollen Massenpilgerungen von Minenarbeitern aus ganz Amhran nach Eisenthal unterwegs sein, wo es bereits zu den ersten Kämpfen um die vielversprechendst aussehenden verlassenen Stollen kam. “Wer weiß, was wir hier noch alles finden. Angeblich ist hier auch ein Piratenschatz irgendwo vergraben. Und Drachengold. Und der Stein der Weisen. Man weiß ja nie.” so einer der fleißigen Arbeiter gegenüber der Gösselpost.

Das Glückskind des Jahres (oder gar des Jahrzehnts) scheint derweil die Edle Kalirana Brandt von Löwenstein zu sein. Nicht nur erhielt sie die Statthalterposition im Südwald und eine Adelung gleich hinterher, nein, am Abend ihrer Erhebung in den Adelsstand hat der begehrteste Junggeselle Löwensteins, Ser Darius Savaen von Löwenstein höchstpersönlich, um ihre Hand angehalten. Und während die Hälfte der ledigen Löwensteinerinnen ob dieser Neuigkeiten Trauer trägt, kennt das junge Glück keine Grenzen - die Hochzeit soll noch in den nächsten Monden erfolgen. Selbstverständlich bleibt das Paar jedoch, wie es sich geziemt, bis zur Hochzeitsnacht einander fern. Die Gösselpost weist mit Nachdruck darauf hin, dass Ser Savaen am Abend der Verlobung nicht im gleichen Haus wie die Edle nächtigte, und ganz sicher auch nicht in ihrem Zimmer, oder gar ihrem Bette. Er war ganz woanders. Wirklich.


Eine weitere Hochzeit bahnt sich derweil in einer gänzlich unerwarteten Ecke an. Gerüchteweise soll die städtische Schultheiß Misitia neuerdings der allgemeinen Suche nach einem Lebensgefährten gefolgt sein und sich verlobt haben. Der glückliche Auserwählte Siegfried J. (voller Name der Redaktion bekannt) soll ebenso der hermetischen Zunft angehören und, wie man munkelt, sogar von hohem Stande sein. Genaueres wird die Zukunft jedoch sicherlich bald mit sich bringen. Die Gösselpost gratuliert einstweilen!

Die Löwensteiner Wache nimmt ihren Dienst am Bürger ernst. Nicht nur werde man beschützt und mit sicherheitsspendenden Nachtrundgängen und Überraschungskontrollen am Löwentore beglückt, nein, man macht es sich nunmehr auch zur Aufgabe, die Bevölkerung der Stadt mit wichtigen Informationen zu versorgen. So rufen die Wächter der Ordnung neuerdings zu jeder vollen Stunde lauthals die Uhrzeit heraus - eine Maßnahme, die vor allem des nachts für besonders intensive Gefühle (der Dankbarkeit) bei den Stadtbewohnern sorgt.

Geschrei ganz anderer Art sorgte erst vor wenigen Tagen im Marktviertel Löwensteins für Aufruhr. Ein Fräulein Veltenlyn Gwendobruch und ein Herr Kinster Gorenstrauch (Namen von der Redaktion geändert) sollen sich im “Löwen” zu unheiliger Stunde lautstark gegenseitig unzureichende Liebe, Verrat, und einen allgemein verurteilenswerten Charakter unterstellt haben - ein Ereignis, das dank offener Fester über den ganzen Markt hallte, und an dem bald etliche des Schlafes beraubte Löwensteiner mit ebenso lautstarken Kommentaren teilnahmen, so dass der Streit sich rasch über das gesamte Marktviertel ausdehnte. Auf diesem Wege konnte bald ein jeder in der Nähe Weilende erfahren, dass Herr Gorenstrauch gern im Gebüsch herumkriecht, dass Fräulein Gwendobruch drei Kinder erwartet, dass Herr Zobel bei einem Schäferstündchen gestört wurde, dass Fräulein Strastenberg keine Zerstörung des Taverneneigentums duldet, dass Fräulein Gomolka gern in Ruhe nähen möchte, und dass Fräulein Adler Küsse bei Ehestreit empfiehlt. Trotz der ausufernden Ruhestörung konnte die Stadtwache jedoch keine Festnahmen verzeichnen. “Wir wollten doch auch erfahren wie es ausgeht,” so Stadtwächter Holden William K.

Tatsächlich vorausgabt sich unsere Stadtwache ohnehin über alle Maßen. Man ist sich etwa nicht zu schade, sich auch privat um die Anliegen besorgter Bürger zu kümmern, ganz gleich, ob diese aus Löwenstein stammen, oder nicht. Ein strahlendes Beispiel für diese löbliche Herangehensweise zeigt der Oberleutnant der Stadtwache Harold Vanke, welcher sich nunmehr öfter mit der Verlobten des Freiherren von Hohenquell, Fräulein Dämmerstein, treffen soll: Selbstverständlich und ganz offensichtlich nur zu dem Zwecke, sie in Sicherheitsbelangen zu beraten, und das sogar in seiner raren Freizeit. Die Gösselpost spricht dem Oberleutnant ihren Lob aus - so hat gute Stadtwachenarbeit auzusehen. Immer anwesend. Immer zu Diensten. Immer bereit!

Von Südwald her breitet sich eine rätselhafte Gnadenkrautschwemme über die städtischen Märkte aus. Die ansässigen Händler sind empört - plötzlich will man ihnen kaum noch etwas für das vor kurzem noch so begehrte Kraut zahlen. Doch auch der einfache Marktbesucher hat mittlerweile Grund zum Ärger. “Erst kürzlich packte man mir auf dem Markt Gnadenkraut anstelle von Dill und Salatblättern ein,” berichtet die rabensteiner Hausfrau Isabelle M. händeringend. “Da hätte ich auch in Rabenstein einkaufen können, da packen sie einem wenigstens Gras ein, das hinterher die Pferde fressen können.” Die Gösselpost ermittelt in dieser Sache und wird ihre werte Leserschaft auf dem Laufenden halten.

Der immer noch flüchtige Hermetiker, Konspirateur und insgesamt gruseliger Gesell Wilhelm Andras hat es immer schwerer, auf freiem Fuße zu bleiben. Die Bemühungen der löwensteiner Stadtwache und Sonnenlegion werden seit Neuestem durch einen hochkarätig besetzten Suchtrupp unter dem Kommando des Spiegelopfers Leevin Waldwind unterstützt. Jener begann seine Suche nach dem verbrecherischen Andras vor einigen Tagen in Candaria, dabei in die großen und ehrenhaften Fußstapfen des ehemaligen Lehensritters Morgenstern tretend, der ebenfalls wusste, dass alle großen Unternehmungen in Candaria beginnen sollten - ganz gleich, wo ihr eigentlicher Quell vermutet werden könnte. Die Gösselpost wünscht viel Glück!

Die Sonnenlegion der Mithraskirche erhält womöglich Nachwuchs! Die Novizin der Legion Marit Stein ist jüngst dabei gesehen worden, wie sie barfüßig und in einfachen Gewändern von Gerüsteten durch die Stadt gescheucht wurde. Einigen vagen Gerüchten zufolge soll dies der Beginn einer Reise sein, die einen jeden Novizen bis nach Greifanger führt, wo jener als letzte Prüfung vor der Weihe zum Legionär eine der toten Möwen von dem Turm des ehemaligen Statthalters Seekliff zu holen habe - ein Unterfangen, das sich wesentlich leichter gestaltet, seit der Statthalter verschieden ist und den Novizen bei dieser Aufgabe nicht mehr mit der Armbrust auflauert. Wir von der Redaktion jedenfalls drücken der Novizin alle Daumen!

Vor kaum zwei Wochenläufen wurde Löwenstein von einem Wanderzirkus besucht - böse Zungen behaupten auch, man müsse hier eher von einer Heimsuchung sprechen. Nicht nur, dass der Wanderzirkus nicht viel außer Lärm und bunten Lappen zu bieten hatte, die Schausteller sahen zudem den für ihre Unansehnlichkeit bekannten Grauwölfen ähnlich. Ein besonders hässliches bärtiges Weib soll dabei einen löwensteiner Wächter so sehr mit ihrem Hüftenspiel in Bedrängnis gebracht haben, dass dieser gezwungen war, seinen Knüppel einzusetzen, um der Situation wieder Herr zu werden.

Eine Krise ganz eigener Art soll die Damenwelt Löwensteins erwischt haben. So sollen die Damen der Stadt sich neuerdings fürchten, in den Spiegel zu blicken - weiß man schließlich nicht, ob man nicht plötzlich auf der anderen Seite des Glases landet. Zeichen dieses Untergangs von Stil und Sitte sieht man etwa bei Fräulein Galaria Ganter, das man zuletzt erst mit schlecht gemachten Haaren beobachtete, während Fräulein Strastenberg dabei erwischt wurde, mit schief aufgetragenem Lippenstift durch die Straßen zu eilen. Dabei besteht gar kein Grund zur Sorge, weiß Experte für Experimentalmagie und Haussanierung Darius Zebol: “Ein ganz gewöhnlicher Spiegel, wie er bei einem jeden im Schlafzimmer hängt, hat keinerlei magische Fähigkeiten. Ihr könntet Euch sogar zur dunkelsten Nachtstunde davorstellen und drei Mal den Truchsess anrufen, es würde nichts passieren. Es ist sicher.”


Umfrage

So viel auch beantwortet sein mag, so viele Rätsel ranken sich dennoch um die weiterhin um die Spiegel aus der Kanalisation. Daher fragen wir nun Euch, werte Leserschaft: Was steckt tatsächlich hinter den Spiegeln?

  1. Die Anderswelt
  2. Das Reich der Träume
  3. Das Reich der Ängste
  4. Die Möglichkeit, ungestraft Einbrüche zu begehen
  5. Euer unrasiertes Anlitz am Morgen
  6. Eine Geheimeinrichtung der Hermetiker
  7. Die Antwort auf alle Fragen
  8. Der Truchsess. Irgendwo ist immer der Truchsess.
  9. Eure Mutter
  10. Die Redaktionszentrale der Gösselpost
  11. Anderes, und zwar...

Obacht! Unter den ersten fünf Einsendern der Lösung des Rätsels in dieser Ausgabe, verlosen wir einen Dispens der Kirche hinsichtlich der Eheschließung von und mit Legionären der Sonnenlegion.*

*Anm. der Redaktion: Die Kirche hat uns keine offizielle Zusage hierzu gegeben. Wir vertrauen auf freiwillige Kooperation und übernehmen darüber hinaus keinerlei Verantwortung. Mithras wird es fügen.


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